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Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game

Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game

Titel: Tänzerin der Nacht - Feehan, C: Tänzerin der Nacht - Night Game
Autoren: Christine Feehan
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fragte, weshalb ihre Familie nach Kinshasa gekommen war? Und warum hatte sie ständig das Gefühl, von jemandem beobachtet zu werden?
    Das Musikfestival wurde zu Ehren afrikanischer Künstler und ihrer Musik veranstaltet. Es war unsinnig, Zirkusakrobaten einzuladen. Jebediah, Tyrel, Ruben und Seth zuckten nur die Achseln und sagten, einem geschenkten Gaul schaue man nicht ins Maul, aber Briony hatte das Gefühl, hier stimmte etwas nicht. Alles kam ihr ein bisschen schräg vor. Ihre bizarre Ausbildung, ihre Fähigkeiten, dazu der Umstand, dass sie einen ganz speziellen Arzt hatte, der angeflogen kam, sowie sie Schnupfen hatte; und sogar das war seltsam: die Tatsache, dass sie sich kaum jemals einen Virus zuzog. Wenn sie krank wurde, dann kam es im Allgemeinen von der ständigen Bombardierung mit Gefühlen, die tagtäglich auf sie einstürmten. Ihre Brüder sagten ihr, sie sei paranoid, aber sie hatte, wie auch jetzt,
oft das unbehagliche Gefühl, wenn nicht gar die Gewissheit, von jemandem beobachtet zu werden. Sie sah sich um und hielt mit ihrem gesteigerten Sehvermögen Ausschau nach Wärmebildern, nach irgendetwas, was ihr sagte, sie schwebte in Gefahr, aber da war nichts, noch nicht einmal eine Veränderung im beständigen Surren der Insekten.
    Briony rieb sich die pochenden Schläfen und watete am Ufer entlang, noch weiter weg von dem Gedränge und der Hektik der Stadt. Bewaffnete Soldaten an jeder Straßenkreuzung, alles strotzte von unterschwelliger Gewalt, und das Nachtleben schien ein glitzernder Deckmantel zu sein, unter dem die Verzweifelten und die Kriminellen ihre Untaten begingen. Sie wollte nach Hause.
    Einen Moment lang erstarrte sie. Nach Hause. Was hieß das überhaupt? Sie liebte ihre Familie, und sie liebte den Zirkus, doch sie hielt es nicht mehr aus. Dieses Leben brachte sie um, aber sie kannte kein anderes, und es gab auch keinen Ort, an den sie gehen konnte. Ihre Brüder wussten wenigstens, dass sie anders war, und sie taten ihr Bestes, um ihre Eigentümlichkeiten vor anderen zu verbergen, obwohl sie nicht verstanden, was mit ihr los war.
    Briony roch ungewaschene Männer und hörte Stimmen. Sie wich augenblicklich ans Ufer zurück, veränderte ihre Hautfarbe und verließ sich darauf, dass auch ihre dunkle Kleidung zu ihrer Tarnung beitrug. Als drei bewaffnete Soldaten näher kamen, sah sie sich um und vergewisserte sich, dass sie allein war, bevor sie in die Hocke ging und mühelos rund zehn Meter hoch ins Geäst eines Baums sprang. Sie verhielt sich vollkommen still, als sie unter ihr vorbeikamen und auf dem Waldboden nach Spuren suchten. Die Soldaten machten eindeutig Jagd auf jemanden, und Briony begriff, dass es eine Dummheit gewesen war,
sich so weit von dem Schutz zu entfernen, den ihr ihre Brüder boten. Das mussten die Rebellen sein, die von allen gefürchtet wurden. Sie beobachtete sie, wie sie sich verstohlen durch den Wald in Richtung Stadt bewegten.
    Briony wartete, bis sie die Männer nicht mehr hören konnte, und sprang erst dann auf den Boden. Mit einem kleinen Seufzer des Bedauerns watete sie wieder ins Wasser hinaus. Sogar hier, am Rande der Wildnis, war sie nicht wirklich allein. Wieder beugte sie sich hinunter, um ihren Schal in den kühlen Fluss zu tauchen. Sie wollte nicht zurückgehen; schon allein bei dem Gedanken wurde ihr Mund trocken. Plötzlich kräuselte sich das Wasser um sie herum. Das war die einzige Warnung. Ein Arm, der mehr von einer Stahlschlinge hatte, schlang sich von hinten um ihre Kehle, und jemand presste ihr die Spitze eines Messers gegen die Rippen.
    »Schrei bloß nicht.« Die Stimme war gesenkt und klang doch so drohend, dass Briony zusammenzuckte. Der Körper des Mannes, der sie gefangen genommen hatte, fühlte sich an wie eine Eiche, absolut unnachgiebig, und er hielt sie so, dass sie keine echte Chance hatte, ihm zu entkommen, ohne sich ernsthafte Verletzungen zuzuziehen.
    Sie zählte ihre Herzschläge, um ihren Atem zu verlangsamen. »Das hatte ich nicht vor.«
    Er sprach Englisch mit amerikanischem Akzent. »Du bist ein Schattengänger. Was zum Teufel hast du hier zu suchen?«
    Die Stimme war eher ein Flüstern in ihrem Innern als in ihrem Ohr. Sie wusste, dass sie starke telepathische Kräfte besaß, aber hier ging es um mehr. Und seine Gefühle teilten sich ihr nicht mit. Diese Erkenntnis verblüffte sie. In ihrem ganzen Leben waren ihr die überwältigenden
Gefühle anderer eine Last gewesen, sogar im Umgang mit ihren Angehörigen. Im ersten
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