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Sydney Bridge Upside Down

Sydney Bridge Upside Down

Titel: Sydney Bridge Upside Down
Autoren: David Ballantyne
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Reo mitnehmen«, sagte Mr Dobson. »Alle wollen kommen, die ganze Siedlung, die ganze Gemeinde. Mit ein bisschen Glück schaffen wir es sogar, Sam Phelps herzulocken.«
    »Gute Idee«, sagte ich. Noch ein Grund, warum es mir egal sein kann, dass ich die Feier verpasse, dachte ich.
    Wir rasten durch eine Schlucht. Ich war mir sicher, wir würden die Ofentüren verlieren, so stark schwankte der Lastwagen. Dann ging es mühsam einen weiteren Hang hinauf, dann noch einmal rasend schnell hinunter, bis wir ein flaches Stück erreichten. Es war nicht mehr weit bis Bonnie Brae.
    Etwa eine Meile vor Bonnie Brae fragte ich: »Mr Dobson? Was kommt eigentlich zuerst – Laxton oder Port Crummer?«
    »Von Bonnie Brae kommend? Port Crummer. Zieht es dich da hin, Harry?«
    »Nein«, sagte ich, »nein, überhaupt nicht. Ich habe mich nur gefragt, wo diese Orte alle sind. Nein, ich will da bestimmt nicht hin. Höchstens mal in den Ferien …«
    »Da kann man ganz gut Ferien machen, da hast du recht«, sagte er. »Schau, Harry, wir sind da, da ist Bonnie Brae. Endstation.«
    Nicht ganz, dachte ich.

16
    Würdest du mir glauben, frage ich, wenn ich murmel murmel murmel? Nein, sagt mein Freund, er trägt ein braunes Samtjackett, ein weißes Polohemd, eine hautenge, himmelblaue Jeans. Dazu schwarze Cowboystiefel. Du kriegst gleich Prügel, sage ich. Wenn du das machst, schmeiße ich dich raus, sagt er. Ich finde schon was, sage ich. Komm, wir kaufen uns Erdnüsse, sagt er. Wir gehen rüber zum Stand, aber der Typ in dem langen grauen Mantel ist schneller. Er braucht lang, sehr lang, bis er sich für die ganz große Tüte entschieden hat. Er greift rein und schiebt sich eine Handvoll in den Mund. Er schmatzt und beobachtet uns, während wir zwei kleine Tüten kaufen, dann beugt er sich ruckartig vor und spuckt alles wieder aus. Er hat sich einen Zahn abgebrochen, sagt er, als er sich aufgerichtet hat. Das kommt davon, wenn du so schlingst, sagt mein Freund und wirft sich eine einzige Erdnuss in den Mund. Der Typ will ihn treten, gleichzeitig fasst er sich an den Schneidezahn. Er trifft nicht, mit Mühe hält er sich auf den Beinen. Ich kann nichts dafür, dass dein Zahn kaputt ist, sagt mein Freund. Ich mach dich gleich kaputt, sagt der Typ. Komm, sage ich, lass uns abhauen, wir wollen doch keinen Ärger. Wir hauen ab, wir lassen den Stand hinter uns und biegen um die Ecke. Auf der Hauptstraße denke ich, ich kann mich wieder umschauen. Ich schaue mich ständig um, egal ob ich allein unterwegs bin oder mit meinem Freund. Er glaubt, dass ich von den Lichtern beeindruckt bin, von den blinkenden Neonschildern. Er weiß nicht, wonach ich wirklich schaue, ich erzähle es ihm nicht. Er glaubt mir ohnehin nicht. Immer wenn ich etwas erzähle, denkt er, dass ich es erfunden habe. Und zwar, so meint er, weil ich meine Kindheit an einem Ort verbracht habe, an dem nichts passiert ist. Ich muss also tun, als wäre eine Menge dort passiert. Er glaubt, ich erfinde Geschichten, um mich darüber hinwegzutrösten, dass ich in meinem Leben so viel verpasst habe, alles, was in der Stadt passiert ist. Soll ich dir mal was sagen?, frage ich. Da war eine Burg, wo ich aufgewachsen bin. Wir haben in diesem Land keine Burgen, antwortet er. Weißt du was? Ich habe einmal ein kurzsichtiges Mädchen vor einem behaarten Ungeheuer gerettet. Du hast zu viele Märchen gelesen, sagt er. Weißt du, ich habe nicht nur das behaarte Monster erschlagen, sondern auch eine dürre Hexe. Du kannst mir viel erzählen, sagt er. Weißt du, sage ich, dass ich einmal der stärkste Superheld aller Zeiten war? Niemand war größer, niemand war stärker als ich. Na klar, sagt er. Weißt du, sage ich, ich habe Fangen gespielt mit einem wunderschönen Mädchen, wir sind durch das ganze Haus gejagt, wir waren beide nackt. Es gefiel ihr, auf ihrem großen Bett zu liegen, auf einer schimmernden Satindecke, und mir ihre Brüste zu zeigen, ihre Muschi. Du hast aber einen schönen, großen Schwanz, hauchte sie, ich durfte mich neben sie legen. Ich legte meinen Kopf auf ihre Brüste und weinte, und wenn ich ein paar Jahre älter gewesen wäre, hätte ich sie zur Frau nehmen dürfen, vielleicht hätte sie sogar ein wenig gewartet, wenn nicht eines Tages ein älterer Superheld in einem Daimler angekommen wäre und sie auf die Burg mitgenommen hätte, wo er sie nach allen Regeln der Kunst durchgefickt hat. Ich war dabei, ich habe es mit angesehen. Komm, wir laufen noch ein bisschen, ich habe
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