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Sturmbringer

Sturmbringer

Titel: Sturmbringer
Autoren: Michael Moorcock
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gepolsterten Stuhl, und der Tisch vor ihr war übersät mit Kriegskarten und Schreibutensilien - Pergamente, Tinte und Schreibfedern.
    »Guten Morgen, Wolf«, sagte sie mit einem angedeuteten Lächeln, das sarkastisch und provokativ zugleich war.
    »Meine Kundschafter haben mir berichtet, daß du deine Landsleute begleitest. Das ist eine gute Nachricht. Hast du deine Frau aufgegeben, um zu feineren Freunden zurückzukehren?«
    »Nein«, antwortete er.
    Er legte den schweren Reitmantel ab und warf ihn auf eine Bank. »Guten Morgen, Yishana. Du veränderst dich nicht. Ich habe beinahe den Verdacht, Theleb K'aarna hat dir einen Schluck vom Wasser des Ewigen Lebens gegeben, ehe ich ihn tötete.«
    »Vielleicht hat er das getan. Wie steht es in deiner Ehe?«
    »Gut«, sagte er, während sie näherkam und er die Wärme ihres Körpers spürte.
    »Und jetzt bin ich enttäuscht.« Sie lächelte ironisch und zuckte die Achseln. Sie hatten verschiedentlich miteinander geschlafen, obwohl Elric mitverantwortlich für den Tod ihres Bruders gewesen war. Darmit aus Jharkor war bei dem Angriff auf Imrryr umgekommen, und dieser Umstand hatte sie auf den Thron gebracht; als ehrgeizige Frau hatte sie diese Nachricht von seinem Tod ohne übermäßige Trauer zur Kenntnis genommen. Elric war jedoch nicht darauf aus, die Beziehung zu erneuern.
    Er kam sofort auf die bevorstehende Schlacht zu sprechen.
    »Wie ich sehe, bereitest du dich auf mehr als ein Scharmützel vor«, sagte er. »Was für Streitkräfte hast du, und wie stehen deine Siegeschancen?«
    »Da wären zunächst meine Weißen Leoparden«, erwiderte sie. »Fünfhundert ausgesuchte Krieger, die so schnell laufen wie Pferde, so kräftig sind wie Bergkatzen und so wild wie vom Blut rasend gewordene Haie - sie sind auf das Töten trainiert, und außer Töten verstehen sie nichts. Dann sind da meine anderen Truppen - Infanterie und Kavallerie, kommandiert von etwa achtzig Lords. Die beste Kavallerie kommt aus Shazar, wilde Reiter, doch kluge Kämpfer, die sich der Disziplin unterordnen. Tarkesh hat weniger Männer geschickt, da König Hilran nach meinen Informationen seine Südgrenze gegen einen starken Angriff verteidigen mußte. Doch immerhin sind noch fast tausendundfünfzig Fußsoldaten eingetroffen und etwa zweihundert Berittene. Alles in allem bringen wir etwa sechstausend erfahrene Krieger auf. Leibeigene, Sklaven und dergleichen kämpfen ebenfalls, doch sie werden natürlich nur so eingesetzt, daß sie den ersten Ansturm auffangen und zu Beginn des Kampfes sterben.«
    Elric nickte. So wurde allgemein verfahren. »Und wie steht es um den Feind?«
    »Wir sind ihm zahlenmäßig überlegen - doch auf der anderen Seite kämpfen Teufelsreiter und Jagdtiger. Außerdem kommen einige Tiere zum Einsatz, die in Käfigen gehalten werden - doch wir können nicht feststellen, was das für Wesen sind, denn die Käfige bleiben verdeckt.«
    »Ich hörte, die Myyrrhner seien hierher unterwegs. Die Sache muß ihnen sehr wichtig sein, wenn sie ihre Horte verlassen.«
    »Wenn wir diesen Kampf verlieren«, meinte sie ernst, »kann es sehr leicht geschehen, daß das Chaos die Welt verschlingt und sie beherrscht. Jedes Orakel von hier bis Shazar sagt darüber dasselbe, daß Jagreen Lern nur das Werkzeug weniger natürlicher Herren ist, daß ihm die Lords des Chaos beistehen. Wir kämpfen also nicht nur für unsere Länder, Elric, sondern für die ganze menschliche Rasse!«
    »Dann wollen wir hoffen, daß wir siegen«, sagte er.
    Elric war unter den Hauptleuten, während die sich sammelnde Armee inspiziert wurde. Der großgewachsene Dyvim Slorm stand neben ihm, das goldene Hemd lose um den schlanken Körper gelegt, im Benehmen selbstbewußt, arrogant. In der Reihe warteten Soldaten, die ihre Erfahrungen in vielen kleineren Kriegszügen gewonnen hatten; kleine, dunkelgesichtige Tarkeshiter mit schweren Rüstungen und geöltem schwarzem Kopfhaar und Bart. Die halbnackten geflügelten Myyrrhn-Wesen waren eingetroffen; sie hatten düstere Augen, falkenähnliche Gesichter, verhielten sich würdevoll und gelassen und sprachen kaum. Die breiten Flügel waren auf dem Rücken untergefaltet. Auch die shazarischen Kommandeure waren anwesend, gekleidet in graue, braune und schwarze Jacken, darüber rostfarbene Bronzerüstungen. Neben ihnen stand der Hauptmann von Yishanas Weißen Leoparden, ein langbeiniger, ansonsten stämmiger Mann, der sich das blonde Haar im fleischigen Nacken zusammengebunden hatte; seine
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