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Tanz mit dem Teufel

Tanz mit dem Teufel

Titel: Tanz mit dem Teufel
Autoren: Daniel Depp
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sorgfältig wieder zusammen, genau so, wie er es vorgefunden hatte. Legte es zurück in die Schublade.
    Sagte: »Herzlichen Glückwunsch, Sie wurden soeben von Captain Midnight gefickt. Hey-ho, volle Kraft voraus!«
    Und weg war er.

2
    Jerry Margashak stand im Restaurant des Bonaventure Hotels, um ihn herum an die hundert Leute, die er auf den Tod nicht ausstehen konnte. Die meisten von ihnen hatte er zwar noch nie im Leben gesehen, aber da ihm die wenigen Figuren, die er tatsächlich kannte, herzlich zuwider waren, ging er der Einfachheit halber davon aus, dass er auf den großen Rest ebenfalls mit Dank verzichten konnte. Er hatte mehr als nur ein Glas über den Durst getrunken, aber das war bei ihm nichts Ungewöhnliches. Wo er auch hinsah, überall bliesen irgendwelche Verleihfuzzis den Kritikern und Studiobossen Zucker in den Arsch. Nach der Vorpremiere in der Stadt hatte sich das ganze Pack ins Hotel vertagt, um sich auf Kosten der Produktionsfirma zu besaufen, Drogen an Land zu ziehen und eine heiße Nummer fürs Bett aufzureißen.
    Der Film, Jerrys Film, der Film, für den er (zumindest theoretisch) das Drehbuch geschrieben und bei dem er Regie geführt hatte, war bei den Testvorführungen so gut angekommen, dass keine größeren Änderungen mehr nötig waren. Die Geldgeber rieben sich die Hände. Die heimischen und europäischen Verwertungsrechte, ohne deren Verkauf das Projekt nie hätte realisiert werden können, waren längst unter Dach und Fach. Nun ging es nur noch darum, den Rest der Welt zu erobern. Und deshalb musste Jerry sich heute unter die internationale Filmschickeria mischen und sich alle paar Minuten sagen lassen, wie genial er war. Was das Letzte war, das er hören wollte.
    Aus dem dichtesten Getümmel heraus versuchte eine Blondine verzweifelt, ihm schöne Augen zu machen.
    »Das halb nackte Häschen in dem roten Fummel holt sich noch einen Leistenbruch, wenn du ihr weiter die kalte Schulter zeigst«, sagte Annie Michaels.
    Annie war seine Agentin, und Jerry hasste sie ebenfalls wie die Pest, aber wie die meisten anderen in diesem Haifischbecken hatte auch sie ihn in der Tasche.
    »Ich kann sie nicht ausstehen«, knurrte Jerry.
    »Kennst du sie?«
    »Nein.«
    »Gibt es eigentlich irgendwen, den du nicht hasst?«
    »So wird man wenigstens nicht enttäuscht.« Er trank einen Schluck Champagner. »Dann kann es immer nur aufwärts gehen.«
    »Und? Was meinst du?«, fragte sie. »Bist du zufrieden?«
    »Ich krieg mich gar nicht wieder ein.«
    »Alle waren begeistert. Du bist ein Star.«
    »Ich will kein Star sein.« Er trank weiter. »Ich will der Typ sein, der einen wirklich guten Film gemacht hat, was man von diesem Streifen beim besten Willen nicht behaupten kann.«
    Sie hakte sich bei ihm unter und bugsierte ihn aus dem Gedränge.
    »O nein, Freundchen«, sagte sie. »Nicht hier und nicht jetzt. Wenn du dich unbedingt aufführen musst wie ein Kleinkind, bitte schön: Geh ins Hotel, gib dir die Kante und jammer der Kloschüssel was vor.«
    »Das ist der letzte Müll, Annie. Das ist nicht mehr mein Film. Spätestens seit Frank und der Zweitregisseur – dieser Nichtskönner, der meint, für einen dramaturgischen Höhepunkt müsste man bloß jemandem mit einer Kettensäge den Kopf spalten – ohne mein Wissen die Wüstenszenen nachgedreht haben. Und dann haben die Schweine ihn auch noch umgeschnitten. Ach, was sag ich, zermetzgert haben sie ihn. Wenn ich nicht Angst um meine Kohle haben müsste, würde ich meinen Namen zurückziehen. Apropos, wo bleibt überhaupt der Rest von meinem Geld?«
    Ein aalglatter Typ, der ganz so aussah, als gehörte er in die zweite Riege des Studiomanagements, schüttelte Jerry die Hand.
    »Glückwunsch!«, sagte er. »Geiler Streifen. Muss ein tolles Gefühl sein. Endlich die wohlverdiente Anerkennung. Aber da mussten Sie ja auch lange genug drauf warten, was?«
    »Stimmt«, antwortete Jerry. »Und ob.«
    »Ich sehe schon den Oscar winken«, fuhr der Aalglatte fort. »Beste Regie. Den Golden Globe haben Sie auf jeden Fall in der Tasche.«
    »Wer hat letztes Jahr gewonnen?«, fragte Jerry.
    »Hä?«
    »Wer hat letztes Jahr den Golden Globe für die beste Regie bekommen?«
    Der Mann überlegte. »Ist ja ein Ding. Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Sehen Sie?«, sagte Jerry. Und an Annie gewandt: »Wo steckt er?«
    »Wer?«
    »Stell dich nicht döfer, als du bist. Frank. Wo hat sich das verdammte Frettchen verkrochen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ist er hier? Wo ist die
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