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Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot

Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot

Titel: Tagebuch eines Vampirs 8 - Jagd im Abendrot
Autoren: Lisa J. Smith
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drehte sich zu Stefano um, als sie an dem Haus vorbeika-
    men. »Ms McCloskey muss gestorben oder in ein Pflegeheim gezogen
    sein.« Stefano sah sie verständnislos an. »Sie hätte niemals zugelassen,
    dass man ihr Haus in dieser Farbe streicht. Dort müssen jetzt andere
    Leute leben«, erklärte sie mit einem leichten Schaudern.
    »Was ist los?«, fragte Stefano. Er spürte sofort, dass etwas auf Elenas
    Stimmung drückte.
    »Nichts, es ist nur …« Elena versuchte zu lächeln, während sie sich eine
    seidige Haarsträhne hinters Ohr strich. »Sie hat mir, als ich klein war, im-
    mer Plätzchen geschenkt. Es ist eine seltsame Vorstellung, dass sie viel-
    leicht eines natürlichen Todes gestorben ist, während wir fort waren.«
    Stefano nickte, und sie gingen schweigend durch das kleine Stadtzen-
    trum von Fell’s Church. Gerade wollte Elena ihn darauf aufmerksam
    machen, dass ihr Lieblingscafé einer Drogerie hatte Platz machen müssen,
    als sie etwas anderes noch mehr überraschte. Sie packte Stefano am Arm.
    »Stefano. Sieh mal! «
    Isobel Saitou und Jim Bryce kamen direkt auf sie zu.
    »Isobel! Jim!«, rief Elena glücklich und rannte ihnen entgegen. Aber
    Isobel verhielt sich seltsam steif und Jim sah sie nur neugierig an.
    »Hm, hi?«, sagte Isobel zögerlich.
    Elena hielt inne. Hoppla. Hatte sie Isobel in diesem Leben überhaupt
    gekannt? Natürlich waren sie in die gleiche Schule gegangen. Jim hatte
    sogar ein paar Dates mit Meredith gehabt, bevor er und Isobel ein Paar
    wurden, aber Elena hatte ihn nie wirklich kennengelernt. War es
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    tatsächlich möglich, dass sie noch nie mit der stillen, fleißigen Isobel Sait-
    ou zu tun gehabt hatte, bevor die Kitsune in die Stadt gekommen waren?
    Elenas Gedanken überschlugen sich. Sie suchte krampfhaft nach einer
    Lösung, wie sie sich aus dieser Situation retten konnte, ohne komplett ver-
    rückt zu wirken. Trotzdem stieg ein warmes Summen des Glücks in ihrer
    Brust auf und hielt sie davon ab, das Problem allzu ernst zu nehmen. Iso-
    bel ging es gut. Und dabei hatte sie unter den Kitsune so sehr gelitten: Sie
    hatte sich auf schreckliche Weise gepierct und ihre eigene Zunge so übel
    gespalten, dass sie nur noch leise nuschelnd sprechen konnte, selbst
    nachdem sie sich von dem Bann der Kitsune erholt hatte. Schlimmer noch,
    die Kitsune-Göttin selbst war die ganze Zeit über in Isobels Haus gewesen
    und hatte sich als Isobels Großmutter ausgegeben.
    Und der arme Jim … Von den Malach infiziert, hatte er sein eigenes
    Fleisch gegessen. Doch nun war er hier, hochgewachsen, gut aussehend
    und sorglos – wenn vielleicht auch etwas verwirrt.
    Stefano lächelte breit, und dann begann Elena plötzlich zu kichern und
    konnte gar nicht mehr aufhören. »Entschuldigung, Leute, ich bin einfach
    … so froh darüber, vertraute Gesichter aus der Schule zu sehen. Ich muss
    die gute alte Robert-Lee-High wohl echt vermissen. Wer hätte das
    gedacht?«
    Es war eine ziemlich lahme Erklärung, aber Isobel und Jim nickten und
    lächelten. Jim räusperte sich unbeholfen und sagte: »Ja, es war ein richtig
    gutes Jahr, was?«
    Elena lachte erneut. Sie konnte einfach nicht anders. Ein richtig gutes
    Jahr.
    Sie plauderten einige Minuten, bevor Elena beiläufig fragte: »Wie geht
    es deiner Großmutter, Isobel?«
    Isobel sah sie verständnislos an. »Meiner Großmutter ?«, wiederholte
    sie. »Du musst mich mit jemand anderem verwechseln. Meine beiden
    Großmütter sind schon seit Jahren tot.«
    »Oh, Entschuldigung, mein Fehler.« Elena verabschiedete sich und
    schaffte es, sich gerade noch zu beherrschen, bis Isobel und Jim außer
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    Hörweite waren. Dann packte sie Stefano an den Armen, zog ihn an sich
    und gab ihm einen innigen Kuss. Sie empfanden beide das Gleiche: helle
    Freude und Triumph.
    »Wir haben es geschafft «, rief sie, nachdem sie ihre Lippen wieder von
    Stefanos getrennt hatte. »Es geht ihnen gut! Und nicht nur ihnen.«
    Geradezu feierlich blickte sie in seine smaragdgrünen Augen, die so ernst
    und warm waren. »Wir haben etwas Wichtiges und Wunderbares
    geschafft, nicht wahr?«
    »Ja«, stimmte Stefano ihr zu. Aber es entging Elena nicht, dass dabei in
    seiner Stimme etwas Hartes lag.
    Schweigend gingen sie Hand in Hand weiter. Sie schlugen den Weg zum
    Stadtrand ein, überquerten die Wickery Bridge und stiegen den Hügel zum
    Friedhof hinauf. Auf dem alten Friedhof gingen sie an der zerstörten
    Kirche vorbei, in der Catarina sich versteckt hatte,
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