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Sündige Liebe

Sündige Liebe

Titel: Sündige Liebe
Autoren: Johanna Lindsey
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vereidigt worden war. Bis dahin war Angela nie so weit von zu Hause fort gewesen. Es war schrecklich aufregend. Doch gleichzeitig hatte damals die Unzufriedenheit ihres Vaters eingesetzt.
    William Sherrington war ein waschechter Südstaatler, dort geboren und dort aufgewachsen, und nichts wollte er lieber, als für seine Heimat kämpfen. Aber er war zu alt. Und er war ein Trinker. Die Armee wollte ihn nicht.
    Nach dieser Ablehnung trank er zunehmend mehr und schwor den Yankees Rache. Die Nordstaatler hatten es ihm noch nie angetan, doch jetzt hass te er sie inbrünstig. Angela fühlte, dass auch sie sie hassen muss te, aber sie wusst e nicht so recht, warum. Sie konnte nicht verstehen, wie Leute, die einmal Freunde gewesen waren, einander jetzt einfach umbringen konnten. Es erschien ihr völlig unsinnig.
    Angela hass te den Krieg. Was ihn ausgelöst hatte und warum immer noch gekämpft wurde, war ihr gleich. Sie wusst e nur, dass der Krieg daran schuld war, dass sie Bradford Maitland nicht mehr liebte. Sie hass te ihn inzwischen. Was blieb ihr anderes übrig, als ihn zu hassen? Hannah war die Wahrheit entschlüpft - dass Bradford nicht in Europa war, wie allgemein angenommen wurde, sondern dass er auf der Seite der Union kämpfte. Hannah hatte sich erst wieder gefasst , als Angela geschworen hatte, das Geheimnis für sich zu behalten. Dabei konnte es Bradford nicht schaden, wenn sie es weitererzählte, denn er war nicht da. Jacob hätte es geschadet, und das wollte sie wirklich nicht. Doch jetzt hass te sie Bradford. Und noch verhasster war ihr die Tatsache, dass sie Bradford Maitland hassen muss te.
    Als sie die Stadt erreichte, wurde Angela klar, dass ihr Vater inzwischen schon zu Hause sein konnte. Vielleicht aber auch nicht. Und nach dem, was sich heute zugetragen hatte, wollte sie die Nacht nicht allein zu Hause verbringen. Es würde ihr nichts ausmachen, am Fluss entlang wieder zurückzulaufen, solange sie ihr Gewehr hatte.
    Der Himmel hatte ein dunkles Purpur angenommen, und die Straßenlaternen waren bereits eingeschaltet. Angela hatte ziemlich klare Vorstellungen davon, wo sie ihren Vater finden konnte. Sie kannte die Spelunken, in denen er sich gern aufhielt, und auch ein gewisses Bordell, das er immer aufsuchte, wenn er in die Stadt fuhr.
    Sie ging ins Hafengebiet. Sie trug ihr neuestes Kleid, denn Hannah hatte ihr eingeschärft, dass junge Frauen nicht in Hosen in der Öffentlichkeit rumliefen. Das Kleid war schon zu klein geworden - es spannte über ihren Brüsten und war zu kurz -, doch das machte ihr nicht viel aus.
    In ihrem hellgelben Baumwollkleid durchkämmte Angela die Straßen nach dem Wagen ihres Vaters und der alten Sarah. Sie versteckte sich in dunklen Gassen und hielt sich von Betrunkenen und anderem Gesindel fern. Eine Stunde verstrich, und dann ganz langsam die nächste.
    Als sie einen menschenleeren Teil der Hafenanlagen erreichte, ihre letzte Hoffnung, war sie erschöpft. Hier gab es ein Bordell, von dem sie wusst e, dass ihr Vater schon dort gewesen war. Am Ende der Straße sah sie etwas, das sein Wagen hätte sein können, aber sie war sich nicht sicher. Mit wachsender Hoffnung rannte sie auf den Wagen zu. Aber Angela blieb ruckartig stehen, als eine starke Hand nach ihrem Arm griff.
    Das Gewehr fiel ihr aus der Hand, und sie fing an, zu schreien. Doch als sie Bobo Deleron sah, schloss sich ihr Mund. Sie hatte Bobo seit dem letzten Winter nicht mehr gesehen. Er war gewachsen und überragte sie jetzt bei weitem. Auf seinem quadratischen Kinn wuchsen Bartstoppel, und mit seinen dunkelgrauen Augen, die unter schmalen Brauen lagen, sah er sie belustigt an.
    »Wohin so eilig, Angie? Hast du mit diesem Gewehr da jemanden erschossen?«
    Bobo war nicht allein, und Angela stöhnte, als sich ein älterer stämmiger jugendlicher ihre Waffe aufhob und genauer betrachtete.
    »Dieses Gewehr ist nicht abgefeuert worden, Bobo«, sagte der junge. »Aber es ist ein schönes Stück.« Dann sah er auf und grinste, während er seine Blicke über Angela gleiten ließ. »Und die da auch.«
    »J a, das weiß ich selbst«, sagte Bobo fast missgünstig . »Das ist Angie Sherrington.« Während er ihren Namen aussprach, gruben sich seine starken Finger in ihren Arm, und sie wimmerte auf. »Angie stammt von Leuten ab wie du und ich, Seth, aber sie hält sich für was Besseres. Stimmt's, Angie?«
    »Das habe ich nie behauptet, Bobo Deleron, das weißt du ganz genau.«
    »Nein, aber du benimmst dich so.«
    In Bobos
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