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Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten

Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten

Titel: Super Jumper. Luc - Nicht von diesem Planeten
Autoren: Antje Szillat
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obwohl es absolut unfair war –, dann will ich nicht auch noch als derjenige dastehen, der sich wegen der fiesen Töle in die Hose strullert.
    Ich bin Luc, ein Super Jumper, und drücken gilt nicht!
    Nach der nächsten Kurve haben wir die Plantage erreicht. Mein Pulsschlag beschleunigt sich. Und dann spüre ich, wie mir der Angstschweiß ausbricht. Beknackter Dreck!
    »Oh, oh, in deiner Haut möchte ich echt nicht stecken, Luc«, murmelt Buddy mit besorgtem Blick auf das hohe Gatter, das uns von der Plantage trennt. »Dieser Barry ist total gemeingefährlich.«
    »’ne abartig fiese Kampfmaschine«, stöhnt Tarik und zieht eine Grimasse, als ob er große Schmerzen hätte.
    »Ganz und gar blutrünstig«, nickt Sami.
    Nico sagt gar nichts. Dafür spricht ihr Gesicht Bände. Ey, Mann, heult die gleich?
    Weil sie weiß, dass der Kuss der bösartigen Töle das Letzte sein wird, was ich erlebe?
    »Bist du bereit«, fragt Justus mit todernster Stimme, »deine Wettschulden einzulösen, Luc? Oder möchtest du die Super Jumper um Gnade anflehen?«
    »Vergiss es!«
    »Okay«, erwidert Justus gedehnt. So als ob er sagen will: Ich habe dich gewarnt, Junge. Dein Ende steht haarscharf bevor!
    Ich werfe einen Blick durch das Metallgatter. Wo ist denn das Vieh? Muss es nicht längst am Tor stehen und sich die Seele aus dem Leib kläffen?
    Wenn ich ihm direkt in die Augen starre, so total finster und angstfrei, dann klemmt der vielleicht den Schwanz ein und verzieht sich zitternd in seine Hundehütte. Oder?
    Während ich mir das Hirn über die beste Köterkuss-Überlebensstrategie zermartere, sehe ich ihn. Ohne Vorwarnung, lautloser als ein Augenklimpern, kommt er um die Ecke gestampft. Kein normaler Hund. Ein Monster. Er ist gewaltig. Seine Augenlider hängen ihm wässrig herunter und um sein riesenhaftes Maul klebt weißer Schaum.
    »Der-der hat bestimmt Tollwut«, krächze ich.
    »Echt übel«, brummelt Buddy und hält mir die Donuttüte unter die Nase. »Henkersmahlzeit.«
    »Was ist das eigentlich für eine Rasse?«, raunt Sami.
    »Eine Mischung aus Bernhardiner und Riesenschnauzer«, erklärt Nico. »Meine Mutter hilft ab und zu auf der Plantage aus. Dann ist das Viech natürlich immer an der Kette.«
    Justus nickt wissend. »Wäre ja sonst auch lebensgefährlich, so bissig, wie der ist.«
    Okay, jetzt habe ich nicht nur höllisches Muffensausen, sondern verspüre Todesangst. Und zwar das erste Mal in meinem zwölfjährigen Leben. Selbst als ich in Hamburg von der Halfpipe gecrasht bin – kopfüber und ohne Bike –, war mir kurz vorm Aufprall nicht so kotzübel. Ich wusste, gleich wird es mörderisch wehtun, aber du überlebst. Das hier ist ’ne andere Nummer. Das ist mein Ende!
    Doch ich denke nicht daran abzuhauen. Ich werde nicht kneifen. Vergiss es! Ich straffe die Schultern, strecke entschlossen das Kinn vor und steige vom Rad. Nur fünf Schritte bis zum Gatter. Die Finger auf die Klinke. Runterdrücken. Schon stehe ich auf dem Hof. Auge in Auge mit der Bestie.
    Irgendwo fällt eine Tür ins Schloss. Ein Kind lacht. Vögel zwitschern.
    Ein ganz normaler Tag, denke ich, als das Monster zum Sprung ansetzt.

»Wie du geguckt hast«, Tarik schlägt sich lachend die Hände auf die Oberschenkel. »Wie ’n Huhn ohne Kopf.«
    Ich weiß zwar nicht, wie eine Henne ohne Schädel noch gucken kann, aber wenn Tarik es behauptet …
    Wir sitzen im Chill House. Weit oben über dem Hexenkessel. Buddy hat wie immer fürs Futter gesorgt. In unserer Mitte befindet sich eine große Platte mit locker zwanzig Kuchenstückchen drauf. Natürlich auch Donuts.
    Unser Chill House ist einsame Spitze eingerichtet. Das ist Nicos und Justus’ Werk. Sie sind heute Morgen schon ganz früh hierher und haben Kissen, Decken, sogar eine Matratze und eine Holzkiste angeschleppt. An den Wänden kleben Poster von Bikern bei waghalsigen Tricks und – ich fasse es nicht – eins von einem Hund, der auf einem Skateboard steht. Er trägt eine coole schwarze Sonnenbrille und seine Ohren fliegen steil im Fahrtwind.
    Noch so ein durchgeknallter Köter , schießt es mir durch den Kopf und unwillkürlich muss ich grinsen.
    Oh ja, ich bin es wirklich. Ich lebe noch. Der feuchte Schmatzer der Bestie liegt hinter mir und ich fühle mich gerade sauwohl. Obwohl die anderen mich voll mies verarscht haben. Barry ist zwar unheimlich groß, und wenn er bellt, dann hört sich das mindestens nach einer Bombenexplosion an, aber ansonsten ist er die größte Trantüte der Welt.
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