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Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition)

Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition)

Titel: Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition)
Autoren: Karim El-Gawhary
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Mubarak bei den nächsten Präsidentschaftswahlen herausfordern will. El-Baradei hatte am Nachmittag auch symbolisch die Familie Khaleds in Alexandria besucht.
    In einer ersten Reaktion nach der Demonstration hat El-Baradei eben gerade getwittert: „Von diesem Tag an wird das Volk Polizeigewalt und Folter nicht mehr einfach hinnehmen“, schreibt er.
    Ich wünschte, er hat Recht.
    Arabesken, tazblog 5.7.2010
    Ägypten: Nach Folter vom Balkon der Polizeiwache geworfen?

    Das sogenannte Tok-Tok, eine Art Motor-Rikscha, ist das Taxi der Armen in Ägypten. Vor allem auf dem Land und in den Armenvierteln Kairos ist das Tok-Tok inzwischen, dank des billigen Fahrpreises, eines der beliebtesten Verkehrsmittel geworden. Den Behörden sind die meist nicht lizenzierten, verkehrsgefährdenden Gefährte allerdings ein Dorn im Auge.
    In der Nildelta-Stadt Mansoura steht das Tok-Tok nun im Zentrum eines neuen Falles von Polizeibrutalität, wie die unabhängige ägyptische Tageszeitung Al-Masry Al-Youm berichtet. Laut dem Nadim-Zentrum, einer ägyptischen Menschenrechtsorganisation zur Rehabilitierung von Folteropfern, sollen zwei Polizisten den 18-jährigen Tok-Tok-Fahrer Mohammed Salah Mahmud auf die Wache mitgenommen haben. Sie sollen ihn auf der Wache gefoltert haben, bevor sie ihn vom Balkon im vierten Stock des Gebäudes warfen.
    Laut Polizeiangaben war Mahmud im Rahmen einer Kampagne gegen die nicht registrierten Tok-Toks festgenommen worden. Die Polizei behauptet, sie habe gerade das Protokoll aufgenommen, als Mahmud darum bat, die Toilette benutzen zu dürfen, und sich dann selbst vom Balkon stürzte.
    Das Nadim-Zentrum erklärt, dass Mahmud in das El-Salam-Krankenhaus in Mansoura gebracht worden sei, und zweifelt die Polizeiversion an. Laut einem ersten Bericht des Krankenhauses hatte Mahmud innere Blutungen, eine schwere Gehirnerschütterung, ein zerschmettertes Knie und Knochenbrüche an Armen und Beinen sowie eine Schädelfraktur. Etwas viel für einen selbstmörderischen Sturz vom Balkon.
    Laut internationalen Menschenrechtsorganisationen sind Prügel und Folter ein systematischer Bestandteil der Polizeiarbeit in Ägypten.
    Erst in den letzten Wochen hat der Fall Khaled Saids in Alexandria Furore gemacht. Der junge Mann war nach Augenzeugenberichten am 6. Juni in Alexandria auf offener Straße von der Polizei totgeprügelt worden. Nach massivem öffentlichem Druck und einer Kampagne auf Facebook wurden inzwischen zwei Polizisten in Zusammenhang mit dem Fall festgenommen. Unklar ist allerdings noch, wofür sich die Polizisten verantworten müssen. Die Rede ist lediglich von Amtsmissbrauch, einer illegalen Verhaftung und Folter, nicht aber von Totschlag.
    Arabesken, tazblog 27.7.2010
    Heute beginnt der Prozess im Fall des von der ägyptischen Polizei mutmaßlich zu Tode geprügelten Khaled Said

    Heute beginnt in Alexandria der Prozess im Fall Khaled Said.
    In Erwartung möglicher Auseinandersetzungen in und vor dem Gerichtsgebäude hat die Polizei scharfe Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. Sympathisanten der Familie haben 3000 Poster drucken lassen, die das Foto der völlig entstellten Leiche Saids zeigen.
    Lokale und internationale Menschenrechtsorganisationen haben angekündigt, Beobachter zu dem Prozess zu entsenden. Saids Anwalt hat unterdessen erklärt, dass er zum Prozessauftakt die Anklage von „verprügelt“, auf „zu Tode geprügelt“ abändern möchte.
    Laut offiziellen Berichten der Gerichtsmedizin soll Khaled an einem Tütchen mit Haschisch erstickt sein, das er beim Auftauchen der Polizisten heruntergeschluckt haben soll. Dieses Ergebnis der Obduktion wurde allerdings öffentlich, auch von ehemaligen, anerkannten ägyptischen Gerichtsmedizinern, als fabriziert angezweifelt. Augenzeugen hatten berichtet, dass die Polizisten so lange auf Khaled eingeprügelt hätten, bis dieser sich nicht mehr bewegt habe.
    Der Fall hat auch international zu Protesten geführt, etwa letzten Samstag bei einer kleinen Aktion vor den Vereinten Nationen in New York.
    In Ägypten wird unterdessen eine ganz neue Art mutiger Musikvideos produziert und über YouTube verbreitet, wie z.B. jener mit dem Titel „Zu viel Angst, um es laut zu sagen“. Darin geht es um Folter und Folteropfer unter fast 30 Jahren Notstandsgesetzen. Das Video zeigt auch den wachsenden Widerstand dagegen, besonders im Fall Said, nachdem sich Menschen, in Schwarz gekleidet, zu einem stillen Protest an der Uferpromenade in Alexandria zusammengefunden
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