Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel

Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel

Titel: Taran Bd 2 - Der schwarze Kessel
Autoren: Lloyd Alexander
Vom Netzwerk:
der Junge spürte sofort, dass Adaons Blicken wenig verborgen blieb.
    »Das trifft sich ja!«, sagte Adaon, während er Taran und seinen Freunden die Hand drückte. »Den Barden des Nordens sind eure Namen nicht unbekannt.«
    »Bist etwa auch du ein Barde?«, fragte Taran.
    Adaon schüttelte lachend das Haupt. »Wenn es nach meinem Vater gegangen wäre, hätte ich längst die Prüfungen abgelegt«, sagte er. »Doch ich beschloss zu warten damit, weil es noch viele Dinge gibt, die ich lernen möchte.«
    Adaon wandte sich Fflewddur zu. »Mein Vater sendet dir Grüße und fragt, wie du mit der Harfe zurechtkommst, die er dir zum Geschenk gemacht hat. Im Augenblick sehe ich, ist sie nicht ganz in Ordnung.«
    »Tja«, räumte Fflewddur verlegen ein. »Ich habe gewisse Schwierigkeiten mit ihr. Mitunter erliege ich der Versuchung, die Dinge ein wenig farbiger darzustellen, als sie sich von Natur aus zeigen, was in den meisten Fällen kaum zu umgehen ist. Doch wann immer ich meiner künstlerischen Eingebung folge, ist dies das Ende vom Lied!«
    Seufzend deutete er auf die geborstenen Saiten.
    Adaon lachte freundlich und sprach ihm Mut zu. »Deine Geschichten«, rief er, »sind alle Harfensaiten in Prydain wert, glaub mir das!«
    Dann wandte er sich an Taran und Doli. »Ihr müsst versprechen«, bat er sie, »dass ihr mir nächstens von euren ruhmreichen Taten berichtet. Jetzt muss ich zum Fürsten Gwydion.«
    Er verabschiedete sich von ihnen und ritt davon.
    Fflewddur blickte ihm nach und sagte voll Zuneigung und Bewunderung: »Es kann sich um nichts Geringes handeln, wenn Adaon hier ist, einer der tapfersten Männer, von denen ich weiß. Und mehr noch: Er hat das Herz eines echten Barden. Der Tag wird kommen, da wird er unter den Sängern einer der größten sein. Denkt daran, was ich euch gesagt habe!«
    »Er kennt tatsächlich unsere Namen?«, fragte Taran. »Und es ist wahr, dass man unsere Taten in Liedern besingt?«
    Fflewddur strahlte über sein Pferdegesicht. »Ich selbst habe unseren Sieg über den Gehörnten König in Verse gebracht«, gestand er. »Ein bescheidenes Stückchen Dichtkunst, gewiss – und dennoch erfüllt es mich mit Genugtuung, wenn ich sehe, welch große Verbreitung es mittlerweile gefunden hat. Lasst mich diese vermaledeiten Saiten flicken, dann will ich es euch mit Freuden darbieten!«
    Am frühen Nachmittag, nachdem alle sich ein wenig erfrischt hatten, rief Coll die Gäste in Dallbens Stube zusammen, wo eine lange Tafel bereitstand, mit Sitzgelegenheiten zu beiden Seiten. Taran stellte verwundert fest, dass der Meister offenbar den Versuch unternommen hatte, in seiner von Büchern und allerlei altem Plunder angefüllten Behausung ein wenig Ordnung zu machen. Nicht ohne Schaudern gewahrte er hoch auf dem obersten Wandbord das »Buch der Drei«, jenen schweren, in Leder eingebundenen Folianten, woraus Dallben sein geheimes Wissen schöpfte.
    Auf einmal packte der Barde Taran am Ärmel und zog ihn beiseite. Ein dunkelbärtiger Krieger betrat den Raum. »Eines ist sicher«, wisperte Fflewddur, »es handelt sich nicht um ein Erntefest. Sieh doch, wer da gekommen ist!«
    Der Fremde trug eine prächtige Rüstung. Die schmale Nase gab seinem Gesicht etwas Falkenhaftes. Nachdem er sich leicht vor Gwydion verneigt hatte, nahm er einen Sitz an der Tafel ein und musterte eiskalten Blickes die Runde der Übrigen.
    »Wer ist das?« Taran getraute sich kaum, den Mann in der prächtigen Rüstung anzusehen.
    »König Morgant von Madoc«, flüsterte Fflewddur. »Nach Gwydion ist er der kühnste Feldherr in Prydain, ein Treueschwur bindet ihn an die Söhne des Hauses Don. Ihm wird nachgesagt, dass er Gwydion einige Male das Leben gerettet hat. Das glaube ich unbesehen. Im Kampf wirkt er wie aus Eis, er ist ganz und gar furchtlos. Wo Morgant die Hand im Spiel hat, geht es um keine geringe Sache, darauf kannst du Gift nehmen. – Aber was höre ich da? Das muss König Smoit sein, den kannst du immer schon hören, bevor du ihn zu Gesicht bekommst!«
    Unter brüllendem Gelächter kam an Adaons Seite ein Hüne von Kriegsmann hereingestampft. Er überragte alle im Raum Versammelten. Ein roter Bart umflammte sein Gesicht, das kreuz und quer von alten Wunden verschrammt war.
    »Was für ein Bär!«, raunte Fflewddur dem Jungen zu. »Aber es ist nicht das winzigste Körnchen Böses in ihm. Als sich die Herren der südlichen Königreiche gegen die Söhne des Hauses Don erhoben, gehörte Smoit zu den wenigen, die sich den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher