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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price
Autoren: Die Elfling Saga
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alles, was dazugehörte, war sein. Owen, der Großknecht, und alle Männer, die auf den Feldern arbeiteten und das Vieh versorgten, auch die beiden anderen Frauen auf dem Hof – alle waren sie seine Leibeigenen. Sogar Hild, die ihn von Kindesbeinen an aufgezogen hatte und sich seine Mutter nannte, war in Wirklichkeit nur eine seiner Leibeigenen, und wenn sie ihn verärgerte, konnte er sie das spüren lassen. Ebba erinnerte sich an etliche Gelegenheiten, wenn Hilds Gesicht hochrot angelaufen war, weil Elfling ihre Nörgelei nicht mehr ertragen konnte und sie vor allen anderen scharf zurechtgewiesen hatte. Einmal hatte er sogar gefragt, ob sie Prügel wolle, wozu er als ihr Besitzer das Recht hatte. Es war eine furchtbare Erniedrigung für Hild, die gern wie eine Königin über den Haushalt herrschte. Insgeheim war Ebba entzückt gewesen, obgleich ihr unwillkürlich die arme Hild auch ein wenig leidgetan hatte. Zudem hatte es ihr Angst eingeflößt. Wenn Elfling Hild so übel behandeln konnte, was hatte sie dann zu erwarten als das wertloseste und unwichtigste seiner Besitztümer?
    Aber sie würde ihn zwingen , sie zu lieben. Das musste sie; denn wenn sie das nicht tat, gab es keinen Grund zu leben. Dann wäre ihr Leben ebenso eintönig wie das tägliche Mahlen des Getreides. Sie hielt das Schluchzen zurück, doch Tränen fielen auf den Mahlstein, und ihr Hals schmerzte noch mehr. Drei Mal hatte er mit ihr das Lager geteilt, also musste er sie doch ein klein bisschen mögen. Das war ein Anfang. Sie würde ihm zeigen, wie sehr sie ihn liebte. Bei den Mahlzeiten würde sie ihm alles reichen, was er begehrte, noch ehe er danach fragte. Sollte das Mahl kärglich sein, würde sie ihm ihren Anteil geben. Sie würde – sie würde – alles für ihn tun. Irgendwann würde er sehen, dass sie ihn wahrhaftig liebte, und dann würde er sie lieben, und es würde ihm gleichgültig sein, dass sie dürr war und komisch aussah. Er würde sie lieben. Wenn er sah, wie sehr sie ihn liebte, dann musste er sie lieben.
    »Liebe!«, sagte Hild. »Du denkst zu viel an die Liebe – und er weiß nicht, was Liebe ist! Er liebt nicht einmal mich, und sieh, was ich für ihn getan habe seit der Zeit, als er noch ein Säugling war. Das Volk seiner Mutter kennt keine …«
    Das war es: Elflings Mutter war eine Elfenfrau aus dem Wald. Von ihr hatte er seine große Schönheit und seine Gabe zu heilen, außerdem das Talent, etwas zu wissen, was geschehen würde, noch ehe dies Ereignis geschah. Aber von ihr kam auch seine besondere Art. An einem Tag pflegte er das kranke Kind einer Bettlerin hingebungsvoll, welche ihn weder mit Gütern noch Gunst bezahlen konnte, und dann wies er einen reichen Landbesitzer schroff ab, der nur eine Warze entfernt haben wollte – was er locker hätte tun können. Zuweilen sagte er armen Leuten, die ihn um Hilfe baten, weil sie gehört hatten, dass er anderen geholfen hatte, sie sollten sich fortscheren, ehe er seine Männer auf sie hetze. Ihn schien weder Mitleid noch Besitzstreben oder Angst vor Missbilligung zu leiten.
    Manchmal fütterte er eine der Hofkatzen mit Leckerbissen, streichelte ihren Kopf und kraulte sie hinter den Ohren und auf dem Rücken, bis das Tier den Kopf an ihn lehnte und so laut schnurrte, dass man es im ganzen Haus hören konnte. Es kam aber auch vor, dass er das Tier, wenn es beim nächsten Mal in seine Nähe kam, verärgert beiseitestieß oder schlichtweg übersah. Ebenso behandelte er Ebba. Wenn er zärtlich war, war er sehr zärtlich, und sie reagierte ebenso prompt wie die gestreichelte Katze. Doch wenn seine Laune sich änderte, änderte seine Haltung sich vollkommen, und dann hatte er keine Verwendung mehr für sie.
    »Oder wenn er Liebe empfindet«, fuhr Hild fort, »ist es nicht, was wir unter Liebe verstehen. Sei froh, dass er dich nicht liebt. Das wäre nicht gut für dich. Ihn zu lieben bringt kein Glück.«
    Aber Hild war eifersüchtig auf Elfling und wollte nicht, dass er eine Frau liebte oder heiratete; denn dann würde sie ihren Platz als Haushaltsvorstand auf dem Hof einbüßen. Trotzdem wird er mich heiraten, dachte Ebba und zerrte so hart am Mühlstein, dass ihr Rücken schmerzte. Dann werde ich keine Leibeigene mehr sein und über Hild stehen. Dann kann ich ihr einen Tritt geben, wenn ich dazu Lust habe. Doch insgeheim wusste sie, dass sie nie den Mut aufbringen würde, Hild zu treten, selbst wenn sie Elflings Frau wäre.
    Sie hörte Hilds laute Stimme im Hof. Der Klang ihrer
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