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Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)

Titel: Tage des letzten Schnees: Ein Kimmo-Joentaa-Roman (German Edition)
Autoren: Jan Costin Wagner
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Markus Sedin vor einem Aufnahmegerät gesessen und geschwiegen.
    Geschwiegen – und nicht genickt.
    »Kimmo«, sagte Westerberg, Seppo hob die Hand zum Gruß.
    »Hallo, ihr beiden«, sagte Joentaa.
    Hinter der Scheibe saß wieder Markus Sedin, leitender Fondsmanager der Norda-Bank. Er saß in sich zusammengesunken, als liege eine schwere Last auf seinen Schultern, aber auf eine merkwürdige Weise wirkte er auch entspannt, und Joentaa erinnerte sich an die Tage und Wochen nach Sannas Tod, die Jahre zurücklagen, aber unvermindert präsent waren und nie vergehen würden.
    Er erinnerte sich an das Gefühl, das ihn damals beherrscht hatte, das Gefühl, einer unendlichen Schwere ausgesetzt zu sein, und gleichzeitig hatte sich manchmal eine unnatürliche Leichtigkeit eingestellt, eine kaum zu ertragende Gelassenheit, die sich aus dem Gedanken gespeist hatte, dass ohnehin alles verloren war.
    »Ja«, sagte Westerberg, der Joentaas Blick durch die Scheibe folgte. »Da ist er.«
    Joentaa nickte.
    »Und Seppo ist an der Sache dran, um die du uns gebeten hast. Wegen der exakten Daten zum Bargeldversand.«
    »Gut«, sagte Joentaa. »Sind euch die vier Einzahlungen aufgefallen? Ende März und im April dieses Jahres?«
    Seppo hob den Ausdruck an, den er in den Händen hielt. Zahlen und Daten, die ein Muster ergaben. Vielleicht. »Ich denke, ich verstehe, was du meinst«, sagte Seppo. »Viermal zweitausend Euro. Der Absender ist verschlüsselt, es ist demnach nicht Sedin, weil uns bereits alle Zahlungen Sedins unverschlüsselt verfügbar gemacht worden sind.«
    »Genau, diese Überweisungen meine ich.«
    »Die Summe wurde zweimal von Belgien aus in Réka Nagys Heimat transferiert, und zweimal kam das Geld erstaunlicherweise aus Finnland … von einem Reisebankschalter in Helsinki …«
    »Genau«, sagte Joentaa.
    »Aber eben nicht von Sedin«, sagte Seppo.
    Joentaa nickte.
    »Die Summe ist auffällig, weil es immer die gleiche ist, und sie ist auch um einiges höher als die Zahlungen, die die Familienmitglieder untereinander getätigt haben«, sagte Seppo. »Diese Überweisungen fallen, so gesehen, in jeder Hinsicht aus dem Rahmen.«
    Joentaa nickte.
    »Die Empfängerin des Geldes ist allerdings nicht Réka Nagy, sondern die Mutter«, sagte Westerberg. »Deshalb hatten wir das in der ersten Sichtung der Unterlagen auch nicht genauer untersucht.«
    »Ja«, sagte Joentaa. »Ich denke, dass diese Beträge an die Mutter ausbezahlt wurden, weil das Geld in Réka Nagys Heimat gehen sollte und deshalb auch dort am Schalter des Bargeldtransfer-Anbieters abgeholt werden musste.«
    »Und … warum hat Réka Nagy es nicht abgeholt?«, fragte Seppo.
    »Réka Nagy konnte das Geld nicht selbst entgegennehmen, weil sie in dieser Zeit nicht in Rumänien war, sie war in Finnland«, sagte Joentaa.
    »Äh … klar«, sagte Seppo.
    »Und das sollte derjenige, der das Geld überwiesen hat, nicht wissen.«
    »Aha«, sagte Seppo.
    »Vermutlich hat Réka Nagy den Betreffenden unter einem Vorwand gebeten, das Geld an die Mutter zu senden, er dachte in jedem Fall, es sei für Réka. Oder für Rékas Familie.«
    »Hm«, sagte Westerberg. »Also, wenn ich dich richtig verstehe … du meinst, dass es da vielleicht irgendwo noch einen dieser …«
    Joentaa dachte an das, was Larissa geschrieben hatte. Den beiläufigen Satz. Ich habe davon gelebt. Hatte gleich drei von der Sorte.
    »… dass es da … noch einen … dieser unselig Verliebten gibt?«, fragte Westerberg.
    Joentaa nickte. Ich vermute, das ist wahre Liebe, hatte Larissa geschrieben. Ironisch, spöttisch. Oder ganz ernsthaft? Er wusste es nicht.
    »Ok«, sagte Seppo.
    »Es ist nur eine Idee«, sagte Joentaa.
    »Ich bin in jedem Fall dran«, sagte Seppo. »Die Firma, die die Gelder transferiert hat, hat ihren Sitz in den USA , ich habe sowohl dort als auch hier in Helsinki Druck gemacht und warte auf Rückmeldung.«
    »Gut«, sagte Westerberg.
    »Und da wir uns mit diesem Bargeld transferierenden Geldinstitut in Bezug auf bürokratische Hürden und Abwägungen bezüglich des Bankgeheimnisses schon einmal geeinigt haben, als es um Sedin ging, hoffe ich, dass wir bald was hören …«, sagte Seppo.
    Westerberg nickte. »Wollen wir dann reingehen?«, fragte er Joentaa.
    »Ja«, sagte er und folgte Westerberg in den Vernehmungsraum. Er erinnerte sich an das, was er in den Ermittlungsakten über Markus Sedin gelesen hatte. Verheiratet mit Taina, ein Sohn, Ville. Seit neun Jahren Mitarbeiter der
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