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Sündige Spiele

Sündige Spiele

Titel: Sündige Spiele
Autoren: Lara Joy
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wie mein gutes Stück von einem Abschleppwagen an den Haken genommen wurde. Das gab mir vollends den Rest, weshalb ich mitten auf der Straße in Tränen ausbrach.

4. Kapitel
    N achdem ich hundertfünfzig Euro fürs Abschleppen hingeblättert hatte, reichte mir der Mann in der Latzhose, die den Aufdruck »Norberts Autoservice« trug, die Quittung über den Tresen. Der Geruch von Schweiß und Schmierfett stieg mir entgegen. Wie konnte man so früh am Morgen schon solche Gerüche absondern? Gab es in Autowerkstätten so etwas wie einen Nachtdienst?
    Sollte mich nicht wundern, denn das Ordnungsamt hatte auch in tiefster Nacht Augen. Wenngleich keinen Telefonanschluss, bei dem man erfragen konnte, wo der abgeschleppte Wagen abgeblieben war. Dazu hatte ich mich erst einmal wieder an die Polizei wenden müssen, die mir schließlich die Adresse des Abschleppdienstes gegeben hatte.
    Während meiner Odyssee hierher hatte ich mehrere Heulkrämpfe und Schimpfattacken erlitten. Glücklicherweise waren die zu dieser Zeit verkehrenden Bahnen und Busse nahezu leer. Wenn mich außer dem Fahrer jemand so gesehen hätte, hätte er wahrscheinlich gedacht, ich sei betrunken.
    Allmählich dämmerte der Morgen über Hamburg herauf, und ich hatte meinen Ferrari wieder.
    »Ein schöner Wagen ist das«, kommentierte der Latzhosenträger grinsend. »Mit dem würde ich gern mal ne Spritztour machen.«
    Dass er mir dabei auf die Brüste starren musste, ließ darauf schließen, dass er die Spritztour gern auch auf andere Bereiche ausdehnen würde.
    Allerdings hatte ich kein Interesse an einem Typen mit Bierbauch, Halbglatze und Schnauzbart, der aussah wie das frühere Maskottchen des Norddeutschen Rundfunks.
    »Danke«, sagte ich nur und verabschiedete mich.
    Immerhin hatte mein Ferrari bei der Abschleppaktion keine Kratzer bekommen. Ich hatte mir den Wagen nach meinem ersten erfolgreichen Geschäftsjahr gekauft, und Thomas war begeistert gewesen. Bei unserer ersten Tour ins Grüne hatten wir uns nackt in dem Wagen vergnügt – man glaubt kaum, welchen Spaß so ein Schaltknüppel machen kann, wenn man beim Blasen seinen Kitzler daran reibt!
    Doch auch solche Touren waren in den vergangenen Monaten ausgeblieben. Vielleicht hätte ich schon viel früher merken müssen, dass sich die Glücksgöttin von mir abgewandt hatte. Das Desinteresse meines Freundes war offenbar ein erstes Anzeichen meines Niederganges gewesen.
    Betäubt ließ ich mich auf den Fahrersitz fallen und starrte abwesend auf den Schmutz auf der Scheibe. Ich brauchte eine Weile, um den Zündschlüssel einzustecken. Erst als sich ein paar Leute auf dem Hof versammelten und mich wie ein seltenes Tier im Zoo anstarrten, kam ich wieder zu mir und startete. Der Motor erwachte mit einem tiefen Brummen und ließ das Leder unter mir vibrieren.
    Hin und wieder hatte ich diese Vibrationen erregend gefunden, besonders in der ersten Zeit, als ich jedes Mal megageil zu Hause angekommen und gleich über Thomas hergefallen war.
    Jetzt dagegen fühlte es sich einfach nur wie die Vibrationen eines Autos an. Dabei konnte ich nicht mal sagen, wann und warum mir die Faszination verlorengegangen war. Irgendwann war es halt kein überdimensionales Sexspielzeug mehr, sondern nur ein Wagen.
    Natürlich zog ich mit einem Fahrzeug wie diesem sämtliche Blicke auf der Straße auf mich, und ich hatte auch nicht vor, mir ein anderes Gefährt zuzulegen.
    Das kannst du jetzt sowieso nicht, spottete eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf, du wirst mehr als genug damit zu tun haben, das Haus wieder in Schuss zu bekommen.
    Inzwischen war die Sonne über Hamburg vollends aufgegangen. Die Stadtreinigung drehte ihre Runden, die ersten Passanten ließen sich sehen. Obwohl ich besser gleich nach Hause gefahren wäre, zog es mich noch einmal zu meinem Laden zurück.
    Wie sehr dieses Geschäft in den letzten Jahren zu meinem Lebensinhalt geworden war!
    Wieder fragte ich mich, ob ich Thomas damit abgestoßen hatte, gleichzeitig ärgerte es mich, dass ich noch immer an ihn dachte, obwohl ich gestern Abend noch froh gewesen war, dass sich die Sache erledigt hatte. Oder war dem etwa nicht so?
    Während die Sonne über die Hausdächer leckte und ein paar Tauben todesmutig an meinem Wagen vorüberflatterten, bog ich in die Geschäftsstraße ein, auf der sich mein Lebensinhalt in Schutt und Asche verwandelt hatte.
    Die Straßensperre, die mir den netten nächtlichen Ausflug zum Abschleppdienst verschafft hatte, war schon lange
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