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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
Autoren: Christina Dodd
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holen.«
    Gotzon lachte. Ein lautes, vergnügtes Lachen wie das eines falschen St. Nikolaus. »Das könnt Ihr nicht. Morgen wird sie Sandre heiraten, oder wir hängen sie auf. Wenn sie sich Sandre nicht unterwirft, kriege ich sie heute Nacht. Wir alle kriegen sie. Das wird ein schönes Fest, ich will es auf keinen Fall verpassen, nur weil ich Euch die Tür öff…«
    Michael rammte sein Messer tief in Gotzons weichen Bauch.
    Gotzons Mund bewegte sich lautlos, und seine Augen standen überrascht vor.
    Michael zog das Messer heraus und wischte es an seinem Taschentuch sorgfältig ab.
    Gotzon sank zu Boden und brach zusammen. »Ihr«, flüsterte er. Dann brach sein Blick, und er starb zu Michaels Füßen.
    Der Gerechtigkeit Genüge getan.
    Michael trat über den Leichnam hinweg und nahm den Ring mit einem Dutzend Schlüsseln vom Haken an der Wand. Er probierte den größten zuerst; der dritte öffnete schließlich das erste Tor. Er wollte die Schlüssel schon wegwerfen, bremste sich aber. Lieber nicht. Er durfte nicht riskieren, dass jemand hinter ihm herkam und ihn einschloss.
    Also ging er mit Fürst Sandres persönlichen Schlüsseln in der einen Hand und Gotzons Schlüsseln in der Tasche weiter nach unten.
    In den Halterungen weit oben an der Wand flackerten Fackeln. Er nahm sich eine und stieg die dunklen Stufen hinunter. Die kleine Insel aus gelbem Licht begleitete ihn und besiegte tapfer die finstere Dunkelheit. Feuchtigkeit tropfte von der Decke. Die Panik umschloss wie eine eisige Hand Michaels Hals, es fiel ihm schwer, Luft zu bekommen oder zu schlucken. Jeder Schritt hallte unheimlich von den Steinwänden zurück, und unterwegs stieß er auf Orientierungspunkte, die der Stoff seiner Albträume waren.
    Dort. Dort hatte Sandre ihm die Brandnarbe an der Schulter zugefügt.
    Michael verlangsamte die Schritte.
    Dort. Rickie hatte ihn mit einer Peitsche gezüchtigt, bis das Blut an seinen Beinen hinabrann.
    Dieser Ort stank nach vergangenen Schrecken.
    Dort. Gotzon hatte ein Seil um seinen Hals gewickelt, es über einen Stützbalken geworfen und ihn daran aufgehängt. Sandre und Rickie hatten gelacht, während Michael verzweifelt um sich trat und das Seil um seinen Hals umklammerte. Dann verlor er das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, fingen sie von vorne an. Und noch einmal. Und noch einmal.
    Seit er den Kerker hatte verlassen dürfen, hatte sich sein ganzer zerstörerischer Zorn auf Sandre gerichtet. Er hatte nicht bemerkt, wie dieser Ort, an dem Sandre ihn gefangen gehalten hatte, noch immer seine Seele gepackt hielt.
    Der Kerker war zu tief unter der Erde, weshalb sich nur die widerlichsten Kreaturen hertrauten. Nicht mal die größten Palastkatzen würden auch nur versuchen, eine der Ratten zu fangen, die heimlich an den Wänden entlanghuschten.
    Emma war irgendwo hier unten. Sie war hier.
    Der Gang führte immer weiter nach unten in die Finsternis, und er wanderte durch einen nicht enden wollenden Albtraum.
    »Michael.« Eine leise Stimme flüsterte seinen Namen. » Michael.«
    Überrascht drehte er sich in die Richtung, aus der diese geliebte Stimme kam. »Emma?«
    »Hier!«
    Ihre Stimme, die so eifrig klang, war zugleich ganz leise und rau, als ob … Lieber Himmel! Hatten sie auch Emma aufgehängt? Hatten sie sie vom Seil geschnitten und wieder aufgehängt?
    »Sprich mit mir.« Er fuhr mit der Fackel nach links und rechts, immer an den Türen und Gitterstäben vorbei.
    »Du musst nach rechts und ein Stück zurück. Bitte. Bitte, Michael. Dieses Mal darfst du kein Traum sein.«
    Er folgte der verzweifelten Stimme und stieß die Fackel gegen die Gitterstäbe, bis das schwache Licht sie berührte. Eine kleine, kaum sichtbare Gestalt, die auf einer Pritsche an der gegenüberliegenden Wand kauerte.
    Dieser dreckige Mistkerl hatte sie in der Königszelle untergebracht – in der Zelle, in der auch Michael für zwei lange, verzweifelte Jahre untergebracht war.
    Er steckte nacheinander die beiden Schlüssel von Fürst Sandre ins Schloss. Der zweite passte, und mit einem Quietschen ging die Tür auf. Er bedeutete ihr, aus der Zelle zu kommen. »Komm, beeil dich.«
    Ketten rasselten. »Ich kann nicht.«
    Sie hatten sie an die Wand gekettet. Natürlich hatten sie das getan.
    Er schloss die Augen und war einen Moment von der Pein, die sie hatte erleiden müssen, völlig paralysiert. Von ihrer Hilflosigkeit.
    Dann öffnete er die Augen. Die Pein blieb, sie schmeckte säuerlich, und er schluckte vergebens dagegen
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