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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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Weile ertragen.«
    »Was mir wirklich schwerfällt.« Ich schenkte Aron ein dankbares Lächeln. Er war nicht nur mein Tutor, sondern auch mein Freund. Ich vertraute ihm.
    »Wusste Christopher auch von Sanctifers Sonderaufgabe ?«
    Aron sah mich mit zusammengezogenen Augenbrauen fragend an. »Welcher Sonderaufgabe?«
    Bevor ich antwortete, holte ich tief Luft. Christopher würde sich mit Sanctifer anlegen, wenn er davon erfuhr. »Versprich mir, es Christopher nicht zu erzählen.«
    Aron warf mir einen prüfenden Blick zu, dann nickte er. »Betrachte es als Geheimnis zwischen Schüler und Tutor«, antworteteer. Das Vertrauen schien auf Gegenseitigkeit zu beruhen.
    »Sanctifer hat mir eine Nachricht zukommen lassen und Teile von Christophers Wächterband, die ich suchen sollte – und danach ihn.«
    »Was du nicht getan hast!«
    »Nein – und ja«, gab ich kleinlaut zu. »Blöd wie ich bin.«
    »Oder gnadenlos verliebt«, schwächte Aron ab.
    »Das auch.« Wir lachten beide, bevor Aron wieder ernst wurde, damit ich fortfuhr.
    »Das letzte Stück fand ich oben auf dem Wetterengel.«
    »Und eine Windböe kam zufällig genau in dem Moment …«
    »… als ich runterkletterte«, bestätigte ich Arons Vermutung. »Deshalb bin ich abgestürzt und brauchte meine Flügel. Ich hoffe, du bist nicht allzu sauer. Immerhin habe ich das Wächterband dann doch nicht mitgenommen.« Dass Sanctifers Plan beinahe aufgegangen wäre, erschien mir unwichtig. Schließlich hatte ich die Prüfung trotzdem bestanden.
    »Ich bin nicht sauer. Weshalb sollte ich? Du hast mehr geleistet, als ich erwartet hatte. Vielleicht solltest du sauer auf mich sein«, gab Aron zu bedenken.
    »Ich?! Warum?«
    »Weil ich dir so wenig zugetraut habe.«
    »Woraus du hoffentlich etwas lernst«, erwiderte ich frech, bevor mir Christophers abweisende Reaktion wieder einfiel. Aron bemerkte meinen Stimmungsumschwung und deutete ihn richtig.
    »Gib Christopher noch ein wenig Zeit, damit klarzukommen, dass du jetzt zum Zirkel der Racheengel gehörst. Ihm wurde jahrhundertelang eingebläut, dass Racheengel sich hassen.«
    Arons Badezusatz wirkte mehr als belebend. Ich fühlte mich entspannt und voller Tatendrang zugleich und konnte kaumstill sitzen bleiben, während zwei äußerst geschickte Puttenengel um meinen Kopf herumschwirrten, meine Haare lockten, zu einer edlen Frisur auftürmten und mein Gesicht aufpolierten. Als Aron mich jedoch in das Zimmer mit meinem Kleid für den Ball führte, wurden meine Knie trotzdem ganz weich.
    »Christopher hat es ausgesucht«, erklärte er, bevor er mich allein ließ.
    Ein Traum in Rot. Kostbarste Seide, gerafft und von Perlen zusammengehalten, mit zu Blüten aufgedrehten Bändern, die den weitausgestellten Rock verzierten, dessen feines Gewebe auch das spitzenbedeckte Oberteil unterlegte. Die Korsage passte wie eine zweite Haut – Christopher schien meine Maße besser zu kennen, als ich dachte.
    Bevor ich die kunstvoll mit roten Federn, Spitze und Bändern verzierte Maske aufsetzte, blieb mein Blick in dem riesigen Spiegel hängen. Das Bild war mir fremd. Fremder als das Schattenwesen, das ich in dem Raum mit den tausend Spiegeln gesehen hatte. Es war mir leichtgefallen zu glauben, das Monster zu sein. Aber die Frau mit dem roten Kleid? Sah ich so aus? War ich das wirklich?!
    Zwei smaragdgrüne Augen erschienen im Spiegel über meiner Schulter. Christopher war unbemerkt ins Zimmer getreten.
    »Wenn du wissen willst, wer du bist, dann schau nicht in den Spiegel, sondern sieh in dein Herz – oder in die Augen desjenigen, der dich liebt.« Der dunkle Ton seiner Stimme sandte mir ein Kribbeln über die Haut. Seine Hände, die mir ein Collier mit einem auffällig grünen Stein anlegten, der im selben Farbton wie Christophers Smaragdaugen schimmerte, jagten prickelnde Schauer hinterher.
    »Verzeihst du mir?« Seine Lippen berührten meine nackten Schultern. »Dass ich dich so oft verletzt habe – obwohl ich dich so sehr liebe?«
    Mein Mund fand den seinen. Ich kämpfte gegen die Ohnmacht und gegen Christophers Zweifel. Er brauchte meine Liebe mehr, als ich jemals für möglich gehalten hätte – und ich brauchte seine. Wir waren miteinander verwoben, wie kein Racheengel das je zuvor erlebt hatte, und mussten nicht nur unsere eigenen, sondern auch die Bedenken der anderen Engel bezwingen.
    Christophers Gehrock schimmerte silbern auf dunkelrotem Grund, schwarz an den Säumen und dem hochstehenden Kragen. Darunter trug er ein dunkles
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