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Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman

Titel: Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman
Autoren: Eve Rudschies
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noch zubereitet hatten. Die nächste große Feier stand schon zehn Tage später an: die Hochzeit des Fräuleins von Leonsperg. Neue Köche würden bis dahin neue Köstlichkeiten zaubern.

Was danach geschah

    Am 15. Januar 1542 heirateten Anna Lucretia und Johann Albrecht Widmannstetter in Landshut. Ihre Ehe wurde sehr glücklich. Von ihren zahlreichen Kindern überlebten drei Töchter: Maria Jacobe, Virginia Cassandra und Hilaria Justina. Unter Ludwigs Schutz konnte der Gelehrte seine wissenschaftlichen Studien weiterführen; ihm verdanken wir die erste Übersetzung des Korans aus dem Jahr 1543. Nach dem Tod des Herzogs 1545 diente er zunächst dessen Bruder Ernst, dem ungeweihten Erzbischof von Salzburg; danach dem Bischof von Augsburg. 1554 trat er als Kanzler in den Dienst König Ferdinands von Habsburg und wurde mit der Reform der Universität Wien beauftragt. Anna Lucretia starb – noch jung – im Jahr 1556. Daraufhin ließ sich Johann Albrecht zum Priester weihen und verstarb, kein Jahr nach seiner Frau, in Regensburg, wo sie begraben lag.
    Im Frühling 1542 griff die protestantische Partei das Herzogtum Braunschweig an und eroberte es im Sommer. Unter Ecks Einfluss verweigerte Herzog Wilhelm den Beistand Bayerns. Ludwig nahm in Landshut den vertriebenen Herzog Heinrich auf. Erst dann wagte er mit seinem Hofrat Weißenfelder eine Anklage gegen Eck, der darin der Bestechung sowie der Bestechlichkeit und des Verrats bezichtigt wurde. Die zwei Brüder stritten erbittert darüber, versöhnten sich wieder – doch es half nichts: Leonhard von Eck musste sich niemals verantworten. Bis zu seinem Tod als sehr reicher Mann im Jahr 1550 lenkte er die Geschicke des Münchner Hofs und Bayerns. Er bekämpfte den katholischen Kaiser stärker als die protestantischen Reichsstände, verriet abwechselnd den einen oder die anderen und lehnte trotzdem jeden Kompromiss in Religionsfragen ab. Diese Politik führte zu einem allgemeinen Rückzug der Katholiken im Reich nach Süden. Dennoch wird er noch heute gefeiert als der Vater des modernen bayerischen Staates.
    Ludwig starb schon im Jahr 1545 in seiner fertiggestellten neuen Residenz in Landshut. Die Einheit von deutschem und italienischem Bau, die mit der Beratung Widmannstetters entstandene Bilderwelt des italienischen Teils, sind ein Juwel der Renaissancearchitektur in Deutschland – das erste und vielleicht vollkommenste seiner Art. Sie verkörpern das Ideal eines Fürsten, der sich nicht mehr auf einer Burg verschanzt, sondern unter seinem Volk lebt. Sabina und Ursula von Weichs pflegten ihn zusammen bis zum Ende. Letztere bekam danach die Pension einer legitimen Witwe. Nach dem Tod seines Vaters Ulrich 1550 wurde Christoph regierender Herzog von Württemberg. Er konvertierte zum Protestantismus wie auch seine Mutter Sabina, die bei ihm lebte. Nicht zuletzt wegen Ecks Politik sahen beide keine Möglichkeit mehr, sich dem Vordringen der Lutheraner entgegenzustellen.
    Im Festsaal der neuen Residenz, zwischen Bildern von Feldherren, Staatsmännern, Dichtern und Philosophen, ließ Herzog Ludwig unter den Taten des Herkules diese Worte schreiben: »Eintracht lässt kleine Dinge wachsen, Zwietracht zerstört die größten«.

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Rezeptteil

Hypocras

    Wer Wasser trank, war ein armes Schwein – und nicht selten ein totes. Bis weit ins 19. Jahrhundert stillte niemand freiwillig seinen Durst mit dieser gefährlichen Flüssigkeit. Verschmutzt, verseucht, zu kalt, zu trüb: genug Gründe, sich davon fernzuhalten. Also wurde vom Bauern bis zum Adligen am liebsten Wein getrunken. Bier nur, wenn Klima und Boden keinen Wein hergaben. Beide Getränke waren sicher, nährten, wärmten, berauschten, auch wenn ihr Alkoholgehalt meistens deutlich geringer war als heute. Im Wein, dem Blute Christi, sah man das ewige Leben. Ein warmer, roter Wein, versetzt mit teuren Gewürzen und seltenem (Kandis-) Zucker von der Insel Kandie (d.i. Zypern), glich dem Lebenssaft, dem Blut. Warm und feucht wie dieses ist das Leben; kalt, ob feucht oder trocken, sind die Nacht, der Winter, der Tod.
    Deswegen verabreicht Sabina dem verletzten Widmannstetter zunächst einen Hypocras; der Name dieses Getränkes bezieht sich auf Hippokrates und verdeutlicht, dass es sich primär um ein Heilmittel handelt. Heute nennen wir es einen ausgezeichneten Glühwein oder Punsch. Ein Heilmittel eben …

    Zutaten zu Sabinas Hypocras:
    1 Flasche Rotwein
    ca. 75 g Zucker
    Jeweils 1 TL gemahlener Zimt,
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