Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit: Radiks Geschichte - Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Nikolai M. Jakobi
Vom Netzwerk:
vorstellbar, dass Gefangene gemacht worden waren. Und Nipud wusste, dass auch er dem Tod im Moment näher war als dem Leben. Doch in ihm bäumte sich die Kraft eines weidwunden Tieres auf.
    Mit Hilfe eines Baumstumpfes kam er beim dritten Versuch auf das Pferd. Er umging das feindliche Heerlager in weitem Bogen. Was er dann sah, konnte er kaum glauben. Das Burgtor stand weit offen, jedermann ging ein und aus. Nipud wagte sich nicht allzu nah heran. Aber auch aus der Entfernung war klar, dass die Burg gefallen sein musste. Wie hatte das nur geschehen können? Verrat! Er kannte den Schuldigen genau und wusste nun, was er unbedingt erledigen musste, solange ihm das schwindende Leben noch Zeit dazu ließ.
    Bis zur Dämmerung zog er sich wieder zurück, dann ritt er zu Radiks Hütte. Das Schwert fest in der Hand schlich er zur Tür, horchte und brach mit aller ihm noch gebliebenen Kraft hinein.
     
    Stundenlang hatten sie beisammen gesessen, ihre Hände fest ineinander verschlungen, als fürchteten sie, sich sogleich wieder zu verlieren.
    Radik versuchte, Kaila alles zu erklären. Er wollte ihr erzählen, wie er nach ihr gesucht und dabei fast sein Leben verloren hatte. Ihn plagte ein schlechtes Gewissen, da er sie letztlich doch ihrem Schicksal überlassen, sie gar tot geglaubt hatte.  
    Doch sie legte ihm bald einen Finger auf die Lippen und gab ihm mehr als deutlich zu verstehen, dass nichts zwischen ihnen stand.
    "Und Radmar?" fragte Radik nach einer Weile.
    "Du hast ihn gesehen? Er ist dein Sohn."
    "Das habe ich gespürt."
     
    Als es bereits zu dämmern begann und allmählich die Nacht anbrach, machte sich Radik auf den Heimweg. Seine Schwester kümmerte sich um die Tochter und würde ihn sicher bereits längst erwarten. Kaila wollte sogleich mit ihm kommen, doch Radik meinte, im Lager sei es im Moment am sichersten.
    Sein Pferd hatte er im Stall gelassen, sonst käme am Ende noch einer der Dänen auf die Idee, das schöne Tier als Beute zu nehmen. Also musste er zu Fuß gehen, doch taten ihm jetzt ein paar Schritte an dem sich langsam abkühlenden Sommerabend ganz wohl. Gedankenversunken erreichte er seine Hütte, wäre fast daran vorbeigelaufen. Als er die Tür öffnen wollte, hörte er einige rasche Schritte und schon riss ihn jemand zu Boden.
     
    Christian wusste nicht, was er von diesem Ranen halten sollte. Etwas verlegen hatte er beobachte, wie vertraut dieser mit Kaila umging und dann angewiesen, die beiden ungestört zu lassen. Die Ähnlichkeiten zwischen Radmar, der Christian schon ans Herz gewachsen war, und diesem Ranen waren offenkundig: die hochgeschossene Gestalt und das hellblonde Haar ließen mehr als eine vage Vermutung zu.
    Kaila hatte sich ja bisher stets schwer damit getan, ihm bestimmte Dinge zu offenbaren, was weniger daran zu liegen schien, dass sie ihm nicht vertraute, als vielmehr an der Trauer und dem Schmerz, welche sie mit den Erinnerungen verband. Da traf es sich doch eigentlich ganz gut, dass der Rane die deutsche Sprache beherrschte und so einige Fragen beantworten könnte. Man müsste ihn nur abpassen, sobald er das Lager verlässt.
    Christian weihte Ronald in seinen Plan ein und sagte ihm auch, er brauche keinen Begleitschutz, sonst würde der Rane womöglich noch denken, man wolle ihn unter Drohungen verhören.
    Durch ein Zeichen wurde Christian, der sich etwas abseits postiert hatte, benachrichtigt, als Radik das Zelt verlassen hatte. Er stellte überrascht fest, dass der Rane zu Fuß ging und entgegen seiner eigentlichen Absicht beschloss er, ihn nicht sogleich anzusprechen, sondern ihm erst einmal zu folgen. Vielleicht könnte es ja nicht schaden, wenn man wüsste, wo der Bursche zu finden war.
    Christian hielt einigen Abstand, um nicht aufzufallen. Doch mit der Zeit musste er immer weiter aufschließen, da es zunehmend dunkler wurde und er den Ranen nicht aus den Augen verlieren wollte. Der Weg war doch unerwartet weit.
    Kaum zu glauben, dass er ihn noch nicht bemerkt hatte. Der Bursche musste wirklich tief seinen Gedanken nachhängen.
    Dann endlich schienen sie am Ziel. Der Rane stutzte kurz, als würde er seine eigene Hütte nicht erkennen, ging dann aber mit schnellen Schritten zur Tür.
    Sollte er ihn jetzt anreden? Christian war unsicher und sah sich, mehr aus Verlegenheit, kurz nach allen Seiten um. Da bemerkte er, im Dämmerlicht nur schwach auszumachen, wie jemand hinter einem Baum hervortrat, einen Bogen spannte und mit diesem auf den Ranen zielte. Ohne näher zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher