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Tabu: Thriller

Tabu: Thriller

Titel: Tabu: Thriller
Autoren: Tom Egeland
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Aufnahmen. Ungefähr nach der Hälfte kam Skaug und stellte sich hinter sie.
    »That’s it«, sagte Kristin. »Sagt dir das irgendetwas?«
    Ninni schüttelte den Kopf.
    Unten im Flur rief Caspar ungeduldig nach Roffern.
    »Und was soll das sein?«, fragte Skaug.
    »Kennt ihr die Frau?«
    »Sollte ich?«, fragte Ninni.
    Im Hintergrund begannen zwei Telefone gleichzeitig zu klingeln.
    »Ich dachte, das wärst du«, sagte Skaug. »Hast du eine Schwester?«
    » Ich ? Toralf, putz dir mal die Brille!« Kristin sah zu Ninni und schnitt eine Grimasse.
    »Ich denke, er will dir ein Kompliment machen«, amüsierte sich Ninni. »Willst du mir nicht mal erklären, was der Kram da soll?«
    Kristin zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung! Das hat mir einer geschickt. Ich weiß nicht, warum. Ich dachte, ich hätte irgendetwas übersehen. Bestimmt nur ein dummer Scherz.«
    »Ich hätte gern die Telefonnummer von deiner Schwester«, sagte Skaug.

4
    »Noch fünf Minuten bis zur Sendung!«
    Inmitten des Wirrwarrs aus flimmernden Bildschirmen, Kabelbündeln und ferngesteuerten Kameras versuchten Kristin und Ninni, sich zu konzentrieren. Kristins Hände zitterten. Obgleich sie bestimmt schon zwanzigmal gemeinsam mit Ninni im Studio gesessen hatte, war sie jedes Mal aufs Neue angespannt.
    Ninni schnitt eine Grimasse und babbelte unverständliches Zeug, um die Gesichtsmuskulatur um ihren Mund herum zu lockern. Auf dem Teleprompter vor der Kamera rollte ihr Text in großen Buchstaben ab. Kristin sah verstohlen zu ihrer Kollegin hinüber. Ninni hatte die seltene Eigenschaft, sich durch die Kameralinse winden zu können und zu Hause bei den Zuschauern wie eine allwissende Göttin aufzutreten. Es gab wirklich nicht viele Reporter, die genug Glaubwürdigkeit, Selbstsicherheit und fachliches Wissen hatten, um Nachrichtensprecher zu werden. Die Nachrichten lesen konnten viele, aber die wenigsten waren in der Lage, sie so zu vermitteln, als wären sie Herr dieser Nachrichten, als bestimmten sie darüber und stünden selbst im Mittelpunkt der Geschehnisse. Ninni war eine davon.
    Das offene Nachrichtenstudio wurde dominiert von dem länglichen Pult mit der leuchtenden Uhr. Alles im Studio war rot. »Letzte News von der Blutbank«, hatte einmal ein Fernsehkritiker geschrieben.
    »Noch vier Minuten bis zur Sendung!«, rief der Produzent. Er saß zur Linken des Programmleiters vor einer Wand von Fernsehbildschirmen und einem Kontrolltisch, der aussah, als käme er aus einer Raumfähre.
    Kristin warf einen Blick auf den großen Monitor neben der Kamera und betrachtete sich selbst. Schob die Haare zurecht. Sie erkannte sich im Fernsehen nie richtig wieder. Sie wurde zu einer Fremden, einer Schauspielerin, die TV-Reporterin spielte.
    Ein Journalist für Internationales kam mit einem Telegramm ins Studio gerannt, auf dem die Zahl der Toten nach dem Bombenanschlag in Beirut korrigiert wurde. Ninni notierte es auf einem Blatt, das vor ihr lag.
    »Drei Minuten bis zur Sendung!«
    Kristin holte ein paar Mal tief Luft. Ninni las die Headlines der Sendung mehrmals in unterschiedlichen Stimmlagen zur Probe. »Stoppte den Täter und wurde niedergeschlagen« – »Autobombe in Beirut.«
    Die starken Scheinwerfer wurden eingeschaltet.
    »Ich kann nicht begreifen, warum Skaug die Sendung mit diesem Kinderkram startet«, flüsterte Kristin.
    »Gefühlsduselei«, sagte Ninni, »er liebt solche Sachen. Wir haben jetzt schon vier Tage lang mit Außenpolitik angefangen, da kriegt er langsam die Krise.«
    »Mädels, vergesst nicht, dass ich jedes Wort höre, das ihr sagt«, kam Skaugs Stimme durch den Studiolautsprecher. »Und denkt dran, der Chef vom Dienst ist die wahre Instanz in eurem Leben, näher könnt ihr Gott nicht kommen!«
    Ninni drehte sich zur Kamera und warf ihm eine Kusshand zu.
    Unter dem Tisch faltete Kristin so fest die Hände, dass ihre Knöchel weiß wurden. Sie konnte sich kaum vorstellen, dass sich gleich vier- oder gar fünfhunderttausend Zuschauer hinter den schwarzen Kameralinsen befanden.
    »Zwei Minuten, Ruhe im Studio!«
    Mit dem Zeigefinger drückten sich Ninni und Kristin die Ohrstöpsel in die Ohren, durch die sie während der Sendung die Anweisungen des Produzenten erhielten.
    »Noch eine Minute bis zur Sendung!«
    Die Stille in Regie und Studio war erdrückend, aufgeladen.
    Die Hauptkontrolle meldete sich über den Lautsprecher: »HK an News – dreißig Sekunden.«
    Kristin füllte die Lungen mit Luft und atmete langsam wieder
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