Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3

Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3

Titel: Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
Autoren: Nicole Peeler
Vom Netzwerk:
vorgebracht. Er behauptet außerdem, dass du in dieser Sache als Zeuge aussagen kannst. Was hast du dazu zu sagen?«
    Averys Vater presste die Kiefer zusammen und wich rebellisch dem Blick seines Königs aus. Orin reagierte darauf mit einem weiteren Fingerschnippen; ein Zauber, der Winstons Zunge löste und ein weiterer, der ihn nichts als die Wahrheit sagen ließ.
    Und es funktionierte: Alles, und damit meine ich wirklich alles , strömte aus dem Kobold heraus. Wie es dazu kam, dass Jarl so besessen wurde von der Idee, die menschliche Wissenschaft für seine Zwecke zu nutzen, nachdem er Conleth in einem Labor entdeckt hatte; wie er seine Nagas losgeschickt hatte, um die Leichen von Halblingen für seine Experimente zu beschaffen; wie Conleths Flucht dazu führte, dass Jarl eigene lebende Versuchspersonen einsetzte. Alles kam ans Licht. Wenn die Nagas und später Phädra und ihre Truppe Jarls Muskeln waren, dann war Winston Kobold ganz offensichtlich seine rechte Hand, wenn es um die Strategie und die Ausführung der Operation ging.
    Der ganze Hofstaat verfolgte stumm Winstons fieberhafte, magiebefeuerte Zeugenaussage. Die meisten Wesen sahen schockiert aus – einige auch schuldbewusst –, andere wirkten, als könnten sie gar nicht glauben, was sie da zu hören bekamen. Es klang auch wirklich verrückt: die Machenschaften von Irren, deren unbegrenzte Macht ihnen erlaubte, ihre bizarrsten Fantasien zu verwirklichen.
    Tatsächlich genoss ich es beinahe, die Gesichter der Anwesenden zu sehen, bis es an mir war, blass zu werden und den Mund aufzusperren.
    »Und dann entführten und töteten wir aus Versehen die Mutter der Halblingsselkie«, plauderte Winston aus, und mein Herz sackte mir bis in die Schuhe.
    »Wir wussten, dass die Selkie Halblingskinder hatte, aber uns war nicht klar, dass sie Jane Trues Mutter war. Das stellten wir erst nach ihrem Tod fest. Uns war klar, dass das ein Fehler war – denn nun würde Anyan Barghest nie mehr lockerlassen, nachdem sein Halblingsliebling betroffen war. Also entführten wir ihre Elbenfreundin, eine weitere Menschengeliebte, in der Hoffnung, sie abzuschrecken. Doch dann schlug mein Sohn vor, die Elbe stattdessen als Druckmittel einzusetzen …«
    In meinem Kopf herrschte gähnende Leere, als die Worte des Kobolds mich überrollten.
    Versehen? , dachte ich. Der Tod meiner Mutter war für diese Mistkerle nichts weiter als ein Versehen?
    Und Kinder? Plural? Heißt das, ich habe noch Geschwister?
    Mein Gesicht wurde heiß, als mir das Blut in den Kopf stieg. Ich fing an zu schwanken, fühlte mich einer Ohnmacht nahe, als würden die Worte des Kobolds direkt mein zentrales Nervensystem angreifen.
    Eine schwielige Hand ergriff meine und drückte sie sanft. Ich blickte flehend zu Anyan hoch, und er sah mit seinen grauen Augen tief in meine schwarzen. Er drückte erneut meine Hand, fester diesmal.
    Reiß dich zusammen , befahl ich mir und beherzigte so seine stumme Ermahnung. Jetzt war nicht die Zeit, durchzudrehen. Das konnte ich später noch zur Genüge, aber der Verbund war ein viel zu gefährlicher Ort, um zusammenzubrechen. Also wappnete ich mich und konzentrierte mich wieder auf die Zeugenaussage von Winston Kobold.
    Als er fertig war, sank er auf die Knie und rang nach Atem. Irgendwann während Winstons Bericht hatte Orin sich erhoben, während die Königin auf ihrem Thron sitzen geblieben war. So wie Orin dort stand, als sei er unfähig sich zu rühren, war das wohl einem Gefühlsausbruch, wie ich ihn noch nie bei ihm erlebt hatte, am nächsten. Bisher hatte er immer mit völlig unerschütterlicher Gefasstheit gehandelt. Jarls Nagas hatte er ohne mit der Wimper zu zucken zum Tode verurteilt, und nun stand Orin vor seinem Bruder, als sei er nicht in der Lage fortzufahren. Aber schließlich ergriff er doch das Wort.
    »Jarl, mein Bruder. Die Beweislast, die mir soeben unterbreitet wurde, von einem, der auf mein Wirken hin nichts als die Wahrheit sagen konnte, ist erdrückend. Hast du irgendetwas zu deiner Verteidigung vorzubringen?«
    Orins Bann ließ nur so viel von Jarl ab, dass er sprechen konnte.
    »Was ich tat, habe ich für unseresgleichen getan, Bruder «, spie Jarl geradezu heraus. »In deiner Gleichgültigkeit hättest du mitangesehen, wie wir alle aussterben. Du bist kein König; du bist nichts als die Galionsfigur all dessen, was uns überhaupt erst in unser aktuelles Dilemma gebracht hat. Allmächtig und doch völlig machtlos: Du hockst auf deinem Thron aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher