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sus

sus

Titel: sus
Autoren: Unknown
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die Boutique von Sonja und Natascha, aber der Standort des
Hauses, in dem der unglückselige Juwelier Omer Goldy sein Zuhause hatte, in der Rue la Fayette , ist leicht
zu finden. Ebenso das Café schräg gegenüber, in dem Burma auf
Beobachtungsposten ging.

     
    Und auf der Spurensuche nach Tchang-Pous chinesischem Restaurant in der Rue de la
Grange- Batelière werde ich ebenfalls fündig.
Allerdings heißt es nicht mehr Concession -Internationale,
was ja auch nicht gar zu sehr chinesisch klingt, und das bei Malet beschriebene
Vordach ist längst abmontiert. Das Auktionshaus Drouot hat zu Beginn der achtziger Jahre neue Räume bezogen. Ein nüchterner Glaspalast
beherbergt nun die zu ersteigernden Antiquitäten oder das, was dafür gehalten
wird.
    „...ein nie abreißender Strom
von allen möglichen und unmöglichen Einrichtungsgegenständen, der aus den
Millionen Haushalten, der Riesenstadt hierherfließt und sich aufs neue in diese Wohnungen verteilt. Da
eine Vitrine voll von alten Puppenkleidern, in denen nun nicht Kinder, sondern
die vorteiltastenden Finger von Trödlern wühlen, dort ein bejahrtes Klavier,
auf dem zur Probe geklimpert wird. Puppen, nackt aufgereiht wie auf
Seziertischen, Betten mit Matratzen, aus denen das Roßhaar bricht. Springbrunnen für den Garten, und ein unerschöpflicher Vorrat von
Kitschbildern, die allesamt auf ganz wenige Motive beschränkt sind...“
    So hat es Hans Dichand in einem Aufsatz über das Drouot beschrieben. Von einem Skelett hat er nichts erzählt. Auch nicht von
Zarenschmuck. Dabei ist Drouot alles andere als ein
schlichtes Pfandleihhaus. Millionenwerte sind hier schon unter den Hammer
gekommen. Die Erstausgabe der Werke Shakespeares wurden hier versteigert, die
wertvollen Möbel des für Jahre ins Exil geschickten Victor Hugo und natürlich
Bilder, Bilder, Bilder. Der Nachlaß von Delacroix und
Ingres, später dann Werke von Manet und Gauguin und Picasso machte hier mit
seiner berühmtgewordenen „Familie des Saltimbanques “
zum erstenmal große Kasse.
    Vielleicht hat Malet den
ominösen Chinesen Tchang-Pou und seine suspekten
Geschäfte auch deshalb in die Rue de la Grange- Batelière hineingesetzt, weil hier in der Mitte des vorigen Jahrhunderts ein gewisser
Herr Plainemaison einen gut frequentierten
spiritistischen Zirkel betrieb. Herr Plainemaison ist
längst vergessen, nicht aber einer seiner zunächst sehr skeptischen Gäste, der
später selbst zu einem der Symbolfiguren der spiritistischen Wissenschaft
wurde: ein aus Lyon stammender Lehrer mit Namen Rivail ,
der sich als Wiedergeburt des in der Bretagne beheimateten Druiden Allan Kardec sah, dessen Namen er
fortan trug. Kardec zählte, nach eigenem Bekunden, zu
seinem Mitarbeiterstab neben anderen den Apostel Johannes, Sokrates und den
kaum weniger bekannten Napoleon. Durchaus namhafte Bundesgenossen also.
    Die Lehre des Allan Kardec , die an dieser
Stelle zu erläutern das Ziel unseres Bummels ins Uferlose triebe, fand immerhin
eine gläubige Gemeinde, vor allem in den tief katholischen Regionen
Lateinamerikas und der Karibik, in der jedoch auch heidnischer Zauberglaube
stets fruchtbaren Boden hatte.
    Kardec alias Rivail wohnte übrigens in der unweit gelegenen Rue des Martyrs ,
sein Grab auf dem Père Lachaise ist eines der bestbesuchtesten Pariser Totenstätten überhaupt, gewiß
jedoch das bestgepflegteste. Die mit Blumengebinden umlegte und durch
fortgesetzte Streicheleinheiten glühender Verehrer blitzblank polierte
Bronzebüste des tischerückenden Propheten thront
unter einem nachempfundenen Menhir, wie es einem echten Druiden gebührt.
    Ebenfalls auf Père Lachaise läßt sich übrigens der Madame Blanchard
Reverenz erweisen, deren wagemutig geführtes Leben in der Rue de Provence ein
jähes Ende fand.

    Madeleine Blanchard hatte
zusammen mit ihrem Mann, der übrigens als der Erfinder des Fallschirms gilt,
herausgefunden, daß sich der von den Brüdern Montgolfier konstruierte
Heißluftballon vortrefflich zu kommerziellen Zwecken nutzen läßt. So wurde sie
bald zu einem gefragen Gaststar auf den Jahrmärkten
des Landes, wo sie mit allerlei Kunststücken reüssierte. Unerreichter Höhepunkt
ihrer Laufbahn sollte eine Attraktion ganz besonderer Art werden. Am 6. Juli
1819 stieg sie über einem Pariser Vergnügungspark in den Abendhimmel, um hoch
in der Luft ein Raketenfeuerwerk abzubrennen. Nach allerlei artistischen
Einlagen machte sie sich ans Zündeln. Dabei fing der Ballon jedoch Feuer
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