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Sueße kleine graue Maus

Titel: Sueße kleine graue Maus
Autoren: Sandra Brown
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betrachtete Ranas flache, praktische Schuhe, ihr formloses Kleid und das dichte Haar, das lieblos und vernachlässigt ihr schmales Gesicht einrahmte. Zu allem Überfluß trug sie noch eine große, runde Brille.
    Rubys mißbilligende Miene brachte deutlich zum Ausdruck, was sie dachte. Laut jedoch sagte sie: »Trent ist gerade angekommen.«
    »Ich weiß, ich bin ihm auf der Treppe begegnet.«
    Die braunen Augen der Wirtin funkelten. »Ist er nicht der anbetungswürdigste Mann, den Sie jemals gesehen haben?«
    »Ich hatte nicht erwartet, daß er so,... so jung ist.« So jung, so gutaussehend, so vital und männlich und so gefährlich nahe, fügte Rana im stillen hinzu. Was wäre, wenn er sie erkennen würde? »Ich dachte, der neue Mieter sei Ihr Cousin. Haben Sie mir das nicht erzählt?«
    »Neffe, meine Liebe. Neffe. Er war schon immer mein Liebling. Meine Schwester hat ihn nach Strich und Faden verwöhnt. Natürlich habe ich das ständig kritisiert. Aber sie konnte nicht anders. Wie auch? Er konnte immer schon jede Frau um den kleinen Finger wickeln. Als er mich anrief, weil er eine Unterkunft für die nächsten Wochen suchte, tat ich erst sehr unwirsch, doch im Grunde habe ich mich riesig gefreut. Es macht so viel Spaß, ihn im Haus zu haben.«
    »Er bleibt nur ein paar Wochen?«
    »Ja, dann kehrt er zurück in sein Haus in Houston«, erwiderte Ruby.
    Scheidung, ohne Zweifel, dachte Rana. Dieser Neffe ihrer Vermieterin, dieser Trent, brauchte wohl einfach eine Wohnung, wo er auf das Ende seines Scheidungsprozesses warten konnte.
    Nun gut, Tante Ruby hielt ihn wohl für einen anbetungswürdigen Mann<, aber sie, Rana, erkannte einen arroganten, selbstgefälligen Chauvinisten auf der Stelle. Diesem geschniegelten Burschen würde sie aus dem Weg gehen, und das dürfte nicht so schwierig werden. Ein Mann wie Trent Gamblin würde an eine Frau wie >Miss Ramsey< keinen zweiten Blick verschwenden.
    »Hmm, das riecht aber gut hier.«
    Beim Klang der tiefen, samtweichen Stimme schrak Rana zusammen. Trent zwängte sich durch den Vorhang vor der Tür. Seine festen Schritte dröhnten auf dem Holzfußboden. Jeder Tritt brachte das Gewürzregal zum Schwanken und das Porzellan und die Gläser zum Klirren.
    Ruby wurde von hinten von muskulösen, braunen Armen umfaßt, die Michelangelo als Modell hätten dienen können. Trent beugte sich über seine Tante und drückte ihr einen Kuß auf den Nacken. »Was hast du uns Gutes gekocht, Tantchen?« wollte er wissen.
    »Laß mich los, du großer Affe.« Energisch befreite sich Ruby aus seiner erdrückenden Umarmung; ihre Wangen jedoch waren gerötet, und ihre Augen glänzten. »Setz dich hin und benimm dich. Hast du dir die Hände gewaschen?«
    »Ja, Ma'am«, erwiderte er gehorsam und zwinkerte Rana zu.
    »Wenn du versprichst, dich anständig zu benehmen, darfst du am Kopfende des Tisches sitzen. Und wenn du sie nett darum bittest, schenkt dir Miss Ramsey vielleicht einen Sherry ein. Jetzt entschuldigt mich, ich hole das Essen.«
    Sie raschelte mit ihrem leuchtend blauen Kleid und verschwand durch die Schwingtür in die Küche. Als Trent sich zu Rana umdrehte, lag immer noch ein Lächeln auf seinen Lippen. »Sie ist schon etwas Besonderes, nicht wahr?« sagte er, und man hörte deutlich den Stolz und die Anerkennung in seiner Stimme.
    »Ja, das stimmt. Ich mag sie sehr.«
    »Sie hat drei Ehemänner und eine Tochter überlebt. Aber das hat sie alles nicht unterkriegen können.« Trent schüttelte bewundernd den Kopf. »Wo ist Ihr Platz am Tisch?«
    Rana ging zu dem Stuhl, auf dem sie gewöhnlich saß, aber Trent kam ihr zuvor. Mit der Geschwindigkeit eines Tänzers umrundete er den Tisch und rückte ihr den Stuhl zurecht.
    Rana war nicht klein. Aber er war viel größer. Es war ein eigenartiges, jedoch keineswegs unangenehmes Gefühl, einen Mann neben sich zu haben, zu dem sie aufschauen mußte. Selbst wenn sie ihre Schuhe mit den höchsten Absätzen tragen würde, wäre Trent Gamblin immer noch größer als sie.
    Als sie auf dem Rosenholzstuhl mit der geschwungenen Lehne saß, nahm Trent am Kopf des Tisches Platz. »Wie lange wohnen Sie schon hier?«
    »Sechs Monate.«
    »Und vorher?«
    »Im Osten«, erwiderte sie unbestimmt.
    Er grinste breit. »Das klingt aber nicht nach Texas-Akzent.«
    Sie lachte leise. »Kaum.« Um ihn nicht ansehen zu müssen, spielte Rana mit dem Löffel vor sich auf dem Tisch und fuhr mit der Fingerspitze die silberne Gravur entlang.
    »Haben Sie den anderen Mieter
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