Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Talivan (German Edition)

Talivan (German Edition)

Titel: Talivan (German Edition)
Autoren: Andrea Tillmanns
Vom Netzwerk:
pflegte, wenn sie sich nicht vorsahen. Und auch an bekannten, wie sie sich bitter eingestehen musste. Und doch, ein Bier mochte hilfreich sein.
    Sie zog einen kleinen Block heraus und schrieb ein paar Worte in der Sprache des Westens, die sie dem Wirt zeigte. Der jedoch winkte fast entsetzt ab, während er erwiderte, er könne nicht lesen. Wieder spürte sie die forschenden, b e urteilenden Blicke der anderen schwer auf ihrem Rücken lasten, als sie ihm mit Gesten b e deutete, sie suche ein Zimmer für die Nacht. Endlich verstand er und forderte – sie müsse entschuldigen, schließlich sei sie eine Fremde – B e zahlung im Voraus. Die Frau ließ die Münzen auf die Theke fallen, zahlte auch ihr Getränk und folgte dem b e schriebenen Weg, die Treppe hinauf, bis sie endlich ein sicheres Schloss zwischen sich und der Außenwelt wusste, sich in dem kär g lich eingerichteten Zimmer auf das saubere Laken fallen ließ und, dem Bier sei Dank, fast sofort ei n schlief.
     
    „Wer sie wohl ist?“, fragte Sirka ihre Zaube r schwester.
    „Keine Magie, soviel steht fest. Und dennoch …“ Belan zögerte kurz, bevor sie unwillig den Kopf schüttelte.
    „Was ist?“ Sirka sah sie mit der üblichen Ne u gierde an, die die beiden Frauen schon viel zu oft in viel zu gefährliche Situationen gebracht hatte.
    „Nichts. Sie schien mir nur keines von diesen ve r wöhnten Dingern zu sein, die es nicht nötig haben, sich ihren L e bensunterhalt zu verdienen. Nur – wie?“
    Ihre Freundin lächelte zynisch. „Kein Schwert, keine Magie – nun, für das Dritte wird sie sicher nicht viel Geld e r halten …“
    Belan musste grinsen, als sie sich die so unnahbar wirkende Frau in den Armen eines Mannes vorstellte. Dann wurde sie schlagartig wieder ernst. „Nein, sie – sie ist anders. Ich konnte nicht in ihren Geist sehen. Sie ist ganz sicher nicht ausgebildet, und dennoch versteht sie es, sich so stark a b zuschirmen. Vielleicht sollten wir sie morgen fragen …“ Sie dachte an die lange Zeit, in der sie selbst hatte lernen müssen, alle Möglichkeiten, die das angeborene Talent zur Magie ihr bot, kennenzulernen und zur Kunst der Zauberei ausz u dehnen, und kam nicht umhin, sich zu fragen, welche Erei g nisse die Fremde nur diese eine Spielart der Magie hatten au s bilden lassen.
    „Kommt nicht in Frage.“ Ihre Schwertschwester klang nun fast erbost. „Du weißt genau, was dann wieder passieren kann. Wir brauchen keinen Klotz am Bein, der behauptet, z u fällig genau in die gleiche Richtung zu reiten, nur um nicht mehr alleine reisen zu müssen. Denk an unseren Au f trag! Vergiss es!“ Dann, bemüht, ihren Worten die Schärfe zu nehmen, fügte sie lächelnd hinzu: „Wer weiß, ob sie überhaupt ein Pferd hat. Vielleicht einen ausgedienten A ckergaul, der unter ihrem Gewicht nicht zusammenbricht …“
    Nun musste auch ihre Freundin lachen. „Sei nicht so g e mein“, schimpfte sie in bemühtem Ernst, bevor der G e danke an die nächsten Tage und den bevorstehenden Kampf i h re Züge wieder verhärten ließ. So saßen sie noch eine We i le schweigend, bevor sie schließlich die Treppe zu ihren Kammern hinaufstiegen.
     
    Die Frau aß nur ein wenig trockenes Brot als Früh s tück, bat aber mit Gesten darum, sich etwas Proviant mi t nehmen zu dürfen, was der Wirt gegen klingende Münzen gerne g e währte. Die beiden Frauen, durch Kleidung und Ausrüstung unübersehbar als Schwert- und Zauberschwester zu e r kennen, die sie vom Rücken ihrer Pferde aus unverhohlen beobachteten, verzögerten ihren Aufbruch, wohl um sicherzugehen, dass sie ihnen nicht folgen würde. Die Stumme übersah die Ve r wunderung der beiden, als sie sich sicher in den Sattel ihres Streitrosses schwang, ebenso wie deren o f fensichtlichen Ärger, da sie feststellen mussten, dass alle drei das gleiche Ziel zu haben schienen, und ritt in gemäc h lichem Trab an. Mittels eines kleinen Instrumentes, das sie wenig später aus ihrem weiten Umhang zog, konnte sie auch ohne sich umzublicken sehen, dass die Beiden ihr in sicherem A b stand folgten.
     
    „Wir haben keine Eile“, redete Belan auf ihre sichtlich e r boste Freundin ein. „Der Weg ist noch weit, wir sollten die Pferde schonen.“
    Sirka knirschte mit den Zähnen, musste aber ihrer Zaube r schwester Recht geben. Wenn sie nur mehr über diese Frau wüssten …
    Belan schien ihre Gedanken gelesen zu haben, vielleicht war es auch purer Zufall, dass sie am Abend in der gleichen Gaststätte einkehrten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher