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Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition)

Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition)

Titel: Tagebuch der arabischen Revolution (German Edition)
Autoren: Karim El-Gawhary
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gemeldet, die den Vorfall untersucht.
    Der Vergewaltigungsvorwurf ist der letzte in einer Serie von Anklagen, die der ägyptischen Polizei Gewaltexzesse und Willkür vorwerfen. Der prominenteste Fall, über den auch in diesem Blog berichtet wurde, war der des jungen Mannes Khaled Said.
    Offensichtlich hat der Fall Khaled Said dazu geführt, dass sich nun mehr und mehr Ägypter und Ägypterinnen trauen, Fälle von Polizeigewalt auch in der Öffentlichkeit vorzubringen und staatliche Rechenschaftpflicht einzuklagen.
    „Die Polizei im Dienst des Volkes“, lautete früher der Slogan der ägyptischen Polizei. Später wurde das Ganze abgewandelt in die Losung: „Das Volk und die Polizei im Dienste der Heimat.“ Nach dem Verständnis der meisten Ägypter bedeutet der neue Slogan, dass die Polizei nicht im Dienste der Bürger, sondern hauptsächlich zum Schutz des Regimes unterwegs ist.
    Arabesken, tazblog 11.10.2010
    „Ja zu Vater Mubarak, wir wollen mehr von deiner Weisheit“

    Immer wieder hat das Land am Nil in den letzten Monaten Demonstrationen gegen das Regime erlebt, etwa im Fall des jungen, von der Polizei in Alexandria auf offener Straße erschlagenen Ägypters Khaled Said. Mit dieser Einseitigkeit soll jetzt Schluss sein. Ägyptens aufmüpfige Oppositionelle und Dissidenten bekommen auf der Straße Konkurrenz.
    Eine Facebook-Gruppe mit dem Namen „Die 4.-Mai-Bewegung“ ruft zu einer Demonstration zur Unterstützung des seit fast drei Jahrzehnten regierenden Präsidenten Hosni Mubarak auf. Marschiert werden soll am 14. Oktober, quer durch die Kairoer Innenstadt. Der Name der neuen Gruppe, die sich selbst als „unabhängig und patriotisch“ bezeichnet, bezieht sich übrigens fantasievoll auf Mubaraks Geburtstag. Dessen Unterstützung wird übrigens gleich auf die ganze Familie ausgeweitet. Denn im Fall, dass der 82-jährige Hosni Mubarak nächstes Jahr nicht zu den Wahlen antritt, will die neue Gruppe mit ihren 918 Mitgliedern dessen Sohn Gamal als Kandidaten unterstützen.
    Auf der Facebook-Seite heißt es: „Präsident Mubarak hat bewiesen, dass er ein Sicherheitsgarant für das Land ist und ein wahrer Wächter über dessen Demokratie.“ (!!?!!)
    Und weiter heißt es dort: „Er ist der Vater aller Ägypter und aus diesem Grund unterstützen wir ihn, um zu sagen: Ägypten braucht deine Weisheit.“
    Einer der Administratoren der Facebook-Seite ist der Fabrikbesitzer Wael El-Toukhy. Der hat seinen 1300 Mitarbeitern für den Tag der Unterstützungsaktion gleich einmal freigegeben und ein paar Busse zur Verfügung gestellt, um sie zur Demonstration zu karren.
    Die andere Seite schläft natürlich auch nicht. Sie hat bereits eine neue Facebook-Seite gegründet mit dem Titel: „Am 4. Mai tragen wir alle Schwarz.“
    Was der Fall Khaled Said bewirkte

    Mit Facebook und Twitter fand ein Fall wie der von Khaled Said zehntausendfache Verbreitung, wurde kommentiert, mit anderen geteilt und ständig mit aktuellen Neuigkeiten weitergesponnen. Dadurch waren die offiziellen Zeitungen gezwungen, ebenfalls davon zu berichten, da die Zensur den Fall Khaled Said nicht mehr auf den Index setzen konnte. Schließlich waren selbst die Gerichte gezwungen, sich damit auseinanderzusetzen.
    Damit war Khaled Said sicherlich einer der Tropfen, die am Ende das ägyptische Fass zum Überlaufen brachten, auch wenn das zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen konnte.
    Stattdessen wandte sich die arabische Öffentlichkeit zunächst in eine ganz andere, ebenfalls vollkommen unerwartete Richtung: Tunesien. Bis zu diesem Zeitpunkt war dieses Land vor allem für zwei Dinge bekannt: als Urlaubsparadies, in dem die Europäer billig in unmittelbarer Nachbarschaft Sonne tanken konnten, und als brutaler Polizeistaat. Ersteres stand in den Werbeprospekten, über Zweiteres sprach man nicht – oder besser gesagt, man konnte nicht darüber sprechen, wie das Beispiel eines ägyptischen Kollegen zeigt, der vor einigen Jahren bei einer Nachrichtenagentur in Tunis seinen neuen Job antrat. Bereits nach seinen ersten, leicht kritischen Berichten war er den Behörden ein Dorn im Auge. Als er eines Tages nach seiner Arbeit in der Garage sein Auto holen wollte, wurde er Zeuge einer Vergewaltigung. Er eilte der Frau zu Hilfe, der Täter lief davon. Als die Frau ihn völlig aufgelöst aufforderte, mit ihr als Zeuge zur Polizei zu gehen, damit sie Anzeige erstatten konnte, willigte er ein. Aber auf der Polizeiwache lief es dann ganz anders als erwartet. Er
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