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Tanz im Dunkel

Tanz im Dunkel

Titel: Tanz im Dunkel
Autoren: Charlaine Harris
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ausstrecken konnte. Doch das war im Augenblick ihre geringste Sorge.
    “Du kannst wie ich sein”, sagte er, und nun verstand sie endlich.
    “Sterbe ich?”, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    “Ja. Ich war nicht schnell genug und habe alles nicht genau genug geplant. Und dann hast du dafür gesorgt, dass er dich statt mich erwischt. Warum, Rue? Warum?”
    Rue konnte nicht erklären, dass sie einfach instinktiv reagiert hatte. Niemals hätte sie es ertragen mitanzusehen, wie sich das Messer in ihn gebohrt hätte. Hätte sie auch nur eine Sekunde nachgedacht, hätte sie zwar wissen müssen, dass er – im Gegensatz zu ihr – überleben konnte. Doch sie hatte nicht nachgedacht. Und auch jetzt war ihr Verstand nur ein winziges Flackern am Grunde eines Brunnens voll unerträglicher Schmerzen.
    “Wenn ich dich in jemanden wie mich verwandle, wirst du leben”, sagte er.
    Der Augenblick, eine Entscheidung dieser Tragweite zu treffen, ist nicht der gerade der günstigste, dachte Rue. Urplötzlich fiel ihr die Geschichte ein, die Sean ihr über seinen adeligen Dienstherrn erzählt hatte … Wie er sich über Sean hergemacht und ihn dann unbarmherzig seinem Schicksal überlassen hatte. Wenn Sean diese Metamorphose vom Mensch zum Vampir überstanden hatte, konnte sie das auch. Denn Sean war an ihrer Seite und würde ihr helfen.
    “Du gehst nicht weg?” Ihre Stimme zitterte und war so leise, dass Sean sie kaum hören konnte. Doch er verstand.
    “Niemals”, sagte er mit fester Stimme. “Wenn du mich so sehr liebst, wie ich dich liebe, stehen wir deine Verwandlung gemeinsam durch.”
    “Okay”.
Liebe
, dachte sie.
Er liebte sie
.
    “Jetzt?”
    “Jetzt. Ich liebe dich.” Sie konnte nur mehr mit großer Mühe sprechen.
    Ohne länger zu zögern, biss Sean zu. Rues Schmerzen waren mittlerweile so stark, dass sie seinen Biss kaum mitbekam. Dann spürte sie, wie er an ihrem Hals so heftig saugte, als wolle er sie leer trinken. Sie hatte Angst, doch keine Kraft, sich zu wehren. Und plötzlich, nach einem kurzen Augenblick, löste sich die graue Schwere in Rues Kopf auf, flog nach oben und nahm sie mit.
    “Da”, hörte sie jemand eindringlich sagen. “Du musst trinken, Rue. Layla. Du musst jetzt trinken.” Eine Hand drückte ihr Gesicht auf ein Stück nackte Haut, und sie spürte etwas über ihre Lippen rinnen. Wasser? Sie war sehr durstig. Als sie sich die Lippen leckte, merkte sie, dass es kein Wasser und auch nicht kalt war. Es war lauwarm und salzig. Doch sie war so ausgetrocknet, dass sie ihre Lippen auf die Haut presste und zu schlucken begann.
    Irgendwann später wachte sie wieder auf.
    Sie fühlte sich … merkwürdig. Zwar sehr schwach – aber schmerzfrei. Ihr fiel ein, wie sie damals im Krankenhaus aufgewacht war, als sie zum ersten Mal Carvers Opfer gewesen war. Sie erinnerte sich an die Infusionen, an den Geruch der Laken und die gedämpften Geräusche, die aus dem Krankenhausflur zu ihr ins Zimmer gedrungen waren. Hier drinnen aber war es viel dunkler.
    Sie versuchte, eine Hand zu bewegen. Es gelang. Sie tastete über ihren Körper und merkte, dass sie übel zugerichtet war. Und dass sie nicht allein an diesem dunklen Ort war. Da war noch jemand, der nicht atmete.
    Noch
jemand … der nicht atmete.
    Sie riss den Mund auf und wollte schreien.
    “Nicht, Liebling.”
    Sean
.
    “Wir sind … ich bin …”
    “Es war die einzige Möglichkeit, dir das Leben zu retten.”
    “Jetzt erinnere ich mich wieder.” Sie begann am ganzen Körper zu zittern. Sean nahm sie in den Arm und küsste sie erst auf die Stirn, dann auf den Mund. Sie nahm seine Berührungen so intensiv wahr, wie sie noch nie irgendeine Berührung empfunden hatte. Sie spürte jede Pore seiner Haut und jedes winzige Geräusch, das der Stoff seiner Kleidung machte. Sein Geruch erregte sie stark. Als er sie nun fast gierig küsste, war sie bereit.
    “Leg dich auf die Seite, mein Engel”, sagte Sean. Sie drehte sich zu ihm. Gemeinsam zogen sie ihr Höschen aus, und dann war er in ihr. Sie schrie auf vor Lust. Nichts hatte sich jemals so wunderbar angefühlt. Er fasste sie nun nicht mehr zart, sondern gröber an. Sie wusste, dass er es deshalb tat, weil sie nun das Gleiche war wie er, und seine Kraft ihr nicht wehtun würde. Ihr Orgasmus war von betäubender Intensität. Als es vorbei war, fühlte sie sich merkwürdig erschöpft. Sie war, wie sie feststellte, sehr hungrig.
    “Wann können wir hier raus?”, fragte
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