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Tagebuch für Nikolas

Tagebuch für Nikolas

Titel: Tagebuch für Nikolas
Autoren: James Patterson
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schiebende Menschenmassen, das Chaos auf den Straßen, das Chaos in ihrem Leben.
    Das Eintauchen in die Lebenswirklichkeit eines anderen Menschen hatte Katie dazu gebracht, zu überdenken, was sie während der vergangenen neun Jahre sozusagen per Autopilot getan hatte. Sie hatte mit zweiundzwanzig ihre Arbeitsstelle bekommen, direkt nach ihrem Studienabschluss an der University of North Carolina. Sie hatte großes Glück gehabt, während zweier Sommer bei der Algonquin Press in Chapel Hill als Praktikantin arbeiten zu können; das hatte ihr in Manhattan wichtige Türen geöffnet. So hatte sie sich in Manhattan niedergelassen, und eigentlich gefiel es ihr dort; dennoch hatte sie niemals das Gefühl gehabt, dass sie wirklich hierher gehörte und dass New York City der Ort war, der für sie bestimmt war.
    Manchmal fühlte sie sich hier immer noch wie eine Besucherin - wie eine große, unbeholfene Touristin.
    Jetzt glaubte sie zu wissen, woran es möglicherweise lag. Ihr Leben war lange Zeit aus dem Gleichgewicht gewesen. Sie hatte sehr viele Tage bis spät in die Nacht damit verbracht, Manuskripte zu lesen und zu bearbeiten, um sie so gut wie nur irgend möglich zu verbessern. Eine befriedigende Arbeit, aber - die Arbeit war ein Gummiball.
    Familie und Gesundheit, Freunde und Rechtschaffenheit waren die kostbaren Kugeln aus Glas.
    Das Baby, das sie unter dem Herzen trug, war eine Glaskugel, das war sicher.
    AM NÄCHSTEN MORGEN um elf saß sie mit zweien ihrer besten Freundinnen, Susan Kingsover und Laurie Raleigh, in einem New Yorker Taxi. Sie waren auf dem Weg zu Katies Gynäkologen, Dr. Albert K. Sassoon, in der Achtundsiebzigsten Straße Ost.
    Susan und Laurie waren gekommen, um Katie moralischen Beistand zu leisten. Sie wussten von der Schwangerschaft und hatten darauf bestanden, mitzukommen. Sie hielten beide Katies Hand.
    »Fühlst du dich gut, Sweetie?«, fragte Susan. Sie war Lehrerin an einer Schule in der Lower East Side. Sie hatten sich in dem Sommer kennen gelernt, als Katie in den Hamptons auf Long Island in einem Ferienlager gewesen war, und waren seitdem die besten Kumpel. Katie war bei Susans Hochzeit und später auch bei Laurie Brautjungfer gewesen.
    »Es geht mir gut. Ehrlich. Ich kann nur nicht glauben, was mir in den letzten Tagen passiert ist. Ich kann einfach nicht glauben, dass ich gleich mit Sassoon sprechen werde.«
    O Gott, hilf mir. Bitte, gib mir Kraft.
    Als sie aus dem Taxi stieg, ertappte Katie sich dabei, dass sie die Passanten und die vertrauten Schaufenster in der Achtundsiebzigsten Straße anstarrte, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Was sollte sie Dr. Sassoon sagen? Als Katie wegen ihres alljährlichen Gesundheitschecks bei ihm gewesen war, hatte Albert sich riesig gefreut, dass sie jemanden gefunden hatte - und nun das.
    Susan und Laurie sprachen ihr Mut zu, gaben ihr Halt, waren wirklich großartig.
    »Wie du dich auch entscheidest«, flüsterte Laurie ihr zu, als Katie zu Dr. Sassoon ins Behandlungszimmer gerufen wurde, »es wird gut. Du machst es schon richtig.«
    Wie sie sich auch entschied.
    Gott, sie konnte einfach nicht glauben, dass das wirklich geschah.
    Albert Sassoon lächelte, und das erinnerte Katie an Suzanne und ihre freundliche Art, mit Patienten umzugehen.
    »Also«, sagte Dr. Sassoon, als Katie sich auf den Untersuchungsstuhl setzte. Normalerweise bat Albert Katie, nicht mit den Knien an seinen Kopf zu stoßen. Ein kleiner Scherz, um die Situation aufzulockern. Heute allerdings sagte er es nicht.
    »Ja, also, ich war so verliebt, dass ich die Pille vergessen habe. Ich glaube, ich habe mir ein Kind andrehen lassen«, sagte Katie und lachte. Dann brach sie in Tränen aus, und Albert kam zu ihr und drückte tröstend ihren Kopf an seine Brust. »Es ist schon gut, Katie, es ist schon gut. Das kommt alles wieder in Ordnung.«
    »Ich glaube, ich … weiß jetzt, was ich tun werde«, brachte Katie schließlich schluchzend hervor. »Ich glaube, ich … werde … mein Baby … behalten.«
    »Das ist großartig, Katie«, sagte Dr. Sassoon und klopfte ihr sanft auf den Rücken. »Sie werden eine wunderbare Mutter sein. Sie werden ein hübsches Kind bekommen.«



 
    Nikolas,
    heute bin ich aus dem Krankenhaus gekommen, und es ist so unglaublich schön, wieder hier zu sein. Ich bin das glücklichste Mädchen auf der Welt.
    Die Vertrautheit des Hauses, dein perfektes Kinderzimmer, das Licht, das morgens über die Fenstersimse fließt und alles aufleuchten lässt. Wie aufregend,
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