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Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache

Titel: Susannah 4 - Auch Geister lieben süße Rache
Autoren: Meg Cabot
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blieb ruhig liegen. Das Loch, das Pater Dominic
herbeigerufen hatte, war über uns die ganze Zeit offen geblieben. Rauch - oder besser gesagt Nebel, wie ich nun wusste - quoll in dunstigen Tentakeln über die Ränder herab.
    »Und wie schaffen wir es, dass sie reingesogen wird?«, fragte Jack.
    »Keine Ahnung.« Ich warf einen Blick auf Jesse und Diego, die immer noch in einem tödlichen Kampf verwickelt waren. Hätte ich den Eindruck gehabt, dass Jesse unterlegen war, wäre ich sofort hingelaufen, aber er schien prima zurechtzukommen.
    Außerdem - der Typ hatte ihn damals umgebracht. Höchste Zeit, dass Jesse es ihm heimzahlte. Dafür brauchte er meine Hilfe nicht.
    »Das Buch!«, fiel mir ein. »Pater Dominic hat was aus einem Buch vorgelesen. Schau dich mal um. Siehst du es irgendwo?«
    Jack fand das kleine, schwarze, ledergebundene Buch unter der ersten Bankreihe. Aber als er es durchblätterte, entglitten ihm die Gesichtszüge.
    »Suze«, sagte er. »Das ist gar nicht auf Englisch.«
    »Macht nichts.« Ich nahm ihm das Buch aus der Hand und blätterte bis zu der Seite vor, die Pater Dominic markiert hatte. »Da haben wir’s.«
    Dann begann ich laut zu lesen.
    Ich gab mir erst gar keine Mühe, so zu tun, als könnte ich Latein. Ich hatte keine Ahnung, was ich da vorlas.
    Aber anscheinend spielte die richtige Aussprache nur eine untergeordnete Rolle beim Heraufbeschwören der Mächte der Dunkelheit, denn kaum hatte ich die ersten
Worte ausgesprochen, wurden die Nebeltentakel immer länger und länger, bis sie sich über den Boden ergossen und sich um Marias Glieder wanden.
    Es schien ihr nicht mal etwas auszumachen. Im Gegenteil, sie sah aus, als fühlte es sich gut an, wie die Nebelfinger um ihre Hand- und Fußgelenke strichen.
    Vielleicht stand die Gute ja auf S-M oder so.
    Sie wehrte sich auch nicht, als ich weiterlas, die rauchigen Tentakel sie fester umklammerten und schließlich langsam vom Boden hoben.
    »Hey«, sagte Jack empört. »Wieso war das bei dir nicht so? Wieso musstest du von alleine ins Loch hochklettern?«
    Aber ich hatte Angst zu antworten. Wer hätte schon sagen können, was passierte, wenn ich zu lesen aufhörte?
    Also schwadronierte ich weiter. Und Maria schwebte immer höher und höher, bis …
    Mit einem erstickten Schrei riss Diego sich von Jesse los und raste auf uns zu.
    »Du Hexe!«, brüllte er mich an und starrte entsetzt auf seine Frau, die über uns im Nebel baumelte. »Hol sie wieder runter!«
    Jesses Hemd war in der Mitte aufgerissen. Ein dünnes Blutrinnsal sickerte aus einer Schnittwunde an der Stirn. Keuchend stellte er sich hinter Diego. »Wenn du deine Frau so schrecklich vermisst, wieso gesellst du dich dann nicht zu ihr?«, sagte er.
    Damit schubste er Felix Diego mitten in den brennenden Kerzenkreis.

    Eine Sekunde später war auch Diego von den Nebelwirbeln umfangen.
    Aber er ließ den Exorzismus nicht halb so ruhig über sich ergehen wie seine Frau. Er schien das Ganze kein bisschen zu genießen. Er kreischte, trat um sich und stieß jede Menge spanischer Verwünschungen aus, die ich nicht verstand - im Gegensatz zu Jesse.
    Aber Jesse verzog keine Miene, egal wie oft ich ihn musterte. Er beobachtete, wie das Pärchen - sein Mörder und die Auftraggeberin des Mordes - in dem Loch verschwand, aus dem wir gerade erst heruntergeklettert waren.
    Nachdem ich ein letztes »Amen« gehaucht hatte, wurden sie endgültig von der Schwärze verschluckt.
    Als auch das letzte Echo von Diegos rachsüchtigen Schreien verklungen war, breitete sich Stille in der Kirche aus. Eine so vollkommene Totenstille, dass ich regelrecht überwältigt war und mich kaum überwinden konnte, sie zu durchbrechen. Aber ich musste.
    »Jesse«, sagte ich leise.
    Aber nicht leise genug. In der stillen Kirche klang mein Flüstern wie ein Schrei, nach all der Gewalt, die hier soeben stattgefunden hatte.
    Jesse wandte den Blick von dem Loch ab, in dem Maria und Diego verschwunden waren, und sah mich fragend an.
    Ich deutete mit dem Kopf nach oben. »Wenn du wieder zurückwillst«, sagte ich, obwohl jedes Wort so schrecklich schmeckte wie vermutlich die Käfer, die Hatschi sich versehentlich in den Mund gekippt hatte,
»wäre jetzt noch Zeit dazu, solange das Loch sich noch nicht wieder geschlossen hat.«
    Jesse sah hoch, schaute dann wieder zu mir, dann wieder zum Loch.
    Und dann wieder zu mir.
    »Nein danke, querida «, sagte er lässig. »Ich glaube, ich bleibe lieber hier. Ich will wissen, wie die
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