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Sunshine Ranch 04 - Myriams letzte Chance

Sunshine Ranch 04 - Myriams letzte Chance

Titel: Sunshine Ranch 04 - Myriams letzte Chance
Autoren: Luzie Bosch
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Herz klopfte zum Zerspringen, als der Pferdetransporter an ihr vorbeibrauste, ohne die Geschwindigkeit zu drosseln.
    Wenn er den Stall leer vorfindet, wird er sich vermutlich daran erinnern, dass ihm auf der Schnellstraße ein Mädchen auf einem Pferd begegnet ist, dachte Myriam. Sie schnalzte Charlie aufmunternd zu. Lauf schneller, beeil dich!
    Und Charlie lief. Er fiel vom Trab in einen gestreckten Galopp.
    Weg hier, schnell weg!
    Um wie viel Uhr starteten die ersten Flieger vom Flughafen Düsseldorf? Um sieben, sechs oder schon um fünf? Myriam hatte keine Ahnung, sie wusste auch nicht, wie spät es war, als sie auf die Abflughallen und Landebahnen zugaloppierte. Charlie war jetzt sehr unruhig. Er spürte Myriams Nervosität und Aufregung. Und das Dröhnen der Flugzeugmotoren, das in der Luft lag, machte ihm Angst.
    „Ruhig, brrr!“ Myriam zog an den Zügeln und brachte Charlie zum Stehen.
    Der Fußgängerweg endete an einer großen Kreuzung. Abflüge verkündete ein Schild über der Straße, die zu den Hallen auf der rechten Seite führte. Ob sie den Wallach hier zurücklassen sollte? Aber sie konnte ihn schlecht an einem Laternenmast anbinden.
    Am besten wäre es, abzusteigen und ihn bis zur Abflughalle zu führen. Zu Fuß war der Weg jedoch ziemlich weit. Und die Zeit drängte. Das Röhren der Flugzeugmotoren verhieß nichts Gutes. Es klang, als ob sie sich jeden Moment mit Sarah in die Luft erheben könnten.
    Myriam schnalzte mit der Zunge. „Komm, Charlie!“, flüsterte sie, während sie sich zum Ohr des Pferdes beugte. „Den letzten Rest schaffen wir auch noch zusammen. Das wäre doch gelacht!“
    Der Wallach warf den Kopf zurück, als ob er nickte. Dann galoppierte er wieder los.
    Zuerst benutzten sie die Straße als Reitbahn, dann lenkte Myriam Charlie auf den Bürgersteig. Obwohl es so früh war, war der Flughafen bereits ziemlich belebt. Aus den Parkhäusern strömten Menschen mit Koffern und Taschen auf die Abflughalle zu. Taxis hielten am Straßenrand und entluden Geschäftsreisende und Touristen auf dem Weg in den Urlaub. Die Leute starrten Charlie mit offenem Mund an. Ein Pferd auf dem Flughafen, na so was!
    „Da ist Pippi Langstrumpf!“, rief ein kleines Mädchen aufgeregt und hüpfte an der Hand ihrer Mutter auf und ab.
    „Sag mal, hab ich Halluzinationen oder ist da wirklich eben ein Gaul vorbeigekommen?“, fragte ein langhaariger Rucksacktourist seine Freundin. Die Antwort konnte Myriam nicht mehr hören. Sie hatte den Eingang zum ersten Terminal erreicht.
    Eigentlich wollte sie vor der Halle absteigen, aber als sich vor ihnen die große Schiebetür öffnete, trat Charlie einfach ein.
    Vom Pferderücken aus hatte Myriam einen grandiosen Überblick über die Schalterhalle. Nur zwei der Schalter waren in Betrieb, vor beiden hatten sich lange Schlangen gebildet. Myriams Blick flog über die wartenden Passagiere. War Sarah darunter? Sie entdeckte sie schließlich am Anfang der linken Schlange. Sarah hatte gerade ihr Gepäck aufgegeben und steuerte in Richtung Ausgang.
    Inzwischen war Charlie merklich irritiert. Die vielen Leute, die lauten Stimmen, die Lautsprecherdurchsagen, das grelle Licht, so etwas hatte er noch nie erlebt. Das gefiel ihm überhaupt nicht. Er wollte sich umdrehen und die Halle schnellstmöglich wieder verlassen, aber der Steinboden war glatt und er schlitterte sogar noch ein Stück in den Raum hinein. Das gab ihm den Rest. Der Wallach brach in ein schrilles, angsterfülltes Wiehern aus und versuchte sich aufzubäumen. Myriam reagierte blitzschnell. Sie sprang von seinem Rücken, packte die Zügel dicht unter seinem Kinn und zog sie mit Nachdruck nach unten. Gleichzeitig sprach sie besänftigend auf ihn ein und brachte ihn schließlich dazu, stillzuhalten.
    Um sie herum brach auf einmal Applaus los. Die Passagiere vor den Schaltern, die Reisenden auf den Wartebänken, in den Cafés und an den Infoständen klatschten Beifall, als wären sie im Zirkus.
    „Cooler Auftritt!“, rief ein Mann mit tätowierten Oberarmen und prostete Myriam mit seiner Colaflasche zu.
    Myriams Augen glitten durch die lachende, jubelnde Menge zu dem Gate, an dem sie Sarah gerade noch gesehen hatte. Sie war einer der wenigen Menschen in der Halle, die sich nicht nach Myriam umgedreht hatten. Stattdessen ging sie mit großen Schritten auf die Sicherheitsschleuse zu.
    „Haltet sie auf!“, schrie Myriam so laut, dass Charlie verängstigt zusammenzuckte. „Die Frau dahinten ist eine Betrügerin!
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