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Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah

Titel: Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
Autoren: Richelle Mead
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Scherben mir die Haut zerschnitten.
    Verzweifelt rührte ich mich wieder. Ich wusste genau um die Vergeblichkeit meines Bemühens, musste jedoch etwas tun, da mich die Kampfeslust zu sehr gepackt hatte. Diesmal sprang ich Roman an, drängte meinen Leib, die Gestalt eines … nun ja, ich wusste nicht mal, was überhaupt, anzunehmen. Ich hatte keine bestimmte Gestalt im Sinn, nur einzelne Merkmale: Klauen, Zähne, Schuppen, Muskeln. Scharf. Groß. Gefährlich. Eine Kreatur aus Alpträumen, ein wahrer Dämon der Hölle.
    Ich kam dem Nephilim jedoch nicht einmal so nahe, dass ich ihn hätte berühren können. Einer oder beide erwarteten mich bereits und warfen mich mitten im Sprung zurück, und ich landete diesmal neben Seth, der mich entsetzt und verwundert und mit großen Augen beobachtete. Energieblitze schlugen auf mich ein, sodass ich vor Schmerzen aufschrie, und zerschmetterten jeden Nerv in mir. Die Hülle meiner neuen Gestalt schützte mich nur kurz, und dann verlor ich auf Grund des Schmerzes und der Erschöpfung die Kontrolle über die Verwandlung. Ich glitt in den schlanken, menschlichen Leib zurück, als mich ein weiteres Netz aus Energie an Ort und Stelle festnagelte, sodass ich mich nicht mehr rühren konnte.
    Der ganze Angriff und der Gestaltwechsel hatten kaum eine Minute gedauert, und ich war jetzt völlig erschöpft und ausgelaugt, meine Energiereserven von Martin Miller waren schließlich versiegt. So viel für Tapferkeit. Ein Nephilim könnte leicht einem von euch das Lebenslicht auspusten.
    »Heldenhaft, Georgina«, kicherte Roman, der sich den Schweiß von der Stirn wischte. Er hatte ebenfalls viel Energie verbraucht, konnte jedoch wesentlich mehr verbrauchen als ich. »Heldenhaft, aber dämlich.« Er kam herüber, betrachtete mich von oben bis unten und schüttelte in bitterer Belustigung den Kopf. »Du verstehst es nicht, deine Energie einzuteilen. Du hast dich selbst leergebrannt.«
    »Roman … tut mir leid …«
    Ich musste ihm nicht sagen, wie wenig Energie mir noch geblieben war. Ich spürte es. Es war nicht bloß wenig, es war gar nichts mehr übrig. Ich pfiff auf dem letzten Loch, sozusagen. Als ich meine Hände betrachtete, flackerte mein Erscheinungsbild leicht, flimmerte beinahe wie eine Fata Morgana. Das war schlimm. Einen Leib lange genug zu tragen, selbst wenn es nicht der ursprüngliche ist, geht einem in Fleisch und Blut über, und ich hatte diesen hier seit fünfzehn Jahren gehabt. Er war mir zur zweiten Natur geworden. Ich hielt ihn für den eigenen; zu ihm kehrte ich unbewusst immer wieder zurück. Dennoch musste ich darum kämpfen, ihn jetzt richtig festzuhalten, nicht in den Leib meiner Geburt zu gleiten. Das war schlimm … sehr schlimm.
    »Tut dir leid?«, fragte Roman, und ich konnte ihm vom Gesicht ablesen, wie schrecklich ich ihn verletzt hatte. »Du kannst nicht dir nicht mal vorstellen …«
    Wir alle spürten es gleichzeitig. Roman und Helena fuhren herum und warfen einander erschrockene Blicke zu, und dann explodierte meine Wohnungstür nach innen. Die Bande, die mich gefesselt hielten, fielen, als die Nephilim ihre Energie zu der Apokalypse hin lenkten, die hereinkam.
    Blendend helles Licht ergoss sich in das Apartment, Licht von solcher Helligkeit, dass es schmerzte. Vertrautes Licht. Dieselbe schreckliche Gestalt, die ich in der Gasse gesehen hatte, erschien wiederum, nur dass sie dieses Mal zu zweit waren. Spiegelbilder. Ununterscheidbar. Ich wusste nicht, wer wer war, aber mir fiel Carters beiläufige Bemerkung von vor einer Woche ein: Ein Engel in voller Gestalt wird die meisten Wesen um den Verstand bringen – er wird einen Sterblichen umbringen …
    »Seth«, flüsterte ich, wandte mich von dem prächtigen Spektakel ab und sah den Schriftsteller an. Er starrte hin, und die braunen Augen standen weit offen in Ehrfurcht und Entsetzen, als die Pracht ihn in sich hineinzog. »Seth, nicht hinsehen!« Mit meiner entschwindenden Kraft hob ich eine flimmernde Hand und drehte sein Gesicht mir zu. »Seth, nicht hinsehen! Sieh mich an. Nur mich!«
    Irgendwo hinter uns kreischte jemand. Die Welt geriet völlig aus den Fugen.
    »Georgina …«, keuchte Seth und berührte zaghaft mein Gesicht. »Was ist mit dir?«
    Unter Aufbietung sämtlicher Willenskraft drängte ich meinen Leib dazu, zu kämpfen und an der Gestalt festzuhalten, in der er mich ursprünglich kennen gelernt hatte. Es war ein Kampf auf verlorenem Posten. Ein Todeskampf gar. So konnte ich nicht mehr allzu
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