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Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Abenteuer: Roman (German Edition)
Autoren: Christina Dodd
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sagte Lady Lettice abfällig. »Bauern haben doch keine Ahnung.«
    »Da möchte ich Euch nicht widersprechen«, stimmte Cloutier zu. »Aber nicht nur Bauern haben dieses Gespenst gesehen. Reisende, die in diese schöne Stadt kommen, um von dem Heilwasser zu trinken und sich an den Spieltischen zu vergnügen, haben ihn auch gesehen. Es geht das Gerücht, dass man fliehen sollte, falls man kein Moricadier ist und das Pech hat, dem Schnitter zu begegnen. Denn dieses schreckliche Phantom«, Cloutier senkte seine Stimme, »ist das erste Zeichen des drohenden Untergangs.«
    Michael schnaubte. Der Laut durchbrach die entsetzte Stille.
    Lady Lettice blickte ihn an. »Ihr seid wahrlich impertinent! Wisst Ihr, wer dieser Mann ist?« Sie zeigte auf Cloutier.
    Ihre Gesellschafterin mochte ein graues Mäuschen sein, aber sie war ein kluges, aufmerksames Mäuschen, denn sie quiekte leise, als wollte sie Lady Lettice warnen, und wedelte heftiger mit dem Fächer.
    Ihre Herrin schenkte der jungen Frau keine Beachtung. »Er ist der Comte Cloutier und stammt aus einer der vornehmsten Familien Frankreichs. Man schnaubt nicht, wenn er spricht.«
    »Das tut man sehr wohl, wenn man Michael Durant heißt und Erbe des Herzogtums Nevitt ist.« Cloutier verneigte sich vor Michael.
    »Oh.« Lady Lettice versuchte gar nicht erst, von ihrer eigenen Unhöflichkeit peinlich berührt zu sein. Sie war dafür viel zu aufgeregt, da sich offensichtlich ein neuer, aussichtsreicher Verehrer zu ihnen gesellen wollte. »Mylord. Euer Gnaden.« Sie stotterte, weil sie nicht zu wissen schien, wie sie ihn anreden sollte.
    Cloutier erwiderte Michaels Blick. Und obwohl er wusste, dass Lady Lettice mit ihrem Bemühen um Michael zu hoch griff, stellte er sie einander vor. »Lady Lettice Surtees, dies ist Lord …«
    »Bitte.« Michael hob die Hand. »In England ist mein Name altehrwürdig. In Moricadia allerdings bin ich nicht mehr als ein politischer Gefangener. Ein Niemand. Ein Mann, der aufgrund der Unterdrückung durch die Herrscherfamilie und Fürst Sandre aus dem ihm vertrauten Leben gerissen wurde. Nennt mich einfach Durant. Es ist der einzig angemessene Titel für einen Mann wie mich, der in Ungnade gefallen ist … Ich gebe zu, ich sollte mich sogar schämen, den Namen meiner Familie so schäbig zu missbrauchen.« Seine Stimme war ein leises Krächzen.
    Lady Lettice war erschüttert. »Ein politischer Gefangener? Ich bin entsetzt, Gentlemen. Entsetzt! Wie ist das möglich?«
    »Das einzige Gespenst, das in Moricadia umgeht, bin ich, Mylady. Denn ehe man mir heute Abend erlaubte, mein Gefängnis zu verlassen, war meine Existenz kaum mehr als ein Gerücht.« Michael verneigte sich und schlenderte weiter. Seine Tragödie war so meisterhaft vorgebracht, dass er sich damit vermutlich die Bewunderung des Schauspielers Edmund Kean erworben hätte.
    »Der arme Mann.« Lady Lettice flüsterte so laut, dass es jedem in ihrer Umgebung in den Ohren gellte. »Was hat er verbrochen?«
    Michael blieb hinter einer Marmorsäule stehen und lauschte.
    Zunächst antwortete niemand. Dann erklärte Escobar widerstrebend: »Durant ist mit den de Guignards aneinandergeraten. Ihnen gehört dieses Land. Sie herrschen hier. Der erste de Guignard hat einst König Reynaldo abgesetzt und ließ ihn ermorden. Jetzt unterdrücken die de Guignards die Moricadier und treten sie mit ihren juwelenbesetzten Stiefeln.« Er senkte die Stimme. »Es gibt Gerüchte über eine Rebellion und dass der wahre König zurückkehrt, um seinen Thron zu beanspruchen.«
    »Wie romantisch!« Lady Lettice fasste sich ergriffen an den Busen.
    »Das ist es, wenn man davon absieht, dass die de Guignards Durant beschuldigen, den Rebellen zu helfen. In den letzten zwei Jahren hat man geglaubt, er habe dafür mit dem Leben bezahlt. Erst kürzlich ist ans Licht gekommen, dass Lord und Lady Fanchere, die Vertraute und Verbündete von Fürst Sandres sind, ihn unter Hausarrest gestellt haben.« Escobars Stimme war nur noch ein Flüstern, als er ergänzte: »Es heißt, er hat die meiste Zeit dieser vergangenen zwei Jahre im mittelalterlichen Kerker unterhalb des königlichen Palasts verbracht.«
    Es wurde totenstill, während die Männer zu Fürst Sandre herüberschauten. Er stand am anderen Ende des Ballsaals in der Nähe des kleinen Podiums, auf dem das Streichensemble spielte. In seiner förmlichen Uniform und mit unzähligen Orden an der Brust sah er adrett und weltmännisch aus. Speichellecker umstanden ihn, und er
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