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Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief

Titel: Tante Dimity und der verhaengnisvolle Brief
Autoren: Nancy Atherton
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Schwester hat mir das Recht gegeben«, unterbrach ihn der Anwalt ungerührt. »Selbstverständlich habe ich eine Kopie des Testaments meiner Mandantin mitgebracht, damit Sie es überprü fen können, aber ich kann Ihnen schon jetzt verraten, dass Sie darin mit keinem Wort erwähnt werden.«
    Kenneths Kinn klappte herunter. »Nicht erwähnt? Lizzie hat mir nichts hinterlassen?«
    »Nicht einen Penny«, bestätigte Mr Moss.
    »Meine Mandantin starb in vollem Vertrauen darauf, dass Sie in der Lage sind, sich und Ihre Familie selbst zu ernähren, und zog es darum vor, ihr Vermögen unter denen zu verteilen, deren Not größer ist.«
    »A-aber sie muss mehrere hunderttausend Pfund wert gewesen sein!«, protestierte Kenneth.
    »Mr Fletcher-Beauchamps …« Mr Moss’
    freundliche Miene nahm einen harten Zug an, und seine Stimme wurde schneidend. »Bitte verzeihen Sie mir, wenn ich Ihnen das so sage, aber weder haben noch hatten Sie je eine klare Vorstellung von dem, was Ihre Schwester tatsächlich wert war.« Er erhob sich abrupt, die Aktentasche in der Hand.
    »Wenn Sie mich nun bitte entschuldigen möchten.
    Ich könnte jetzt eine Stärkung vertragen. Im Speiseraum wird recht annehmbarer Lachs gereicht, habe ich mir sagen lassen.« Er blickte zwischen Gabriel und mir hin und her; Kenneth übersah er geflissentlich. »Hätten Sie Lust, mich zu begleiten?«
    »Gehen Sie schon mal mit Gabriel voraus«, bat ich ihn. »Ich möchte noch kurz mit Kenneth sprechen.«
    Als Mr Moss und Gabriel die Lounge verlassen hatten, stürzte Kenneth sein Glas hinunter und füllte es sogleich wieder, um mich dann mit unverhüllter Feindseligkeit anzustarren.
    »Ich nehme an, Lizzie hat Ihnen neben ihren Antiquitäten auch ihr Geld hinterlassen«, knurrte er.
    »Dem Engel an ihrem Bett – oder soll ich sagen: dem Geier?«
    »Ich habe ihr Geld nicht nötig«, beschied ich ihn. »Wenn sie es mir vermacht hätte, hätte ich es verschenkt.«
    »Sie sind tatsächlich genau wie sie!«, höhnte er.
    »Ich wünschte, das wäre so.« Ich öffnete den Reißverschluss der Segeltuchtasche und nahm das Fotoalbum heraus, das Mr Moss in Miss Beachams Pult verborgen hatte. »Es stimmt nicht wirklich, dass Ihre Schwester Ihnen nichts hinterlassen hat, Kenneth. Wenn Sie sich die Fotos in diesem Album anschauen, werden Sie erkennen, dass Sie von ihr Liebe geerbt haben, die ein ganzes Leben lang hält.«

    Ich legte das Album vor Kenneth auf den Tisch, doch er weigerte sich, es in die Hand zu nehmen.
    »Und es gibt noch etwas für Sie.« Ein weiterer Griff in die Tasche, und ich förderte Hamish zutage. »Ich würde ihn ja gern behalten, aber er will unbedingt zu Ihnen.«
    Kenneth schnappte nach Luft. Er konnte den Blick nicht von dem kleinen Igel wenden. Seine Hand schien in Zeitlupentempo über den Tisch zu gleiten, dann zog er Hamish tatsächlich zu sich heran.
    Schweigend entfernte ich mich, doch in der Tür konnte ich der Versuchung nicht widerstehen und blickte ein letztes Mal zurück. Kenneth saß mit gesenktem Kopf und Hamish in seiner Armbeuge da und durchblätterte langsam, ganz langsam das Album. Als ich mich zum Gehen wandte, hätte ich schwören können, in den braunen Knopfaugen des Igels ein zufriedenes Schimmern zu entdecken.

    Unsere Einladung, mit uns in Percy Pelhams Privatjet zurückzufliegen, schlug Mr Moss höflich aus.
    Er sagte es nicht direkt, aber ich nahm an, dass er ernste Vorbehalte gegen einen Piloten hatte, der vor jedem Flug sein Testament überprüfte.
    Nach dem Mittagessen blieben Gabriel und mir noch mehrere Stunden bis zum Rückflug, die wir irgendwie überbrücken mussten. Weil wir beide nicht in der Stimmung für Sehenswürdigkeiten waren, landeten wir schließlich in einem Café am Flughafen, wo wir in aller Ruhe eine Rückschau auf die Ereignisse der letzten zehn Tage hielten.
    Gabriel versprach mir, im Cottage vorbeizuschauen, wenn er Chloe zu den Reitstunden nach Anscombe Manor brachte. Ich hingegen versprach ihm, dass ich ihn bald ins St.-Benedict’s-Asyl mitnehmen würde, auch wenn er das lachend als Drohung bezeichnete.
    Der Flug nach Oxford war wunderbar ruhig.
    Nach der Landung bot Percy Gabriel an, ihn in seinem Aston Martin DB6 nach Hause zu fahren.
    Gabriel nahm begeistert an. Der sportliche Aston Martin hatte beträchtlich mehr Sexappeal als ein kanariengelber Range Rover mit seinen zwei Kindersitzen. Ich brachte es nicht übers Herz, Gabriel zu verraten, dass der Percy hinter dem Lenkrad weit abenteuerlustiger
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