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Susan Price

Susan Price

Titel: Susan Price
Autoren: Die Elfling Saga
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Rudel mit, fressen unsere Vorräte auf, verbrennen unsere Kerzen und halten uns von der Arbeit ab – und dann geben sie dir irgendeinen nutzlosen Tand und tun dabei so, als würden sie dir das ganze Land und den Himmel darüber schenken! Diese Reichen sind längst nicht so großzügig, wie sie glauben.«
    Aufgrund von Hilds Verärgerung vermutete Ebba, dass eine Gruppe von reichen Reisenden auf den Hof kam. Hild hatte einen Bauernjungen losgeschickt, um die Männer vom Feld zu holen. Nun los, mach schon, dachte Ebba und drehte die Mühle schneller als zuvor. Schnell, schnell! Sie wollte die Ankömmlinge sehen. Vielleicht trugen sie prächtige Kleidung. Vielleicht brachten sie etwas Gutes zu essen mit, um es mit ihnen zu teilen. So sehr war sie von der Aussicht, die Reisenden zu sehen, begeistert, dass sie ein paar Minuten fast Elfling vergaß. Aber nicht ganz. Gewiss brachte die Reisegruppe jemanden mit, der krank war – wahrscheinlich ein kleines Kind. Und Elfling würde diesmal freundlich sein und das Kind heilen. Dann würden die Eltern furchtbar dankbar sein. Und sie, Ebba, würde stolz auf Elfling sein. Sie genoss es immer, wenn andere Menschen ihn bewunderten. Und wenn alle in so guter Stimmung waren, würde Elfling sich ihr zuwenden und erklären: »Und ich werde Ebba heiraten …«
    Sie hielt in der Arbeit inne, als sie eine andere Stimme im Hof hörte. Es war Owen. Er beklagte sich, dass man ihn von der Arbeit geholt hatte: Die Äcker mussten gepflügt, eingesät und gedüngt werden.
    »Kommt er?«, fragte Hild. »Die sind gleich hier.«
    Owen lachte, und Ebba erriet durch den Tonfall seines Lachens, dass Elfling nicht kommen würde, um die Gäste zu begrüßen. Nur wenige Augenblicke später brach der Lärm der Ankunft herein: Pferdehufe trappelten, die Zuggeschirre klirrten, Wagen quietschten, Menschen schrien – ein gewaltiger, aufregender Lärm. Das mussten in der Tat reiche Leute sein. Ebba sprang auf, wischte sich den Mehlstaub von ihrem schlichten grauen Kittel und lief in den Hof. Niemand beachtete sie. Sie war klein und unwichtig, und die Aufmerksamkeit aller war auf anderes gerichtet.
    Vor allem auf die Pferde mit den Männern in Rüstung, die durch die schnatternden, auseinanderlaufenden Gänse in den schlammigen Hof trabten. Jeder Mann trug ein mit Metallringen benähtes Lederwams und eine lederne Kappe. Einer der Männer hatte einen Speer, ein anderer einen Köcher mit Pfeilen und einen Bogen über den Rücken geschlungen. Außerhalb der Dornenhecke um das Gehöft war ein Wagen vorgefahren, auf dem Wagen saßen noch weitere Bewaffnete. Das war wirklich eine reiche Gruppe, möglicherweise die reichste, die je hierhergekommen war. Ebba war begeistert. Was sie nicht alles sehen würde!
    Ein weiteres Pferd kam durchs Hoftor, und ein Mann schwang sich aus dem Sattel. Er trug einen Umhang aus feinem blauem Tuch über einem Untergewand mit grau-grünem Karomuster. An den Handgelenken und Fingern glänzten goldene Ringe. Was für ein Reichtum war allein der Stoff! Wochen und Monate mussten Frauen dafür arbeiten, spinnen und weben. Der Mann musterte die Hofgebäude, die Vorratsspeicher, die kleinen Hütten für das Geflügel, die Kuhställe und Schweinekoben und auch das kleine Haupthaus. Offensichtlich hielt er nicht viel davon. Auch Hild und Owen schienen ihn nicht zu beeindrucken. Ebba freute sich, dass er Hild verachtete, zugleich ärgerte es sie aber auch ein wenig. Schließlich gehörte der gesamte Hof, Hild und alles andere, Elfling, und niemand hatte das Recht, irgendetwas zu verachten, das Elfling gehörte.
    »Ist das das Haus des Heilers?«, fragte der reiche Fremde. »Des Elfengeborenen?«
    Hild und Owen versicherten ihm, dass dem so sei, und wollten ihm eben erklären, dass Elfling gerade nicht zu Hause sei, als der Fremde sie rüde unterbrach.
    »Ich werde eine Zeitlang hierbleiben, bis der Heiler meinem Weib geholfen hat. Ich bin Morcar Sweynssen, ein Händler aus dem Danelaw –« Während er sprach, drehte er sich um und blickte zu dem Wagen, wo einer der Bewaffneten seiner zierlichen Frau beim Heruntersteigen half. Ihr Haar war von einem schmucken weißen Leinenkopfputz bedeckt, und dazu trug sie einen leuchtend roten Umhang. Ebba schlich ein Stückchen weiter vom Haus weg, um alles besser sehen zu können. Der Umhang hatte Armschlitze, und als die Frau zu ihrem Mann geführt wurde, sah man, dass er vorn mit kleinen Silberknöpfen geschlossen war. Ebbas Neid war ebenso groß wie ihre
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