Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sturm und Drang

Sturm und Drang

Titel: Sturm und Drang
Autoren: Martin Scott
Vom Netzwerk:
Mäntelchen des Schweigens über der Ächtung ihrer Familie hätte liegen lassen, statt das alles wieder aufzurühren.
    »Aber jetzt glaubt sie, dass die Orks die Stadt überrennen. Deshalb will sie, dass das Gold wiederbeschafft wird.«
    »Wann genau hat sich diese Geschichte denn ereignet?«
    »Nach der Schlacht vor der Insel des Toten Drachen. Vor zweiundvierzig Jahren.«
    »Und wo hat er das Gold vergraben?«
    »Irgendwo in der Nähe des Hafens.«
    »Geht es auch etwas genauer?«
    »Mehr konnte meine Mutter mir nicht sagen.«
    »Innerhalb von vierzig Jahren dürfte sich der Hafen sehr verändert haben. Ich kann mich zwar nicht daran erinnern, jemals ein Gerücht über vierzehntausend vergrabene Gurans gehört zu haben, aber vielleicht liegt das Gold ja noch da. Falls es überhaupt je dort gewesen ist.«
    Ich beäuge Tanrose argwöhnisch.
    »Du hast eben erzählt, das Gedächtnis deiner Mutter würde nachlassen. Wie schwach ist es denn genau?«
    Tanrose zuckt mit den Schultern. »Für eine Frau von achtzig Jahren ist es nicht so schlimm. Glaubst du, dass ihre Geschichte stimmen könnte?«
    Ich drücke den Stumpen meiner Thazisrolle aus.
    »Vielleicht. Aber zuerst sollte ich mit ihr reden.«
    Ich willige ein, Tanroses Mutter am nächsten Tag zu besuchen. Danach eilt Tanrose rasch nach unten in die Küche. Kaum ist sie weg, schlendert Makri in mein Büro.
    »Was wollte Tanrose von dir?«
    »Sie hat mich in einer geschäftlichen Angelegenheit aufgesucht.«
    »Was für eine?«
    »Eine vertrauliche.«
    Makri runzelt die Stirn. »Aber ich will wissen, worum es geht. «
    »Pech für dich. Thraxas, der Detektiv, verrät keine Einzelheiten von vertraulichen Gesprächen mit seinen Klienten. Und jetzt mach dich vom Acker. Unten rufen ein Bier und ein loderndes Feuer nach mir.«

5. KAPITEL
    Ich sitze vor dem Kamin und denke über Tanroses Geschichte nach. Vermutlich handelt es sich nur um das verwirrte Geplapper einer alten Frau, aber ich bin bereit, der Sache nachzugehen. Ich mag Tanrose, und außerdem brauche ich dringend Geld. Mindestens fünfhundert Gurans, wenn ich mich mit Georgius an einen Kartentisch setzen will. Sollte ich eine Kiste mit vierzehntausend Gurans ausbuddeln können, habe ich wenigstens diese fünfhundert verdient. Vermutlich sogar mehr, aber das hängt davon ab, wie spendabel Tanroses Mutter ist. Ghurd reißt mich aus meinen Gedanken. Cimdy ist immer noch krank, und was die Sache noch schlimmer macht, Bertax hat sich ebenfalls mit dem Winterfieber angesteckt. Sie zittern jetzt gemeinsam im Gästezimmer, aber Ghurd will die Behörden immer noch nicht informieren.
    »Der Prätor wird die Rächende Axt schließen. Und das Erste, was ich über den Betrieb einer Taverne gelernt habe, ist, dass man verhindern soll, dass die Behörden sie schließen.«
    Ghurd fragt mich, ob ich ihnen einen Teller mit Speisen hochbringen würde. Ich beäuge ihn misstrauisch.
    »Warum sollte ich das machen?«
    »Du hattest das Fieber schon«, erklärt er.
    Obwohl allgemein der Glaube herrscht, dass man sich nicht zweimal mit dem Winterfieber anstecken kann, hält mich die Erinnerung, wie ich im Bett lag, während ich von innen zu verbrennen schien, nach Atem rang und mir jeder Knochen und jeder Muskel im Körper wehtaten, davon ab, dieses Risiko einzugehen. Es sind zwar schon mehr als fünfzehn Jahre vergangen, seit ich krank war, aber ich habe es nicht vergessen.
    »Ich musste eine ganze Woche auf Bier verzichten. Es war die Hölle.«
    Tanrose taucht mit einem Kessel Eintopf in der Küchentür auf. Sie wird von Bocusior begleitet, der Hilfsköchin, die von ihr ausgebildet wird.
    »Ich kann kaum glauben, dass du eine Woche ohne Bier gelebt hast, Thraxas.«
    »Da siehst du mal, wie krank ich war.«
    »Ich war dabei«, sagt Ghurd. »Er hat nicht eine Woche lang auf Bier verzichtet. «
    »Doch. Ich kann mich genau erinnern.«
    Ghurd schüttelt den Kopf. »Die Heilerin hat dir geraten, auf Bier zu verzichten. Zwei Stunden später haben wir dich gefunden, wie du auf allen vieren in die Taverne gekrochen bist und fantasiert hast, dass die Heiler versuchen würden, dich umzubringen. Es brauchte drei Männer, um dich in dein Zelt zurückzuschleppen, und du hast nicht aufgehört herumzukrakeelen, bis ich dir selbst einen Krug gebracht habe. Damals war ich bereit, dich eigenhändig zu erwürgen, also dachte ich mir, dass ich dich auch genauso gut mit Bier umbringen könnte.«
    Tanrose lacht.
    »So erinnere ich mich an die Geschichte aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher