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Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Svantevit - historischer Roman (German Edition)

Titel: Svantevit - historischer Roman (German Edition)
Autoren: Nikolai M. Jakobi
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dulden, dass irgendjemand solche Dummheiten begeht. Wer wirklich glaubt, er könne einfach so hinausspazieren und eine Heldentat vollbringen, sollte gewarnt sein. Vor den Dänen – und vor mir!"
    Viele Männer nickten zustimmend. Dem zahlenmäßig weit überlegenen Feind vor der Burg entgegenzutreten war ja geradezu das Dümmste, was man hätte tun können.
    "Die Krieger der anderen Burgen werden sich bereits formiert haben und unter Führung der Fürsten einen Angriff auf die Dänen vorbereiten. Dann kommt auch unsere Stunde!"
    "Warum ist diese Hilfe nicht schon längst eingetroffen?"
    "Genau! Der Plan der Dänen zum Angriff war doch seit Tagen bekannt."
    Dieselben Männer, welche eben noch für einen Streich gegen die Dänen plädiert hatten, meldeten sich nun erneut lautstark zu Wort.
    "Seit Tagen hört man das Hämmern der Axt. Wofür wohl brauchen die Dänen das Holz. Als Brennholz? Im Sommer? Nein, nein! In aller Ruhe werden Belagerungswaffen gebaut! Bald dürften uns ihre Wurfmaschinen nette Grüße über den Wall senden!"
    "Und von den Truppen der Fürsten ist nichts zu sehen!"
    Radik merkte, wie sich die Unruhe unter den Männern ausbreitete und auch jene erfasste, die ihm bis eben noch ganz besonnen erschienen waren. In der Tat hatte auch er selbst damit gerechnet, dass die Fürsten, die ja über eine viele größere Schar an Kriegern verfügten als die Garde in Arkona ausmachte, den Feind direkt nach dessen Anlandung attackieren würden. Das bisherige Ausbleiben jeglicher Hilfe und jeglicher Nachricht verwunderte ihn daher, auch wenn er sich davon bisher nicht beunruhigen ließ. Er blickte zu Granza, der irgendwie teilnahmslos in seinem Essen stocherte, als habe er die Reden überhaupt nicht wahrgenommen.
    "Was sagst du dazu?"
    Granza sah fast erschrocken auf, führte einen Löffel mit Suppe zum Mund und verschluckte sich sogleich heftig. Er hustete mit hochrotem Kopf, während er den Teller von sich wegschob, als sei dessen Inhalt vergiftet.
    "Keine … keine Sorge", krächzte er schließlich mit bemühtem Lächeln.
    Alle Anwesenden wussten, dass er der Sohn eines der mächtigsten Männer am Fürstenhof war. Seine Gegenwart und sein Wort, wenn auch derart ungeschickt vorgetragen, waren daher durchaus dazu angetan, sie einstweilen zu beruhigen.
    Nach einer Weile, die Männer hatten weitgehend stumm ihre Mahlzeit beendet und sich dann entfernt, saßen sich Radik und Granza allein gegenüber.
    "Irgendetwas stimmt mit dir nicht", sagte Radik, während er seinen Freund fest anblickte, "Was bedrückt dich?"
    "Trägt nicht ein jeder in der Burg schwere Gedanken? Hat dir die Reizbarkeit der Männer nicht gezeigt, welche Last auf ihren Gemütern ruht. Davon kann ich mich nicht ausnehmen."
    "Erzähl mir doch nichts", sagte Radik, während er zur Tür ging und diese schloss, "Warum bist du eigentlich hergekommen? Sosehr mich deine Anwesenheit freut, verwundert mich jetzt dein Verhalten."
    "Es ist mir, offen gesagt, nicht leicht gefallen. Aber es war meine Pflicht, ich konnte dich doch nicht im Stich lassen."
    Radik wurde aus diesen Worten nicht recht schlau.
    "Mich im Stich lassen?", fragte er, "Sieh dies bitte nicht als Vorwurf, aber du hättest mir mehr geholfen, wenn du mit einer Schar Garzer Krieger gegen die Dänen gezogen wärst, die da draußen unsere Burg belagern. Wie willst du mir hier drin einen solchen Gefallen tun, wo du selbst in der Falle sitzt?"
    "Ich könnte dir ja vielleicht einen entscheidenden Rat geben."
    Radik schüttelte den Kopf.
    "Was soll das? Sag mir endlich was los ist?", platzte ihm der Kragen, "Wie lautet denn nun dein entscheidender Rat?"
    Granza stand jetzt auch auf und blickte Radik fest in die Augen.
    "Wir sollten uns ergeben."
    Eine kurze Weile schwiegen sie.
    "Ist dies der richtige Augenblick für solche Scherze?"
    "Die Fürsten werden keine Hilfe schicken", sagte Granza leise und wich nun dem Blick des Freundes aus.
    Radik merkte, dass es Granza völlig ernst meinte, doch konnte er kaum glauben, was er da hörte.
    "Was sagst du da?!"
    "Es ist doch seit langem klar, dass die Dänen und die Sachsen einen vernichtenden Feldzug planen. Ihren Truppen würden wir nicht gewachsen sein. Sieh dir doch an, was aus den anderen Stämmen geworden ist, die unsere Nachbarn sind. Sie sind unterworfen und es ist nur eine Frage der Zeit, wann dieses Schicksal auch uns ereilen wird."
    "Und nun soll es so weit sein?!"
    Radik nahm wütend eine Schüssel vom Tisch und warf diese gegen die Wand.
    "Ja!
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