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Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Tante Dimity und der unbekannte Moerder

Titel: Tante Dimity und der unbekannte Moerder
Autoren: Nancy Atherton
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mit Blau und Gold, waren sehr anziehend. Sie lächelten bereits, ehe der Mund es ihnen gleichtat.
    »Hallo«, sagte er. »Ich bin Nicholas Fox. Sie haben mich erwartet, nehme ich an?«
    »Nicky?« Ich blinzelte ihn verdattert an.

    »Nicholas bitte. Den ›Nicky‹ habe ich mit Ende der Grundschule hinter mir gelassen.«
    »Aber … Sie sind ja gar kein Kind«, stammelte ich.
    »Das war ich mal«, erwiderte er fröhlich. »Und gelegentlich wird mir vorgeworfen, ich würde mich wie eins verhalten. Wollen Sie eine Kostprobe?«
    Lachend bat ich ihn, einzutreten. »Verzeihen Sie das Missverständnis«, erklärte ich, während ich die Tür hinter ihm schloss. »So, wie Lilian von Ihnen gesprochen hat, habe ich gedacht, Sie wären ein kleiner Junge.«
    »Die liebe Tante Lilian«, schmunzelte er. »Für sie werde ich immer Nicky sein. Und Sie sind Lori Willis, nehme ich an.«
    »Lori Shepherd«, verbesserte ich ihn. »Willis ist der Nachname meines Mannes, nicht meiner, aber wir können das Ganze vereinfachen und bei Lori bleiben.«
    »Dann eben Lori, gern. Was den Nachnamen betrifft, hat mich meine Tante falsch informiert.
    Ich fürchte, die Sorgen machen sie ein bisschen zerstreut. Sie hat allerdings nicht vergessen, dass Sie zwei kleine Jungen haben.« Sein Blick wanderte nach unten. »Und dass das zutrifft, kann ich mit eigenen Augen sehen. Zwei kleine Bä cker, nicht wahr?«

    Ich blickte an mir hinab und merkte, dass meine Bluejeans großflächig mit kleinen mehligen Handabdrücken verziert waren. Mit einem neuerlichen Lachen bot ich Nicholas an, ihm den Trenchcoat abzunehmen. Darunter trug er legere Sachen, die ihn warm hielten: ein dickes braunes Tweedsakko, einen tintenblauen Sweater mit V-Ausschnitt und ein blassblaues Hemd mit Button-down-Kragen. Ich warf einen besorgten Blick auf seine dunkelbraune Hose und nahm mir vor, den Jungen die Hände zu waschen, bevor sie mit ihm Bekanntschaft schlossen.
    »Wir haben Brot gebacken«, informierte ich ihn. »Aber ich wollte nachher gleich anfangen, das Mittagessen zu kochen. Sie haben doch hoffentlich einen gesunden Appetit mitgebracht.«
    »Irgendwo habe ich ihn bestimmt«, meinte Nicholas und klopfte seine Taschen ab.
    Ich lachte zum dritten Mal und hatte mich noch nicht beruhigt, als Kit mit zerzausten Haaren, barfuß und mit Bills gestreifter Schlafanzughose bekleidet in der Wohnzimmertür erschien.
    Nicholas streckte ihm sogleich die Hand entgegen, und erst jetzt fiel mir auf, dass seine Knö chel vernarbt und verunstaltet waren.
    »Nicholas Fox«, stellte er sich vor. »Lilian Buntings Neffe. Sie müssen Bill sein, ja?«

    »Nein, nein.« Ich riss die Augen mit Gewalt von Nicholas’ zerschundenen Händen los. »Mein Mann ist in London. Das ist mein Freund Kit.«
    »Ah.« Nicholas räusperte sich dezent.
    Kit brach das bedeutungsschwangere Schweigen, indem er Nicholas’ immer noch verloren in der Luft schwebende Hand ergriff und laut sagte:
    »Ich bin Kit Smith. Ich bin auf Anscombe Manor für den Reithof zuständig. Lori war so freundlich und hat mich und mein Pferd für die Nacht aufgenommen, weil wir gestern von dem Unwetter überrascht worden sind.«
    »Sehr erfreut«, lächelte Nicholas.
    Ich zeigte Kit den Weg zum Schlafzimmer, wo ich seine mittlerweile trockenen Kleider ausgebreitet hatte, und wies ihn darauf hin, dass es in einer Viertelstunde Essen geben würde. Dann führte ich Lilians Neffen in die Küche.
    Nicholas Fox war bemerkenswert gut darauf vorbereitet, einen Nachmittag mit kleinen Kindern zu verbringen. Seine Taschen waren vollgestopft mit winzigen Autos, Haustieren aus Plastik und einer ganzen Batterie von Spielsachen zum Aufziehen; es war klar, dass er dabei war, das Herz meiner Söhne im Sturm zu erobern. Er wiederum schien von Will und Rob ganz begeistert zu sein.

    Ich beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, während ich ein Mittagessen aus Suppe, Salat und Sandwiches improvisierte. Er hatte eindeutig Spaß daran, mit den Zwillingen herumzutollen, und verspeiste auch das Mittagessen mit großem Genuss. Das frisch gebackene Brot lobte er genauso wie die Brombeertörtchen, die ich als Nachspeise auf den Tisch gezaubert hatte. Mir wollte nicht in den Kopf, wie Lilian darauf gekommen war, dass es so schwer sei, ihren Neffen zu unterhalten. Im Gegenteil, mir kam er äußerst pflegeleicht vor.
    Sobald der Tisch abgeräumt und Annelise mit den Zwillingen draußen spielen gegangen war, brach Kit nach Anscombe Manor auf. Nicholas hatte angeboten, den
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