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talon012

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Titel: talon012
Autoren: Kreaturen aus der Tiefe
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ebbte es ab. Und mit ihnen das Blitzgewitter. Ein unwirklich scheinender Moment der Ruhe folgte. Akheem hatte sich auf den Boden gepresst und atmete heftig. Sekunden lang war sein Atem das einzige, was er hörte. Doch dann drang leise das Schreien von Menschen zu ihm empor. Stimmen erfüllt von Angst und Panik gellten vielstimmig durch den Dschungel.
    Die Augen des alten Mannes flackerten wild. Nur langsam erhob er sich. Sein ganzer Körper zitterte. Er spürte ein Brennen an seiner rechten Wange. Als er mit dem Finger darüber strich, sah er das Blut, das an ihm kleben blieb. Offenbar hatten ihn einige der Steine während des Bebens getroffen. Er hatte es nicht einmal gespürt.
    Akheem ließ die Klippe mit weiten Schritten hinter sich. Doch so sehr er es versuchte, das Schreien der Menschen löste sich nicht aus seinem Bewusstsein.

    Eser Kru überragte die meisten der Anwesenden um mehr als einen halben Kopf.
    Selbst jetzt, da er ihnen auf dem grob behauenen Thron gegenübersaß, mussten sie zu ihm aufsehen. Er hob den rechten Arm an und verlangte damit, dass das Gemurmel und Stimmengewirr unter den Menschen verstummte. Gleichzeitig bezogen rechts und links von ihm jeweils ein halbes Dutzend Männer und Frauen mit automatischen Waffen Stellung.
    Sein Blick wanderte über die gut zweihundert Versammelten hinweg.
    „Bewohner des Kongos, Bewohner Sudans und der Zentralafrikanischen Republik – hört mich an! Ich bin Eser Kru. Ich bin der rechtmäßige Herrscher über diesen Tempel und somit auch über das Reich, dessen Erbe ich nun antrete. Alle Länder, die seinerzeit unter der Herrschaft meiner Familie standen, werden von heute an wieder zu meinem Territorium gerechnet werden.“
    Unter den Anwesenden brach Unruhe aus. Unverhohlene Abneigung mischte sich mit Spott über den Auftritt des Hünen, der diese Reaktion erwartet hatte. Ungerührt fuhr er fort.
    „Vor über 5.000 Jahren wurde die Regentschaft meiner Familie von einem Wesen beendet, das dieses Gebiet seitdem für sich beanspruchte. Dessen Kräfte dafür sorgten, dass eure Stämme, eure Kultur immer hinter ihren Möglichkeiten zurückblieben. Das euch den fremden Truppen aus anderen Kontinenten schutzlos auslieferte. Das mich verbannte und mich meiner Macht beraubte, um den einzigen Gegner, der ihm gefährlich werden könnte, außer Gefecht zu setzen.“
    „Willst du damit sagen, du bist 5.000 Jahre alt?“, rief ein Milizkommandant aus den östlichen Provinzen Zentralafrikas aus. „Wenn du mit deiner lächerlichen Armee versuchst, hier in diesem Gebiet deinen Anspruch durchzusetzen, sag’ es! Aber erzähl’ uns nicht so einen Schwachsinn!“
    Nur wenige wagten es, dem Mann offen zuzustimmen. Doch die deutliche Ablehnung gegen Krus Ansinnen war nicht zu übersehen. Ein Gewehrkolben traf den Kommandant in den Magen. Stöhnend ging der Mann in die Knie und übergab sich.
    „Was ihr glaubt und was nicht, das überlasse ich euch“, überging Eser Kru den Vorfall ungerührt. „Ob ihr mir folgt oder nicht, überlasse ich euch. Folgt mir, und ihr lebt. Seid gegen mich, und ihr sterbt. Alle.“
    Mehrere der Anwesenden, die alle unter Zwang in den Tempel gebracht worden waren, begehrten nun offen auf. Die bewaffneten Männer und Frauen, die sie bewachten, stießen jeden, der es wagte, aus dem geschlossenen Kreis ausbrechen zu wollen, mit der Waffe unsanft zurück. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Situation eskalieren würde.
    Der Hüne erhob sich von dem steinernen Thron und trat einen Schritt zurück. Er betrachtete sich das Bild erstaunt. Niemand hätte es damals gewagt, offen gegen ihn Widerstand zu zeigen. Was für eigenwillige Gedanken hatten die Menschen in der Zwischenzeit ereilt? Er hob seine rechte Hand an und fuhr damit durch die Luft, als wische er eine Fliege zur Seite.
    „Genug!“, brüllte er. Der Ruf grollte wie ein Donner durch den weitläufigen Saal. Er brach sich an den steinernen Wänden und schwoll zu einem ohrenbetäubenden Lärm an. Die Menschen hielten sich die Ohren zu und fielen schreiend auf die Knie. Ihre Worte wurden von der Woge hinfort gespült, mit der Eser Krus Stimme die Luft erfüllte.
    „Ihr alle“, fuhr er mit normaler Stimme fort. „Ihr Stammesführer und Beamte, geht in eure Dörfer und Städte und sagt ihnen, dass alle Menschen nun unter meiner Herrschaft stehen. Ihr Militärs, sagt euren Untergebenen, sie sollen in meine Dienste treten. Es ist eure letzte Chance, den sicheren Untergang zu
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