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Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)

Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)

Titel: Tagebuch der Apokalypse 3: Roman (German Edition)
Autoren: J.L. Bourne
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schaute. Und nun war er aufgrund eines Befehls fort und mit einem Auftrag unterwegs, der wahrscheinlich auch nichts bewirkte. Das Unternehmen selbst interessierte Tara eigentlich nicht. Sie hätte Kil nur gern bei sich gehabt. Tara verstand nun, wie ihre Großmutter sich gefühlt hatte, als Papa nach Vietnam geschickt worden war.
    Aber immerhin hatte sie noch John und die anderen.
    John hielt die Gruppe zusammen. Er war auch in den dunkelsten Stunden immer bei ihnen gewesen. Auch an dem Tag, an dem der Hubschrauber nicht zum Stützpunkt zurückgekehrt war. Tara hatte danach tagelang geweint. Da sie aber nicht aufgeben wollte, hatte sie sich gleich neben dem Funkgerät niedergelassen. In jedem wachen Moment hatte sie die Notruffrequenzen abgehört. Sobald sie schlafen musste, hatte sie sich von John versprechen lassen, dass er ihre Wache übernahm. John hatte alles getan, ohne sich zu beklagen oder Fragen zu stellen. Ohne Kil wäre er vermutlich auch nicht mehr am Leben.
    Genau genommen wären sie ohne John vermutlich alle nicht mehr am Leben. Seine Fähigkeiten in Sachen Netzwerk und Computer hatten die Hotel-23-Bewohner nämlich befähigt, wenigstens einige der Vorteile des komplexen und geheimen Systems für sich nutzbar zu machen. Johns Begabung, Überwachungskameras, Satellitenbildübertragungs- und Kommunikationsanlagen zu steuern, war für die situationsbedingte Achtsamkeit der Gruppe äußerst wichtig.
    Tara hörte die Glocken erneut und fragte sich, was ihr Geläut wohl diesmal zu bedeuten hatte.
    Seit Kils Abreise war es Johns Prinzip, sich zu beschäftigen. Er war noch immer etwas wütend und vielleicht auch leicht verletzt, doch er verstand Kils Gründe, Saien zu wählen. Als er es überwunden hatte, hatte er sich schnell gemeldet, um der Bordkommunikation des Schiffes bei der Wartung und dem Neuaufbau entscheidender Verbindungen zu helfen. Das E-Mail-System an Bord war nutzlos, denn es gab kein World Wide Web mehr, mit dem man es hätte verbinden können. Allerdings existierte zwischen der USS George Washington und verschiedenen Informationsknotenpunkten an Land und auf See ein stabiles Funknetz. Obwohl man John keinen Zugang zu den Leitungen gab, dauerte es nicht lange, bis die Kommunikationstechniker an Bord ihn näher kennenlernten, sich angemessen locker machten und ihm jeden Zugriff gewährten. Johns Kenntnisse bezüglich wesentlicher Funkfrequenztheorie und Computersysteme machten ihn zu einem entscheidenden Aktivposten im Begabtentrupp des Flugzeugträgers.
    Einige Decks tiefer, hinter dem Funkraum, befand sich das Bordlazarett. Vor der Anomalie hatte es einer allgemeinen Ambulanz geglichen, doch nun sah es eher aus wie ein Kriegsversehrten-Traumazentrum. Die meisten Ärzte waren seit der Entdeckung der Anomalie in den Vereinigten Staaten im Dienst ums Leben gekommen. Dies war leicht zu verstehen, denn Bordärzte waren oftmals die ersten Menschen, die es mit Infizierten zu tun bekamen. Vor der Anomalie waren fünf Ärzte an Bord gewesen. Wandelnde Leichen hatten die ersten beiden infiziert. Welche Ironie, dass ausgerechnet Ärzte, die den Tod verkündeten, von Geschöpfen getötet wurden, die sie zum Narren gehalten hatten. Der dritte Arzt war umgekommen, nachdem ein infizierter Seemann sich den Kopf abgeschossen hatte. Sein Blut war in eine Schnittwunde eingedrungen, die er sich beim Rasieren zugezogen hatte. Der Arzt hatte es vorgezogen, durch einen Kopfschuss zu sterben. Man hatte ihm ein Seebegräbnis gegeben. Der vierte Arzt hatte den gewaltlosen Weg vorgezogen und sich eine Überdosis Morphium verordnet. Immerhin war er den Männern seines Korps gegenüber so anständig gewesen, seinen Unterleib vor der Injektion an eine Transportliege zu schnallen. Sein Abschiedsbrief war so beunruhigend ausgefallen, dass er vom Sicherheitsoffizier des Schiffes konfisziert und vernichtet worden war, denn er hatte befürchtet, er könnte weiteren Selbstmordversuchen oder gar einer Meuterei Vorschub leisten.
    Der letzte noch auf eigenen Beinen stehende Arzt war Dr. James Bricker, ein unübertroffener Profi, Absolvent der Marineakademie und Lieutenant Commander. Wer bei der Marine war, weiß, dass Militärärzte sich gehörig von anderen Offizieren unterscheiden. Viele hochrangige Ärzte legen keinen Wert darauf, dass man sie Sir oder Ma’am nennt oder mit dem Dienstgrad anspricht. Sie kümmern sich nur um ihren Job – und sorgen dafür, dass es einem besser geht.
    Als Janet frisch vom Hotel 23 an Bord
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