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Süße Herzensbrecherin

Süße Herzensbrecherin

Titel: Süße Herzensbrecherin
Autoren: Helen Dickson
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Hauses, das Not leidenden Kindern Zuflucht bietet.“
    Williams Mundwinkel hoben sich leicht. „Es geschieht mir recht, dass Sie mich zurechtweisen. Ich wollte nicht respektlos sein.“
    „Nun, dann hüten Sie Ihre Zunge, Captain Lampard, damit die Kinder Ihnen nicht etwas ablauschen – obwohl einige von ihnen zu meinem Bedauern gelegentlich Worte in den Mund nehmen, die vermutlich nicht einmal Sie kennen dürften. Ah, hier ist Dr. Brookes.“ Sie wich zurück, um einem gut aussehenden Mann, der Mitte vierzig sein mochte, Platz zu machen.
    „Guten Tag, Lord Carlow.“ Der Arzt besaß eine forsche, fröhliche Art, die William nicht unangenehm war. „Ich habe nicht jeden Tag einen so vornehmen Patienten wie Sie, und erst recht keinen, der angeschossen wurde, wie ich höre.“
    Dr. Brookes nahm die Wunde in Augenschein und runzelte die Stirn. „Das sieht ziemlich hässlich aus, und ich denke, wir machen uns besser gleich an die Arbeit, damit Sie mir nicht verbluten. Ich glaube nicht, dass die Kugel tief sitzt, daher sollte es nicht sonderlich schwierig sein, sie zu entfernen. Ich werde allerdings ein wenig nach ihr graben müssen. Können Sie das aushalten?“
    „Lord Carlow ist erst kürzlich aus dem Spanienfeldzug zurückgekehrt, Dr. Brookes“, kam Cassandra einer Antwort Williams zuvor. „Er wird Schlimmeres erlebt haben als diese Blessur.“
    „In Spanien waren Sie also“, versetzte der Arzt beeindruckt und half seinem Patienten, das Hemd auszuziehen. „Ich hätte mich auch gemeldet, wenn ich ein paar Jahre jünger gewesen wäre.“
    „Es ist wahr, was Miss Greenwood sagt – ich habe im Krieg tatsächlich weit größeres Elend gesehen und erlebt, aber dies hier ist meine erste Schussverletzung. Also legen Sie los, Dr. Brookes.“ William sah zu Cassandra hoch, die inzwischen neben dem Arzt Stellung bezogen hatte. „Werden Sie bleiben und meine Hand halten, Miss Greenwood?“, fragte er mutwillig.
    „Nein“, erwiderte sie steif. „Ich werde bleiben und Dr. Brookes assistieren.“
    „Schade. Ich bin im Begriff, mein letztes bisschen Würde zu verlieren. Genießen Sie es, wenn Sie können, aber ich würde Ihnen den Rat geben, einen Schritt zurückzutreten.“ Mit Bestürzung beäugte William die lange Pinzette, die Dr. Brookes zur Hand genommen hatte. „Meine Gemütsverfassung wird in wenigen Augenblicken nicht mehr die beste sein.“
    Cassandra antwortete nicht. Unbeirrt blieb sie an der Seite des Arztes stehen, als dieser sein Instrument ansetzte und sich an der Wunde zu schaffen machte.
    William biss die Zähne zusammen. Der Schmerz war schier unerträglich. Zum Glück fand Dr. Brookes die Kugel nach wenigen Minuten und zog sie heraus.
    „Da ist sie“, verkündete er zufrieden lächelnd und zeigte William das Geschoss. „Die Wunde ist sauber, also dürfte sie ohne Komplikationen verheilen. Allerdings sollten Sie Ihre Schulter eine Zeit lang schonen.“
    „Vielen Dank für alles, was Sie für mich getan haben. Seien Sie versichert, dass ich mich erkenntlich zeigen werde.“
    Dr. Brookes nickte und wandte sich zu Cassandra um. „Eine bescheidene Spende für dieses Haus käme gerade recht, ist es nicht so, Cassandra?“, sagte er und drehte sich wieder zu William. „Ihr Leibarzt sollte die Wundheilung kontrollieren. Wenn die Schmerzen zu stark werden, nehmen Sie ein wenig Laudanum. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich übergebe Sie den fähigen Händen von Miss Greenwood, denn ich muss mich beeilen – meine Patienten warten auf mich.“ Er warf noch einen Blick auf den Knaben, der sich im Schlaf unruhig hin und her warf, und befühlte dessen Stirn. „Ich sehe morgen wieder nach ihm.“ Er zögerte. „Wird Ihre Mutter auch hier sein, Cassandra?“
    Cassandra senkte den Kopf, um ihr Lächeln zu verbergen. Sie wusste längst, dass nicht nur die Kinder Dr. Brookes immer wieder in das Institut führten. „Ja, so hat sie es geplant. Gegen Mittag dürfte sie eintreffen.“
    Der Arzt nickte erfreut und eilte aus dem Zimmer.
    Cassandra trat an Lord Carlows Bett, um seine Wunde zu verbinden. Insgeheim staunte sie, wie gefasst er die schmerzhafte Prozedur erduldet hatte.
    „Können Sie sich aufsetzen?“
    Er nickte und schwang die Beine über die Bettkante. Dann biss er die Zähne zusammen und brachte sich mit einem unterdrückten Schmerzenslaut in eine aufrechte Position.
    „Was ist dem Jungen zugestoßen?“ Mit dem Kinn deutete er auf das Bett neben ihm. „Wer hat ihn so
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