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Summer Sisters

Titel: Summer Sisters
Autoren: Ann Brashares Nina Schindler
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lächeln, und es wäre ihr vorgekommen, als würde sie eine Grimasse ziehen oder sich über etwas lustig machen.
    Er nickte. »Verstehe. Hör mal, Polly, ich glaube, ich könnte dir helfen.«
    »Echt?«
    »Ja. Weißt du, was ich beruflich mache?«
    »Ich dachte, Sie sind...«
    »Ich bin plastischer Kieferchirurg. Einer der besten, wenn ich das so sagen darf. Ich habe etlichen Prominenten die Zähne gerichtet, die meisten davon kennst du sicher, aber die ärztliche Schweigepflicht verbietet es mir natürlich, Namen zu nennen. Es kann ja nicht jeder von Anfang an ein perfektes Gebiss haben, nicht wahr? Aber man kann etwas dafür tun, selbst in den schwierigsten Fällen.«
    Polly beobachtete seinen Mund, während er sprach. Er hatte sehr große, rechteckige Zähne, und sie war so verwirrt, dass sie nur die Hälfte von dem verstand, was er sagte. Ein Agent, der Zähne richtete? Was sollte das?
    »Sind Sie... sind Sie eine Art Agent?«
    Er lachte. »Nein, aber ich habe gute Kontakte, Polly. Und das, was ich tue, kann dir ziemlich sicher einen Agenten verschaffen, deshalb wollte ich auch einen Termin mit dir.« Er klickte die Mine seines Kugelschreibers heraus und begann zu schreiben. »Wie ich sehe, wohnst du in...«
    »Dann sind Sie also gar kein Agent.«
    »Nein.«
    »Sie sind Zahnarzt.«
    »Kieferchirurg.«
    »Oh.«
    »Einer der besten, wie gesagt. Ich bin ein sehr bekannter Spezialist auf meinem Gebiet, was du leicht überprüfen kannst, wenn du...«

    »Und Sie haben einen Termin mit mir gemacht, weil Sie...«
    »Weil ich glaube, dass ich dir durch eine Behandlung helfen kann.«
    »Wegen meinem Überbiss?« Ihre Stimme war jetzt sehr leise.
    »Ja. Du bist kein ganz einfacher Fall. Du hast eindeutig einen Überbiss und eine laterale Zahnfehlstellung. Das macht sich vor der Kamera natürlich nicht gut. Wenn du ernsthaft eine Model-Karriere anstrebst, musst du das unbedingt richten lassen.«
    »Und Sie könnten das?«, fragte sie wie betäubt.
    »Aber ja. Das hört sich jetzt vielleicht drastisch an, aber wir würden deinen Kieferknochen brechen und die Kieferstellung korrigieren. Auf diese Weise können wir auch bei den schwierigsten Fällen eine erstaunliche Verbesserung erzielen. Wir können dadurch die Form deines Gesichts verändern.«
    Polly blinzelte verwirrt. Sie hörte ihm zu und verstand auch, was er sagte, aber sie begriff nicht, was das alles mit ihr zu tun haben sollte.
    »Polly, wir könnten es schaffen, dass du nächstes Jahr wieder hier teilnimmst und gewinnst!« Er nickte zuversichtlich. Dann musterte er sie einen Moment lang schweigend und fügte hinzu: »Na ja, realistisch betrachtet, wahrscheinlich eher in zwei Jahren.«
    »Sie würden mir also den Kiefer brechen?«
    »Ich weiß, das hört sich...«
    Sie stand auf.
    »Danke.«
    »Hier, ich gebe dir meine Karte.«
    »Nein danke.«

    Zum Glück war der letzte Termin im gegenüberliegenden Konferenzraum 8 offenbar schon vorbei, als Polly die Tür öffnete. Der Raum war leer. Sie setzte sich auf einen Stuhl in der Ecke, zog die Beine an und legte den Kopf auf die Knie. Eine Weile saß sie so da, dann kamen die Tränen. Als sie den Kopf wieder hob, hatte sie das Gefühl, als hätte sie sehr lange geweint, aber genau wusste sie es nicht. In dem Zimmer gab es nirgends eine Uhr.
    Sie rappelte sich auf, ging durch den Hotelflur zum Foyer zurück und fuhr von dort aus mit dem Aufzug in ihr Zimmer. Dia war immer noch nicht da, was aber vielleicht auch ganz gut war.
    Polly warf sich bäuchlings aufs Bett und presste ihr Gesicht in den dicken Bettüberwurf aus Nylonstoff. Ihr Eislaufkleid war aus einem ganz ähnlichen Material und war sogar ähnlich gemustert. Sie musste wieder an ihre Mutter und Geneviève denken und daran, wie sie auf ihren hohen Absätzen über den Laufsteg gestöckelt war. Wieder begann sie zu weinen, aber der Bettüberwurf saugte alle Tränen auf und vernichtete so jeden Beweis, dass sie jemals geweint worden waren.
    Als Polly schniefte, stellte sie überrascht fest, dass es sich eher nach einem Lachen anhörte. Ihr Brustkorb erbebte, aber erst nach ein paar Sekunden wurde ihr klar, dass es keine Schluchzer waren, die ihn erschütterten.
    Lache ich etwa?
    Sie dachte an die Zähne von Rod Meyers. Sie hatten total komisch ausgesehen.
    Bei dem Gedanken an sein merkwürdiges Gebiss musste sie laut lachen, bis die Tränen versiegten. Sie zog ein Papiertaschentuch aus der Schachtel auf dem Nachttisch und putzte sich die Nase.
    Sie drehte sich auf
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