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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug
Autoren: M Quandt
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aufgetreten, nämlich hohes Fieber, nahezu unerträgliche Kopfschmerzen, außerdem Abgeschlagenheit und fürchterliches Schwitzen in der Nacht. Und Appetitlosigkeit. In den letzten zwei Wochen hatte sie kaum feste Nahrung zu sich genommen, denn bereits der bloße Gedanke an Essen drehte ihr fast den Magen um. Sie hatte nur gehofft, dass sie sich nicht mit Malaria angesteckt hatte, was durchaus möglich war, da sie vor ihrem überstürzten Reiseantritt keine Zeit mehr für eine entsprechende Prophylaxe gehabt hatte. Wie auch immer, wenn sie wieder zu Hause war, musste sie dringend einen Arzt aufsuchen.
    »Du Ärmste«, tröstete die Redakteurin. »Aber nun sag mir, wo du steckst und ob du etwas herausgefunden hast.«
    »Wo ich stecke, kann ich dir verraten: am Ende der Welt, und das trägt den Namen Swasiland.«
    »Swasiland? Um Himmels willen, wo ist das denn? Ich dachte, du hältst dich in Südafrika auf.«
    »Swasiland ist ein winziges Königreich, das fast vollständig von der Republik Südafrika umschlossen wird und im Osten auf ein paar Kilometer an Mosambik grenzt. Im Moment ist Hochsommer, klar, Südhalbkugel, was bedeutet, dass die Temperaturen tagsüber kaum unter vierzig Grad fallen. Hier bricht einem schon der Schweiß aus, wenn man nur den kleinen Finger rührt.«
    Die Redakteurin lachte. »Eine Grillparty zu Weihnachten, auch nicht schlecht. Ich beneide dich. Bei uns regnet es in einem fort, und für nächste Woche ist sogar Schnee angesagt.«
    »Mag sein«, entgegnete Mara. »In Swasiland ist es jedenfalls kochend heiß, die Leute hier sind bettelarm und gehören laut UNO zu den Ärmsten auf unserem Planeten. Aber das ist nicht der einzige Rekord, den dieses Land hält. Rate mal, welchen noch.«
    »Keine Ahnung.«
    »Die AIDS -Rate ist die höchste auf der Welt. Wenn die offiziellen Zahlen stimmen, dann sind vierundvierzig Prozent der Bevölkerung infiziert, Tendenz steigend. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt nur vierunddreißig Jahre, kannst du dir das vorstellen? Himmel, ich wäre seit drei Jahren tot. In nicht allzu ferner Zukunft werden sich hier unten ganze Ortschaften in Geisterstädte verwandeln.« Sie legte eine kurze Pause ein, ehe sie abrupt das Thema wechselte. »Unser anonymer Informant hatte recht. Er hat weder gelogen noch übertrieben.«
    Anne von Kalck atmete laut aus. Erst nach einer Weile fragte sie: »Sicher?« Ihre Stimme vibrierte vor Aufregung.
    »So sicher wie das Amen in der Kirche. Und das Beste ist, ich habe sämtliche Beweise in der Tasche. Oder im Koffer, besser gesagt.«
    »Im Koffer? Das verstehe ich nicht.«
    »Ganz einfach, ich bin im Besitz eines Aluminiumkoffers mit eingebautem Kühlaggregat und dreifacher Wärmeisolierung. Er ist komplett mit Schaumstoff ausgeschlagen, um seinen Inhalt zu schützen, und dieser Inhalt ist tiefgefroren. In ziemlich genau vierundzwanzig Stunden taut er auf, weil dann der Akku des Kühlaggregats leer ist, und wenn das passiert, ist der Inhalt in null Komma nix im Eimer. Ob er dann noch als Beweismittel taugt, weiß ich nicht, also ist Eile das Gebot der Stunde. Solche Koffer sind im Übrigen nichts Ungewöhnliches, wie man mir sagte, sondern werden gern von Forschungseinrichtungen benutzt, wenn es darum geht, verderbliche Medikamente oder biologische Proben zu transportieren.«
    »Aha. Jetzt bin ich schlauer.«
    »Anne, in dem Koffer befinden sich dreißig schockgefrostete Beutel mit Blutplasma, von dem rund die Hälfte HIV -verseucht sein dürfte, da es von hiesigen Spendern stammt. Keiner von denen wurde untersucht, bevor man ihn zur Ader ließ. Klar, dass dieses gefährliche Zeug im Einkauf lediglich ein paar Emalangeni kostet, was umgerechnet nur wenige Cent sind, doch wenn es erst in Deutschland angekommen ist, zahlen die Pharmakonzerne fast vierhundert Euro für den Liter. Dabei kaufen sie die Giftbrühe in gutem Glauben, denn jeder Lieferung liegen Dokumente des Amerikanischen Roten Kreuzes bei, die angeblich belegen, dass das Plasma von gesunden US -amerikanischen Spendern stammt. Muss ich erwähnen, dass diese Dokumente gefälscht sind? Unser anonymer Informant hat die Wahrheit gesagt, ich habe hier alles präzise so vorgefunden, wie er es geschildert hat. Doch das Ungeheuerlichste ist, dass tatsächlich der feine Herr Stein hinter dem Ganzen steckt, denn es ist seine Firma, in deren Namen die Geschäfte hier unten abgewickelt werden.«
    Der feine Herr Stein , den sie erwähnte, war kein Geringerer als der ehrenwerte
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