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Tanz um Mitternacht

Titel: Tanz um Mitternacht
Autoren: Kat Martin
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erreichte er das Festland. Von dort trat er die Heimreise nach Holland an. In seiner schriftlichen Aussage behauptete er, bei jenem Kampf auf Leben und Tod sei der Erste Offizier schwer verletzt worden und wahrscheinlich auf der Insel gestorben.«
    »Wenn die Kette auf Santo Amaro zurückblieb - warum ist Van der Hagen nicht hingefahren, um sie zu holen?«, fragte eine Dame, die einen eleganten Strohhut trug.
    »Darum hat er sich bemüht. Vier Jahre lang versuchte er, Geld für die Reise zur Insel aufzutreiben. Aber niemand glaubte seine Geschichte.«
    »Ihr Vater offenbar schon, Miss Harmon«, erklang Rands trockene Stimme in der letzten Sitzreihe, und drei Dutzend weibliche Köpfe wandten sich zu ihm.
    »O ja. Er brachte genug Kapital für die erste Expedition zusammen. Aber unsere Vorräte gingen zur Neige, bevor wir die Halskette finden konnten. Leider verlor mein Vater durch diesen Misserfolg das Vertrauen seiner amerikanischen Geldgeber, und deshalb sind wir nach London gekommen.«
    »Aber wenn ihn die Amerikaner nicht unterstützen...«
    Unbeirrt fiel Caitlin der Frau ins Wort und hielt eine Silbermünze hoch. »Das ist ein holländischer Silbergulden, 1724 geprägt. In diesem Jahr ging, den holländischen Seefahrtsberichten zufolge, das Sklavenschiff Zilverijder unter. Diese Münze und ein paar andere grub mein Vater auf Santo Amaro aus, zwei Wochen vor unserer Reise nach England.«
    Ein Raunen ging durch die Menge, und Rand empfand widerwillige Bewunderung für die Amerikanerin. Mochte sie die Wahrheit erzählen oder nicht, sie wusste das Publikum in ihren Bann zu ziehen.
    Während der nächsten Minuten beantwortete sie die Fragen der aufgeregten Frauen.
    »Was mich interessieren würde, Miss Harmon...« In der ersten Reihe beugte sich eine dünne, unscheinbare Dame vor. »Ist es nicht schwierig für eine junge Frau von - zwanzig Jahren...?«
    »Einundzwanzig.«
    »Nun, ich bin einige Jahre älter. Trotzdem würde ich’s nicht ertragen, auf einer einsamen Insel zu leben. Mit einundzwanzig war ich bereits verheiratet und die Mutter zweier wundervoller Kinder.«
    »Natürlich habe ich mir ein anderes Leben vorgestellt«, gestand Cait lächelnd. »Eine Ehe, eine Familie - das wünschen sich die meisten Frauen. Aber ich finde die Arbeit meines Vaters wichtiger. Und offen gestanden, ich genieße meine Unabhängigkeit. Die müsste ich aufgeben, wenn ich heirate, und dazu bin ich nicht bereit.«
    Nachdenklich starrte Rand vor sich hin. Also legte Cait Harmon keinen Wert auf die Ehe. Das gefiel ihm. Auch er wollte sich nicht binden. Aber wenn ihn seine Instinkte nicht trogen, fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Und er begehrte sie immer leidenschaftlicher. Außerdem musste er irgendwie an Talmadge herankommen. Dabei würde sie ihm vielleicht helfen.
    »Santo Amaro ist die entlegenste Insel des Kapverdischen Archipels«, fuhr Cait fort. »Dort herrscht wegen der unmittelbaren Nähe zum Äquator ein tropischeres Klima als auf den anderen Inseln. An der Küste ist es sehr schön, im Landesinneren gefährlich. Bisher haben unsere Entdeckungsreisen nur in den Wald am Ende des Strands geführt, wo wir das Lager der Schiffbrüchigen von der Zilverijder vermuten.«
    »Und in diesem Lager hofft Ihr Vater, die Halskette der Kleopatra zu finden«, warf Rand ein.
    »Ja«, bestätigte sie in jenem selbstsicheren Ton, der ihn von Anfang an fasziniert hatte. »Mit der Unterstützung wohlgesinnter Freunde werden wir die Kette ganz sicher finden.«
    Über den Köpfen der Frauen begegnete er Caitlins Blick. Beinahe gewann er den Eindruck, die leuchtenden grünen Augen würden ihn berühren, und sein Herz schlug schneller. Unglaublich, dass eine Frau, die er über mehrere Zuschauerreihen hinweg beobachtete, ein so heißes Verlangen entzünden konnte...
    Nun beantwortete sie weitere Fragen. Aber er hatte genug gehört. Caitlin Harmon war hinreißend, so feurig wie ihr Haar, genau die Frau, die er sich beim perlenden Klang ihres Gelächters vorgestellt hatte. Dass sie sich an betrügerischen Machenschaften beteiligte, wollte er nicht glauben. Andererseits - nach den Informationen, die er bis jetzt gesammelt hatte, erschien ihm alles möglich.
    Während sie das Gespräch mit ihrem Publikum fortsetzte, ging er zur Tür. Melodisch lachte sie über die Bemerkung einer Dame, und er drehte sich ein letztes Mal zu ihr um. Noch nie war er einer so betörenden Frau begegnet. Sie war überaus klug und temperamentvoll. Und er wollte die Flammen
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