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Tanz im Dunkel

Tanz im Dunkel

Titel: Tanz im Dunkel
Autoren: Charlaine Harris
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konnten.
    “Überhaupt nicht”, versicherte sie. Doch sie konnte ihr Lächeln nicht verbergen.
    “Hast du schon einmal mit einem Vampir geredet?”
    “Nein. Oh, warte. Doch, habe ich. Bei einem Schönheitswettbewerb, an dem ich einmal teilgenommen habe. Ich glaube, es war die Wahl zur Miss Rockland Valley. Er war einer der Juroren.”
    Von den unzähligen Möglichkeiten zu reagieren wählte Sean, der Vampir, ausgerechnet die Frage: “Hast du gewonnen?”
    Sie blickte auf und sah ihm direkt in die Augen. Er hätte nicht gelangweilter und gleichgültiger wirken können. Das hatte einen merkwürdig beruhigenden Effekt auf Rue. “Ja, habe ich”, antwortete sie.
    Ihr fiel das süffisante Lächeln des Vampir-Jurors wieder ein, als sie ihm damals erzählt hatte, dass sie sich in einem “Verein” für Toleranz gegenüber übernatürlichen Wesen von Seiten der Regierung engagierte. Dabei hatte sie bis zu diesem Augenblick noch nie ein übernatürliches Wesen zu Gesicht bekommen! Was für ein naives Dummchen sie doch gewesen war. Doch ihre Mutter hatte damals gedacht, dass dieses Thema sehr aktuell war und mit Sicherheit bei der Jury gut ankommen würde. Die Regierung der Vereinigten Staaten und die der einzelnen Bundesstaaten hatten alle Mühe, die Koexistenz von Menschen und Vampiren zu regeln, seit die Vampire vor fünf Jahren öffentlich bekannt gegeben hatten, dass sie in der Welt der Menschen existierten.
    Die Entwicklung von synthetischem Blut mit dem richtigen Nährstoffgehalt für Vampire hatte dieses Outing ermöglicht, und im Laufe der letzten fünf Jahre hatten sich die Vampire in einigen Ländern einen Platz in der Gesellschaft erarbeitet. Rue allerdings hatte, trotz ihres “Vereins”, jeglichen Kontakt mit den Untoten vermieden. Ihr Leben war schon schwierig genug, ohne dass es einer zusätzlichen Problematik bedurft hätte, die so brisant wie die der Vampire war.
    “Ich weiß einfach nicht besonders viel über Vampire”, fügte sie entschuldigend hinzu.
    Seans kristallblaue Augen waren ziemlich unpersönlich auf sie gerichtet. “Dann wirst du einiges lernen”, sagte er ruhig. Er hatte einen leichten irischen Akzent; sein “lernen” hörte sich wie “lärrnen” an.
    “Darf ich bitten?”, fragte er formvollendet.
    “Gern, danke”, antwortete sie automatisch. Sylvia hatte bereits eine andere CD in den Player gelegt und drückte auf Start.
    Sie begannen mit einem Walzer und bewegten sich so geschmeidig zu den Klängen, dass Rue fast das Gefühl hatte zu schweben. “Jetzt kommt Swing”, murmelte er, und nun berührten ihre Füße tatsächlich das Parkett nicht mehr, während ihr schwarzer Rock bei jeder Drehung in weitem Bogen flatterte. Dann hatte sie wieder Boden unter den Füßen und tanzte.
    Es war ein Genuss, wie Rue ihn schon seit Jahren nicht mehr erlebt hatte.
    Als es vorbei war und sie sah, dass sein Blick immer noch kühl und unnahbar war, fiel es ihr leicht, sich zu Sylvia umzudrehen und zu sagen: “Falls Sie zu der Entscheidung kommen sollten, dass ich für Sie arbeiten soll, würde ich gern mit Sean tanzen.”
    Das gekränkte, säuerliche Lächeln, das über Thompsons Gesicht huschte, erschreckte Rue.
    Sylvia wirkte ein wenig überrascht, doch nicht unzufrieden. “Großartig”, sagte sie. “Es ist nicht immer leicht …” Sie unterbrach sich, als sie merkte, dass jede Art, ihren Satz zu vollenden, taktlos sein könnte.
    Julie strahlte. “Dann tanze ich mit Thompson”, erklärte sie. “Ich brauch auch einen Tanzpartner.”
    Wenigstens habe ich Julie glücklich gemacht, dachte Rue. Ihr zukünftiger Partner äußerte sich überhaupt nicht. Sean wirkte weder glücklich noch unglücklich. Er nahm ihre Hand, beugte sich über sie und ließ sie wieder los. Rue glaubte gespürt zu haben, wie kalte Lippen ihre Finger berührten, und erschauerte.
    “Nun zu den Details”, sagte Sylvia energisch. “Hier ist ein Vertrag, den Sie unterschreiben müssen. Nehmen Sie ihn mit nach Hause und lesen Sie ihn sich durch. Es ist nichts Kompliziertes.” Sie reichte Rue ein Blatt Papier. “Sie können ihn von Ihrem Anwalt durchsehen lassen, wenn Sie möchten.”
    Etwas Derartiges konnte Rue sich nicht leisten, doch sie nickte und hoffte, dass man ihr nicht ansah, was sie gerade dachte.
    “Wir haben einmal im Monat eine Besprechung”, fuhr Sylvia fort. “Blue Moon und Black-Moon zusammen. An diesen Treffen müssen Sie teilnehmen. Wenn Sie bei einem Termin, für den Sie engagiert sind, nicht
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