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Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)

Titel: Sündenheilerin 03 - Die Reise der Sündenheilerin: Historischer Roman (Sündenheilerin-Reihe) (German Edition)
Autoren: Melanie Metzenthin
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Kleine Ewer, die überwiegend in der Flussschifffahrt eingesetzt wurden, und große Koggen, die gewiss schon die halbe Welt bereist hatten. Männer schrien sich gegenseitig Anweisungen zu, Schiffe wurden entladen und schwere Säcke an den Lastkränen in die Speicher gezogen, die den Hafen säumten.
    »Johann behauptete, das Haus von Wolfram Säckerling liege unmittelbar am Nikolaifleet«, sagte Philip, während er den Blick über die Hafenanlage schweifen ließ. Lena sah sich ebenfalls um. Hier sollte ein wohlhabender Kaufmann wohnen? Zwischen Speichern und Hafenlärm? Keines der Häuser machte einen wohnlichen Eindruck.
    »He du!«, sprach Philip einen der Arbeiter an. »Wir suchen das Haus von Wolfram Säckerling.«
    Der Angesprochene zuckte zusammen und wandte sich zu Philip um.
    »Der hat sein Kontor da vorn an der Deichstraße.« Er wies in die entsprechende Richtung. »Das Haus mit dem roten Ziegeldach und dem Löwenkopf an der Tür.«
    »Vielen Dank.« Philip warf dem Mann eine kleine Kupfermünze zu.
    Die Deichstraße unterschied sich erkennbar vom übrigen Hafenrand. Sämtliche Häuser machten den Eindruck, als seien sie erst in den letzten Jahren erbaut worden. Das Haus von Wolfram Säckerling war das größte am Platz. Drei Stockwerke hoch, wobei der Dachstock als Lager diente, denn ein Lastarm und ein großes Holztor bildeten den Abschluss des Dachstuhles.
    Ein Mann schob einen Handkarren vor sich her und blieb verwundert stehen, als er die sechsköpfige Reiterschar mit dem Packpferd entdeckte. Es erheiterte Lena immer wieder, wie die Menschen ihnen nachstarrten. Said in seiner morgenländischen Kleidung fiel jedem auf. Aber auch Philips Gestalt galten viele Blicke, obwohl er wie ein deutscher Edelmann gekleidet war. Er war ein ansehnlicher Mann, und das umso mehr, als sich in ihm die Züge seines deutschen Vaters und seiner ägyptischen Mutter vereinten. Sein Haar war pechschwarz, und seine Haut erinnerte Lena immer wieder an einen sonnengebräunten Tagelöhner. Er fiel unter all den bleichen Gesichtern und den vielen hellhaarigen Männern ganz besonders auf. Wie ein kostbares Juwel, dachte sie und musste lächeln. Er selbst hatte sie ein Juwel genannt, bis sie ihm widersprochen hatte, wie wenig schmeichelhaft es sei, mit einem toten Gegenstand verglichen zu werden. Und nun kam ihr der gleiche Gedanke …
    Vor dem Tor mit dem Türklopfer, der wie ein Löwenkopf gearbeitet war, stieg Philip vom Pferd und half danach Lena aus dem Sattel. Erleichtert drückte sie die Knie durch. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen. Vor einer Woche waren sie von Burg Birkenfeld aufgebrochen und hatten die Tage fast nur im Sattel verbracht. Ihr Weg hatte sie durch einsame Wälder geführt, und die Rasthäuser, in denen sie die Nächte verbracht hatten, entsprachen nicht gerade Lenas Vorstellung von angemessenen Unterkünften. Einmal hätte sie fast den Heuboden der Bettstatt vorgezogen, die man ihr angeboten hatte. Philips entschlossenes Auftreten hatte dann doch noch zu einem annehmbaren Obdach geführt, jedenfalls ohne Flöhe und Wanzen, aber allmählich begriff Lena, dass Reisen kein vergnügliches Abenteuer war.
    Philip betätigte den Türklopfer.
    Eine ältere Magd mit tadellos weißer Haube öffnete ihnen.
    »Ihr wünscht, edler Herr?«, fragte sie Philip mit gleichmütiger Miene, so als sei sie es gewohnt, täglich mit Männern vornehmer Abkunft zu verkehren.
    »Mein Name ist Philip Graf von Birkenfeld, und dies ist meine Gattin Helena. Ich habe ein Empfehlungsschreiben von Johann von Hohnstein, der mich dem Herrn Wolfram empfiehlt.«
    Er zog Johanns Brief hervor.
    Die Magd nahm ihm das Schreiben aus der Hand und forderte ihn und Lena zum Eintreten auf.
    Das Haus schien noch neu zu sein. Lena roch das frische Holz der Dielen. Auch die Wände waren mit Holz vertäfelt. Sie hatte in ihrem Leben bislang erst ein Kaufmannshaus betreten, und das hatte Martin gehört, ihrem ersten Gatten. Doch dessen Haus war viel kleiner gewesen, und im Eingang hatten sich Berge von Waren gestapelt. Er hatte überwiegend mit Wolle und Tuchen gehandelt. Lena erinnerte sich noch genau an den Geruch der Wolle, die oftmals auf der langen Reise feucht geworden war und vor dem Verkauf erst wieder getrocknet werden musste. Im Haus von Wolfram Säckerling roch es ganz anders. Sie brauchte eine Weile, bis sie die Gerüche zuordnen konnte, die sich mit dem Duft der frischen Hölzer mischten. Säckerling hatte sich zweifelsohne dem
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