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Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Tamuli 2 - Das leuchtende Volk

Titel: Tamuli 2 - Das leuchtende Volk
Autoren: David Eddings
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Beweggrund Sarabians gewesen. Innenminister Kolata war während des mißglückten Coups als Verräter entlarvt worden, doch Sarabian und seine elenischen Freunde hatten den Zeitpunkt noch nicht für richtig erachtet, Kolatas Verrat öffentlich bekanntzugeben. Solange der Kaiser sich in der elenischen Burg aufhielt, war es ganz normal, daß auch Kolata sich dort aufhielt. Immerhin unterstand ihm der gesamte Polizeiapparat, und somit war der Schutz des Kaisers seine oberste Pflicht. Von Ehlanas Leuten unauffällig, aber streng überwacht, leitete der Innenminister die Polizeikräfte von der Burg aus. Die Besprechungen mit seinen Untergebenen wirkten allerdings stets ein wenig gezwungen, da Stragen dabei jedesmal neben ihm saß und seine Rechte müßig um einen Dolchgriff lag.
    Eines frühen Morgens wurde Norkan, der tamulische Botschafter am Hofe König Androls und Königin Betuanas von Atan, in die schimmernde Nachahmung eines elenischen Thronsaals in der Burg geleitet. Obwohl Norkan versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, war doch offensichtlich, wie wenig es ihm gefiel, daß sein Kaiser nach der Mode des Westens ein pflaumenfarbenes Wams und Beinkleid trug. »Habt Ihr mir jetzt auch noch meinen Kaiser gestohlen, Königin Ehlana?« fragte er, während er sich knapp vor ihr verbeugte. Norkan war ein sehr intelligenter Mann, doch bedauerlicherweise hatte er die undiplomatische Angewohnheit, unverhohlen seine Meinung zu äußern.
    »Wie könnt Ihr so etwas sagen, Exzellenz!« rügte Ehlana in beinahe perfektem Tamulisch. Genaugenommen war sie hier Herrscherin; deshalb saß sie in ihrer königlich purpurnen Robe auf dem Thron, die goldene Krone auf dem Haupt. Sie wandte sich ihrem kaiserlichen Gast zu, der es sich in lässiger Haltung in einem Sessel bequem gemacht hatte und mit Prinzessin Danaes Katze spielte, indem er auf dem opaleszierenden Boden langsam eine Schnur hin und her zog. »Habe ich Euch gestohlen, Sarabian?« fragte sie.
    »Oh, ganz und gar, Ehlana«, antwortete er auf elenisch. »Ich bin Euer getreuer Leibeigener.«
    »Habt ihr hier eine Schule für moderne Sprachen eröffnet, während ich fort war, Oscagne?« fragte Norkan.
    »Nun ja, so könnte man fast sagen«, erwiderte der Außenminister. »Seine Majestät beherrschte die elenische Sprache jedoch bereits vor Königin Ehlanas Besuch. Unser verehrter Kaiser hat so manches vor uns geheimgehalten.«
    »Darf er das? Ich dachte immer, er sollte nur so eine Art Plüschtier sein, das man bei Zeremonien und anderen festlichen Anlässen vorzeigt.«
    Selbst Oscagne schluckte leicht bei diesen Worten, Sarabian dagegen brach in herzhaftes Gelächter aus. »Ihr habt mir gefehlt, Norkan«, versicherte er dem Botschafter. »Hattet Ihr schon Gelegenheit, unseren großartigen Norkan kennenzulernen, Ehlana?«
    »Mir wurde eine Kostprobe seines Witzes in Atana zuteil, Sarabian.« Die Königin lachte. »Seine Bemerkungen sind meistens sehr … unerwartet.«
    »Das kann man wohl sagen.« Sarabian erhob sich lachend. Als sich das Rapier, das er umgeschnallt hatte, hinter einem Bein seines Sessels verfing, fluchte er. Der Kaiser hatte mit dem Rapier immer noch einige Schwierigkeiten. »Eine seiner unerwarteten Bemerkungen hat Norkan mal über die Schuhgröße meiner Schwester gemacht. Ich mußte ihn rasch nach Atan entsenden, damit sie ihn nicht umbringen konnte.« Er zog eine Braue hoch und musterte den Botschafter. »Ich sollte Euch wirklich befehlen, sie zu heiraten, Norkan. Dann könntet Ihr sie in Euren gemeinsamen vier Wänden nach Herzenslust beleidigen. Öffentliche Beleidigungen dagegen müssen auch öffentlich geahndet werden, wie Ihr wißt.«
    »Ich fühle mich tiefer geehrt, als ich sagen kann, Kaiserliche Majestät«, entgegnete Norkan. »Die Aussicht, Euer Schwager zu werden, läßt mein Herz stillstehen.«
    »Ihr mögt meine Schwester nicht«, sagte Sarabian vorwurfsvoll.
    »Das habe ich nicht gesagt, Majestät. Aber ich ziehe es vor, sie aus der Ferne zu verehren – zumindest außerhalb der Reichweite ihrer Füße. Deshalb kam es nämlich zu jener bedauernswerten Bemerkung. Meine Gicht machte mir an jenem Tag Beschwerden, und Eure Schwester trat mir auf die schmerzende Zehe. Ich glaube, sie wäre ein ziemlich nettes Mädchen, wenn sie nur besser darauf achten würde, wohin sie diese Barkassen setzt, die sie als Schuhe trägt.«
    »Das wäre keine im siebenten Himmel geschlossene Ehe, Sarabian.« Ehlana lächelte. »Ich habe Eure Schwester kennengelernt,
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