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Sturmtief

Titel: Sturmtief
Autoren: H Nygaard
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gestreift haben«, sagte der Regierungschef ausweichend.
    Lüder unterließ es, zu fragen, ob aus diesen
»Kontakten« auch die gemeinsame »Vorliebe« der beiden Männer für die Bilder des
Malers Stümer resultierte.
    Der erste Mann des Landes beugte sich zu Lüder
hinüber. »Wie lautet denn nun die Auflösung?«
    »Der Mann, der sich heute der Verhaftung durch
Selbstmord entzogen hat, war ein Agent des israelischen Geheimdienstes Mossad.«
    »Das ist unglaublich.«
    Lüder nickte. »Chaim David Cohen alias Dov Eisenberg
war sicher einer ihrer besten Leute. Er war auf Robert Havenstein und Hannah
Eisenberg angesetzt, weil die offenbar etwas von der gemeinsamen Atomwaffenforschung
…«
    Der Ministerpräsident schwenkte an dieser Stelle den
Zeigefinger und unterbrach Lüder. »Dafür gibt es keine Beweise!«
    »… von der gemeinsamen Atomwaffenforschung erfahren
hatten. Wir werden das Material, das die beiden Journalisten zusammengetragen
haben, vermutlich nie finden«, fuhr Lüder unbeirrt fort.«
    »Dieser – angebliche – Mossadagent hat also den Mörder
der Journalisten erschossen, um die Spuren zu verwischen. Das wäre auch
geglückt, wenn Sie dem Komplott nicht auf die Schliche gekommen wären. Aber in
wessen Auftrag war der Berufsmörder unterwegs?«
    »Das hieb- und stichfest vor Gericht zu beweisen
dürfte uns nicht gelingen.«
    Aus Lüder sprach jetzt der Jurist. Es wunderte ihn,
dass der Regierungschef nicht nachhakte. Einen stichhaltigen Beweis hatte Lüder
nicht. Ihm war aber klar, dass Havenstein und Eisenberg in Jerusalem eine erste
Spur aufgenommen hatten. Irgendwie hatten die Staatsschützer davon Kenntnis
erhalten und, nachdem es ihnen zu heikel wurde, den folgenschweren Beschluss
gefasst, das Risiko der Aufdeckung nicht einzugehen. Deshalb hatten die beiden
Journalisten sterben müssen. Und an Proastiakós’ Tod trug Lüder indirekt mit
Schuld, weil er dem Auftragsmörder zu nahe gekommen war und die Hintermänner
die Aufdeckung befürchteten.
    Wer auch immer von den Geheimnissen wusste, lebte
fortan gefährlich. Das galt für Dr. Hans-Wilhelm Bringschulte, den
Forschungsleiter, aber auch für Dr. Mehdi Ahwaz-Asmari, der das vermutlich
ahnte und sich deshalb dem Zugriff der Häscher entzogen hatte.
    »Übrigens«, der Ministerpräsident schwenkte sein
Bierglas vor der Brust hin und her, »hat es nicht nur bei Ihnen einen
Bestechungsversuch gegeben.« Der Mann zeigte sich auch im Detail gut
informiert, dachte Lüder. »Man hat versucht, Ihren Vorgesetzten …«
    »Kriminaldirektor Dr. Starke«, warf Lüder ein.
    »Mir sagt der Name nichts«, winkte der
Ministerpräsident ab. »Den hat man auch zu erpressen versucht. Allerdings auch
vergeblich. Der hat es sofort dem Leiter des Landeskriminalamts gemeldet. Ein
schöner Beweis für die Loyalität unserer Polizei.«
    Der Regierungschef setzte das Bierglas an die Lippen
und nahm einen kräftigen Schluck.
    Dann verlangte er die Rechnung. »Sie sind von mir
eingeladen. Privat«, ergänzte er. Um das zu beweisen, verzichtete er auf die
Aushändigung der Restaurantquittung. Vor der Tür des »Alten Fährhauses«
verabschiedeten sich die beiden Männer mit einem kräftigen Händedruck. Lüder
war überrascht, als der Regierungschef ihm danach noch einmal die Hand auf den
Oberarm legte.
    »Passen Sie gut auf sich auf«, murmelte er, bevor er
sich abwandte.
    Lüder sah der stattlichen Gestalt nach. Dann blickte
er zum wolkenlosen Himmel empor. Das Funkeln der Sterne, die Sichel des Mondes
und der hell erleuchtete Turm des Schleswiger Doms auf der anderen Schleiseite
wirkten beruhigend. Ein friedliches Bild.

Dichtung und Wahrheit
    In diesem Roman muss
sich Lüder Lüders erneut einem kritischen Fall stellen, der ihn in die Tiefen
des politischen Geschäfts führt. Wenn es dort auch vieles geben mag, was uns
Bürgern fremd und geheimnisvoll erscheint, was nicht im Einklang mit unseren Vorstellungen von Recht und Gesetz stehen mag, so ist die Handlung dieses
Romans doch frei erfunden. Das gilt auch für alle auftretenden Personen, die
keine Vorbilder in der Realität haben. Und wenn Ähnlichkeiten mit Personen der
Zeitgeschichte vermutet werden könnten, so sind alle Handlungen, Aussagen und
Taten in diesem Buch ausschließlich meiner Phantasie entsprungen. Das gilt auch
für das namentlich genannte Atomkraftwerk Krümmel und das GKSS -Forschungszentrum.
    Leider ist die
besorgniserregend hohe Zahl von Leukämieerkrankungen bei Kindern in der Region
eine
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