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Sueß, naiv und intrigant

Sueß, naiv und intrigant

Titel: Sueß, naiv und intrigant
Autoren: Cecily von Ziegesar
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überwältigenden Gestank von Heaths Ego in der Nase.
    Er hatte ein paar Tage verstreichen lassen, ohne Elisabeth anzurufen, denn er wusste nur zu gut, wie leicht sich ein Mädchen von zu viel Eifer abtörnen ließ. Jetzt allerdings hatte er genug gewartet. Er steckte sich den Bluetooth-Knopf seines Handys ins Ohr und ließ ein letztes Mal vor dem Spiegel die Muskeln spielen, zur Aufmunterung sozusagen. Ehe er jedoch Elizabeths Nummer wählen konnte, flog die Tür auf und Heath stürzte außer Atem herein.
    Brandon trat schnell vom Spiegel zurück, schon in Erwartung von Heaths unvermeidlichem »Was treibst du denn da? Knutschst du mit dir selbst?« oder »Der wird nicht größer, da kannst du ihn noch so lang im Spiegel anstarren«. Aber Heath war zu sehr mit sich selbst beschäftigt und nickte Brandon nur kurz zu. Er sank neben seinem ungemachten Bett auf die Knie, zog blindwütig Schuhe und müffelnde Kleidungsstücke darunter hervor und warf sie mitten ins Zimmer. Mit gerümpfter Nase betrachtete Brandon den Kleiderhaufen. »Na, endlich ein Guckloch in der Mädchendusche entdeckt? Suchst du deinen Fotoapparat?«
    »Ich weiß, dass es hier unten irgendwo rumfährt«, murmelte Heath, schob Kopf und Schultern unter das Bett und hantierte eine Minute darunter herum. Dann kam er wieder zum Vorschein. Halbherzig zerrte er an einer Louis-Vuitton-Reisetasche, die sich unter dem Bett verkeilt hatte, gab es aber gleich wieder auf. Er sprang auf, nieste herzhaft und mit dem strubbeligen blonden Haar voller Wollmäuse steuerte er zielstrebig auf Brandons Bücherregal zu. Während er den Blick über die Borde gleiten ließ, trommelte er sich ungeduldig mit den Fingern auf den Bauch.
    »Was suchst du eigentlich?« Brandon seufzte genervt und wandte sich ab. Er schnappte sich sein Deo von der Kommode und bearbeitete seine Achselhöhlen.
    »Hardy, Eliot, Hemingway. Wozu brauchst du eigentlich so viele Scheißbücher?« Heath nieste erneut. Ja, super. Verteil ruhig deine Ferro-Bazillen im ganzen Raum. »Ah!« Heath riss ein in schwarzes Leder gebundenes Buch aus dem dritten Bord. Brandon sah gerade noch den Titel in Golddruck: Das Waverly-Handbuch .
    »Mal wieder daran interessiert, womit man sich einen Rausschmiss einhandelt?«, fragte er und nahm auf seiner dunkelblauen Nautica-Decke Platz.
    Heath ließ sich rücklings auf sein Bett fallen und blätterte fahrig die Seiten des Buches um. »Quatsch. Hey, schon von deinem Busenfreund Walsh gehört?« Obwohl er mit irgendwas Ominösem schwer beschäftigt zu sein schien, konnte Heath es sich doch nicht verkneifen, nebenbei ein bisschen Klatsch auszuposaunen.
    Bei der Erwähnung von Easys Namen unterdrückte Brandon ein Stöhnen. »Was gibt’s denn jetzt schon wieder?«
    »Nichts.« Heath überflog nachdenklich eine Seite, ehe er zur nächsten blätterte. Sein rechter Zeigefinger glitt suchend von Absatz zu Absatz. »Hab nur gerade gehört, dass er sich von Jenny eine Abfuhr eingefangen hat. Von Callie auch. Die Hübschen haben seine Mätzchen wohl satt. Der Nächste bitte und so weiter.«
    »Gibt’s doch nicht.« Das war mal eine ziemlich gute Nachricht. Auch wenn Brandon Callie inzwischen fast überwunden hatte, wollte er dennoch nicht, dass sie mit dem Schleimbeutel Easy Walsh zusammen war. Und die kleine Jenny war auch viiieeel zu gutherzig für den Typen. Endlich bekam dieser Blödmann mal, was er verdiente. Vielleicht hatte dafür ja eine kosmische Konstellation gesorgt? Eine, bei der die guten Kräfte der Welt aufeinandergetroffen waren, um zu verhindern, dass Walsh mit den zwei hübschesten Mädchen des Campus gleichzeitig seinen Unsinn trieb? War aber auch allmählich Zeit. »Ist das wahr?«
    Heath zuckte die Schultern, nicht bereit, den Blick von dem Handbuch zu nehmen. »So haben es mir meine Spione geflüstert.«
    Brandon zog sein Bluetooth aus dem Ohr und warf es aufs Bett. Er würde Elizabeth später anrufen, von einem privateren und Ferro-freien Ort.
    »Ich hab’s doch gewusst!«, schrie Heath plötzlich und riss triumphierend das Handbuch in die Höhe. Ehe Brandon überhaupt fragen konnte, was Heath gewusst hatte, lief der bereits aus dem Zimmer. Er schwenkte das Buch über dem Kopf und sah noch zufriedener aus, als wenn er tatsächlich ein Guckloch in der Mädchendusche entdeckt hätte.
    Manchmal war es besser, erst gar nicht zu fragen, vor allem bei Heath.

5
    Eine Waverly-Eule lügt ihre Eltern niemals an. Und ihre Mitbewohnerinnen auch nicht
    Am
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