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Titel: talon004
Autoren: Die Ruinenfelder
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Worte fürchtete der Schwarze, jeden Augenblick von den Speeren ebenso niedergestreckt zu werden wie Levis. Sein Atem ging hastig und brannte heftig in der Kehle.
    „Sag’ den Stämmen, dass der Dschungel und die Savanne für sie nun tabu sind. Shion hält Rat“, hörte er die dröhnende Stimme wie aus weiter Ferne. „Ehrt die Löwen – oder wir kehren zurück!“
    „Ja! Ja, ich werde alles tun!“, stammelte Aksem hastig und unterdrückte nur mühsam Tränen der Angst. Er kauerte auf dem Boden zusammen und wagte nicht aufzusehen.
    „Gut. Dann geh’“ verlor sich die Aufforderung wie ein Windhauch in der Ferne.
    Minuten lang herrschte Stille, die nur unterbrochen war vom Schluchzen des jungen Schwarzen. Erst nach und nach wurde ihm bewusst, dass er alleine war, und so öffnete er vorsichtig die Augen.
    Vor seinem Blick zerfielen die letzten Kristalle sternförmigen Lichts in der dunstigen Luft. Nichts wies mehr darauf hin, dass noch jemand außer ihm anwesend war. Niemand außer dem toten Körper neben ihm.
    Shion , stahlen sich die Erinnerungen an längst vergessene Fabeln zurück in sein Bewusstsein.

    „Ich höre wohl nicht richtig?“
    Wütend schlug Amos Vanderbuildt mit der Faust auf die Tischplatte. Nur mühsam konnte er sich beherrschen. Zornesfalten zerschnitten die hohe Stirn.
    Der Mann Anfang Fünfzig kniff die tiefblauen Augen unter seinen buschigen Brauen zusammen und ließ den Blick nicht von dem Mann, der auf der anderen Seite des Schreibtisches stand. Langsam nur löste er sich aus seiner lauernden Haltung und nahm wieder in dem Stuhl aus schwarz gefärbtem Büffelleder Platz.
    „Wo ist das kleine Flittchen?“, richtete er die Worte unterkühlt an seinen Berater.
    „Ich habe sie weggeschickt“, entgegnete dieser betont ruhig, wobei er die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte und beruhigt zur Kenntnis nahm, dass ihn die breite Tischplatte aus durchsichtigem Plexiglas von seinem Chef trennte.
    „Mit 20.000 Rand in der Tasche, damit sie den Mund hält“, fügte er noch an, während er unruhig auf der Stelle trat.
    Vanderbuildt drehte sich in dem breiten Sessel zur Glasfront in seinem Rücken und ließ den Blick über den Tafelberg schweifen, an dessen Fuß sich die Vororte von Kapstadt ausdehnten. Aus seinem Büro im 38. Stock genoss der groß gewachsene Mann die Aussicht über die geschwungenen Straßenzüge der Hafenstadt am äußersten Ende von Südafrika. Dies war seine Stadt, und er genoss die Macht, die er über die Menschen in ihr hatte. Er wandte sich wieder seinem Berater zu und taxierte den hageren Mann, dessen altertümliche Nickelbrille die Augen hinter den Gläsern verbarg.
    „Krugers, Sie machen gefährliche Alleingänge“, erwiderte er knapp.
    Ein Mundwinkel im kantigen Gesicht des Beraters zuckte. Abwehrend hob er eine Hand, wobei sein etwas zu groß geratener Anzug deutliche Falten warf.
    „Mr. Vanderbuildt, Sir“, setzte er an, „ – nur um Ihnen Ärger abzunehmen.“
    Sein Arbeitgeber erhob sich aus dem Sessel, bedachte Krugers mit einem scharfen Blick und hob warnend den Zeigefinger der rechten Hand.
    „Ich entscheide noch immer, welchen Ärger ich mir antue!“
    Er trat an die Glasfront seines spartanisch eingerichteten großräumigen Büros und blickte gedankenverloren über die Skyline der südafrikanischen Stadt, die sich im Morgendunst vor ihm erstreckte.
    „Zentralafrika ist also zerstört“, schloss er seine Überlegungen ab. „Und – – wodurch?“
    Er drehte sich um, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen das Glas.
    „Hat sich die Miliz nicht beherrschen können?“
    Der Anflug eines Lächelns entflog seinen schmalen Lippen.
    „Ich dachte, ich zahle genug.“
    Krugers stützte die Arme auf die Schreibtischplatte und blickte seinen Chef ernst an. Er atmete tief durch, bevor er zu sprechen begann.
    „Mr. Vanderbuildt, das Mädchen sagte, es war ein Mann – ein einzelner Mann!“
    Krugers kramte in einer Tasche seines Anzugs und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier hervor, das er nun öffnete und bedächtig glatt strich. Mit einem kurzen Blick bedachte er den Inhalt, dann fuhr er fort.
    „Es erzählte von einer Art … ‚Tarzan’. Er muss gewütet haben, bis kein Stein mehr auf dem anderen stand und jeder unser Männer erledigt war!“
    Er streckte die Hand mit dem Blatt Papier seinem Chef entgegen.
    „Ihre Beschreibung hat uns ein ziemlich genaues Phantombild geliefert.“
    Vanderbuildt nahm das Blatt entgegen
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