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Sturms Flug

Sturms Flug

Titel: Sturms Flug
Autoren: M Quandt
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Rigobert Stein, ein Kölner Unternehmer und angeblicher Wohltäter, dem eine private Blutbank gehörte, die unter dem Namen Petrus Sanguis firmierte. Auf ihn aufmerksam geworden war die Redaktion des Kurier dank eines Anonymus, der behauptete, ein ehemaliger Angestellter von Petrus Sanguis zu sein. Nachdem er auf die Machenschaften seines Chefs gestoßen sei, habe man ihn mit massiven Drohungen zum Schweigen gezwungen. Mara vermutete jedoch, dass es sich in Wirklichkeit um einen ehemaligen Komplizen Steins handelte, der sich mit diesem überworfen hatte und nun auf Rache sann. Wäre es anders gewesen, hätte er sich an die Polizei gewandt und nicht an die Presse.
    Sie schaute sich vorsichtig um und zog ein knappes Resümee. »Normalerweise wird das Plasma in speziellen Frachtcontainern nach Deutschland geschafft, die jeweils hundert Liter enthalten. Von einer solchen Fuhre stammt die Probe in meinem Koffer. Außerdem kenne ich die Strukturen der Blutmafia, und ich habe allerlei Schriftstücke fotografiert. Das sollte reichen, um den ganzen Schwindel auffliegen zu lassen, doch dazu muss ich das Zeug erst sicher nach Hause schaffen. Das wiederum dürfte verdammt schwer werden, da ich zwei Gorillas am Hals habe, die so etwas wie Steins verlängerter Arm sind und hier unten alles für ihn regeln.« Sie dachte an die beiden Spinner mit den weißen Strohhüten, Mr Albright und Mr Neboto von der Petrus-Sanguis -Niederlassung in Pretoria. »Die Typen sind mir vor drei oder vier Tagen auf die Schliche gekommen, als ich herumgestochert habe, und seitdem sind sie hinter mir her. Vorhin hätten sie mich fast in meinem Hotelzimmer erwischt, doch da konnte ich gerade noch rechtzeitig verschwinden.« Ihre Stimme wurde zu einem Flüstern, ihr Blick flog umher. »Anne, diese Kerle sind gefährlich. Wenn sie mich schnappen, werden sie mir nicht nur die Blutkonserven abnehmen, sondern vor allem dafür sorgen, dass ich nichts mehr ausplaudern kann.«
    »Was … was willst du damit sagen?«, fragte Anne trotz ihrer glasklaren Vorstellung, was gemeint war.
    »Die Kerle werden mich umbringen! Ich habe eine Heidenangst. Verdammt, auf was habe ich mich da nur eingelassen!«
    Mara umklammerte den Hörer. Dann verdrängte sie den Schrecken und schluckte die Angst hinunter. Das funktionierte halbwegs, denn im Verdrängen war sie schon immer eine Meisterin gewesen.
    Anne hörte sich verzweifelt an. »Um Himmels willen, Liebes, du musst dich sofort an die Polizei wenden, sie um Schutz bitten, ihr sagen, was du herausgefunden hast.«
    »Alles, nur das nicht!«, widersprach Mara. »Ein Polizist verdient hier umgerechnet etwas über fünfzig Euro im Monat, folglich müssen alle die Hand aufhalten, um ihre Familien über die Runden zu bringen, und lassen sich von den wenigen ausländischen Firmen schmieren. Ich wette, meine beiden Freunde haben mir die örtlichen Sheriffs bereits auf den Hals gehetzt. Wundern würde es mich jedenfalls nicht, denn hier wird bestochen, was das Zeug hält. Das ist nebenbei bemerkt auch der Grund, weshalb meine Nachforschungen überhaupt erfolgreich waren: Ich habe nach den hiesigen Regeln gespielt.«
    Dieser Gedanke gefiel ihr ganz und gar nicht, denn bisher schlug der Südafrikatrip mit sage und schreibe 15000 Euro zu Buche, wobei sie mindestens die Hälfte davon für Bestechungsgelder berappt hatte, die ihr niemals jemand zurückerstatten würde. Lediglich die Malaria hatte sie gratis bekommen. Sie rieb sich die Schläfen. Fast genauso schlimm wie die Vorstellung, sich mit einer Tropenkrankheit infiziert zu haben, war die Tatsache, dass sie nicht ihr eigenes Geld ausgegeben hatte, sondern das ihres Bruders. Dabei wäre sie eigentlich eine gut situierte Frau gewesen, denn ihr Bruder hatte ihr ein Vermögen geschenkt. Aber weil sie sich geschworen hatte, dieses Geld auf keinen Fall anzurühren, würde sie die 15000 wohl oder übel aus eigenen Mitteln ersetzen müssen. Es war vertrackt.
    Anne wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment bemerkte Mara, dass die Fahrgäste zwischenzeitlich zum Bulli zurückgekehrt waren. Sie verabschiedete sich eilig von ihrer Freundin, bezahlte die Gesprächsgebühr am Schalter, wartete nicht auf das Wechselgeld, scheuchte Bodo hoch, der in der Sonne eingedöst war, lief zurück zum Fahrzeug und quetschte sich auf ihren Platz.
    Gerade als Mpumelele den ersten Gang einlegte, sah sie einen Jeep heranpreschen, in dem zwei Gestalten mit weißen Strohhüten saßen. Der Jeep stoppte abrupt,
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