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Tablettenfee

Tablettenfee

Titel: Tablettenfee
Autoren: Gunter K. Kubicza
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Aufmerksamkeit war auf ihm, alle waren gespannt, warum er plötzlich zu spielen aufgehört hatte.
    Auch aus den angrenzenden Räumen waren die Leute gekommen und blickten zumindest mit ihren Köpfen um die Ecke.
    »Bevohr Musik! Ihr müsst hören! Ihr müsst ALLE gud zuhöhren, was Universum euch sagen will. Die Wareheit ist vor eure Augen. Ihr kennt sie. Ihr nur gut zuhören müsst um zu glauben!«
    Seine Augen waren geweitet, seine Stimme klang aufstachelnd und seine Arme fuchtelten bedrohlich in der Luft.
    Udo, der die Szene wieder durch das Fenster beobachtet hatte, konnte zwar keines der Worte vernehmen, war aber erstaunt ob der künstlerischen Theatralik seines Briefträgers. Er hatte sich nicht getäuscht, Ratschi war vermutlich direkt von Gott gesandt worden. Zumindest heute Abend. Hoffentlich war Bianca am Start und alles klappte wie noch in letzter Sekunde ausgetüftelt.
    Udo beobachtete die Szenerie weiter. Die ersten Blicke wandten sich wieder von dem Erzähler in der Mitte ab. Doch keiner verließ den Raum! Keiner begann zu sprechen. Die Leute schienen alle etwas zu lauschen. Es funktionierte! Zumindest sah es so aus.
    »Psst! Udo! Psst!« Snif schaute ums Eck.
    »Ich hab dich schon gesucht! Ich glaube, du kannst schon schön langsam reinkommen. Leitner redet sich eben um Kopf und Kragen!«
    »Ehrlich? Geilo!«
    Snif war durch eine von innen zu öffnende Nebentür gekommen und so gelangten beide auch relativ schnell wieder nach drinnen. Weit und breit war niemand auf dem Gang zu sehen. Alles schien sich im großen Saal versammelt zu haben.
    »Das ist ja nochmal gut gegangen -– in allerletzter Sekunde.«
    »Ja, ich glaub fast besser als geplant!«, jubilierte Snif.
    Als die zwei den Saal betraten, war Leitners Stimme laut und deutlich für alle hörbar im Raum. Moment, was war das? Stöhnte da wer?
    Hatte er ihr etwas angetan? Nein. Komisch, Bianca sprach wieder, aber nur wenige Sekunden, dann war da wieder ein Stöhnen in der Luft. Sein Herz begann zu rasen. Nein! Wie konnte sie bloß!
    »... was machst du ... uhhhhh ... wenn dein Chef dahinter-kommt?«,
    tönte Biancas Stimme durch die Lautsprecher.
    Da war wieder Leitners Stimme, doch Udos Gedanken waren weit weg. Wie konnte sie so etwas nur machen? Warum tat sie ihm das an? Waren sie wirklich so verschieden? Es war doch alles gut jetzt – warum tat sie das bloß? Sein Herz schien zu zerspringen. Ein stechender Schmerz erfüllte seine Brust!
    Die Stimmen waren verstummt. Die Boxen schienen defekt zu sein, denn es war nur mehr ein rhythmisches Klopfen zu hören. Hin und wieder schepperte Plastik und Udo kam es vor als wenn er Atemgeräusche vernehmen konnte. Da war wieder der Stich in seiner Brust. Eine Hand klopfte ihm auf die Schulter. Udo drehte sich um, es war einer der smartphonierenden Außendienstkollegen.
    »Hey Weikert. Tut mir echt leid, dass ich Sie für schuldig gehalten habe, aber Gott sei Dank ist nun alles ans Licht gekommen!«
    Kaum hatte er ausgesprochen, waren da auch schon der nächste Schulterklopfer und die nächste Hand und, und, und ...
    Der Plan war aufgegangen – nur zu welchem Preis. Keiner der Leute konnte ahnen, was sich eben in Udo abspielte, denn keiner kannte die Verbindung Udos zu der Stimme der Unbekannten von eben.
    Udos Beine gaben nach und er knickte nach unten weg. Er saß mit dem Rücken an die Saalwand gelehnt am Boden und atmete tief durch. Ein Tross von Menschen begann sich nun ruckartig an ihm vorbei durch die Tür zu drängen.
    »Udo! Komm auf!«
    Snif griff ihm unter die Arme und zog ihn nach oben.
    »Lass mich!«
    »Komm schon, du versäumst den besten Teil. Ich habe gerade der ganzen Meute mitgeteilt, von wo eben diese Live-Schalte kam.«
    Anscheinend dachte auch Snif nicht daran, was das eben für ein Pyrrhussieg für Udo war.
    »Nein, danke. Das muss ich mir nicht auch noch live ansehen!«
    Immer mehr Menschen strömten an Ihnen vorbei. Er sah es Snif an, dass es ihm nur schwerfiel sich der Masse nicht anzuschließen.
    Zugegeben, er hätte gerne Leitners Gesicht gesehen, wenn er die Tür öffnen würde, aber er konnte und wollte Bianca nicht ins Gesicht sehen. »Geh du, Snif!«
    »Ehrlich! Du bist mir nicht böse?«
    »Nein, komm schon … wenn´s anders geendet hätte wäre ich doch auch gerne dabei.«
    »Na dann, Kumpel, bis gleich!«
    Der Gang vor dem Telefonkämmerchen war schmal und nur die wenigsten passten da hinein. Wer sich einen Logenplatz sichern wollte, hatte schon ganz vorne mit dem alten
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