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Sturm ueber Cleybourne Castle

Sturm ueber Cleybourne Castle

Titel: Sturm ueber Cleybourne Castle
Autoren: Candace Camp
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dass meine Schwester einen solchen Enkelsohn hat. Damals warnte ich Gertie vor einer Verbindung ihrer Tochter mit den Veseys, aber sie hatte leider keinen Einfluss mehr auf die Entscheidung."
    „Es tut mir Leid, dass sie hier waren."
    „Ist ja nicht deine Schuld, Mädchen. Ich habe Pierson jetzt gesagt, dass er sie nicht wieder hereinlassen soll, und er wird diese Anordnung ausführen. Sollte er einmal schwach werden, dann erinnere ihn an meinen Befehl." „Das werde ich bestimmt tun."
    „Es hat mir fast einen erneuten Hirnschlag versetzt, Vesey hier zu sehen." Der alte Herr schwieg und starrte auf seine Hände. Er war durch und durch Soldat und deshalb nicht gewöhnt, über Gefühle zu sprechen. „Aber mir ist bewusst geworden", fuhr er zögernd fort, „ich könne tatsächlich sterben. Immerhin bin ich schon zweiundsiebzig Jahre alt, und meine Zeit auf Erden ist eigentlich abgelaufen. Möglicherweise habe ich immer geglaubt, ich könne das Schicksal abwehren, aber es war reines Glück bis jetzt. Als ich den Brief las und erfuhr, dass Millicent nicht mehr lebt... "
    „Der Tod Ihrer lieben Freundin war sicher ein Schock für Sie."
    „Das war er, in der Tat." Der alte Herr nickte traurig. „Ich habe sie geliebt." „Natürlich."
    „Nein, nein, ich habe sie wirklich geliebt - fast vierzig Jahre lang."
    Überrascht blickte Jessica auf den General. In seinen Augen lag eine ungewohnte Zärtlichkeit.
    „Sie war mit einem anderen Mann verheiratet. Kein schlechter Kerl. Ich kannte ihn. Wir lernten uns auf einem Ball bei Lady Abernathy kennen. Ich war damals fünfunddreißig und noch nicht verheiratet. Hatte keine Zeit dafür gefunden. War zu beschäftigt mit meiner Karriere und all diesen Dingen. Nachdem ich Millicent gesehen hatte, wusste ich, dass ich nun nie mehr heiraten würde. Es ist nicht leicht, mit dem Gedanken zu leben, dass einem der Tod eines guten Mannes willkommen wäre. Natürlich ist er dann auch irgendwann einmal gestorben. Doch nun waren wir inzwischen alt geworden und hatten uns daran gewöhnt, Freunde zu sein. In unserem Leben hatten wir uns eingerichtet und waren nicht mehr bereit, es aufzugeben. Es genügte uns, den Briefwechsel aufrechtzuerhalten und uns ein paarmal im Jahr zu sehen. Aber ich hätte bis zuletzt immer noch alles für sie getan." Der General verlor sich in Erinnerungen, und auch Jessica schwieg, während sie versuchte, das neue Bild des har schen alten Soldaten als hoffnungslosen Liebhaber zu verarbeiten.
    „Nun gut." Der alte Herr schüttelte den Kopf, als wolle er die Gedanken verscheuchen. „Aber dies ist nicht der Grund, weshalb ich dich herrufen ließ. Die Sachlage ist die, dass ich einen stechenden Schmerz im Kopf spürte, als ich den Brief las, in dem ich von Millicents Tod erfuhr, und das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist diese alberne Kuh von Leona, die dummes Zeug plapperte, als ich aufwachte. Jetzt weiß ich, wie eingebildet ich all die Jahre gewesen bin, als ich dachte, ich könnte den Tod in die Flucht schlagen wie einen feindlichen Soldaten. Niemand kann das. Es war einfach Glück, dass ich ihm noch einmal von der Schippe gesprungen bin. Beim nächsten Mal kann es ganz anders ausgehen."
    Jessica schwieg, denn es war offenkundig, dass der alte Herr Recht hatte, und so war es schwer, irgendetwas Zuversichtliches zu sagen.
    „Zweiundsiebzig", fuhr der General ein wenig melancholisch fort. „Mancher würde sagen, es sei an der Zeit einzusehen, dass ich nicht unbesiegbar bin. Die Frage ist nur, was wird dann mit Gaby? Oh, was ihre materielle Absicherung anbetrifft, so habe ich in meinem Testament vorgesorgt, und ihr Vater hat ihr auch ein nettes Vermögen hinterlassen. Sie wird wohlhabend sein. Aber das ist nicht alles. Sie braucht jemanden, der sie liebt."
    „Ich werde bei ihr bleiben, Herr General, das verspreche ich Ihnen. Sie wissen doch, wie sehr sie mir ans Herz gewachsen ist."
    Als der alte Herr lächelte, bemerkte Jessica erneut voller Sorge, dass die linke Seite seines Mundes dabei starr blieb. „Ich wusste, dass ich auf dich zählen kann, Mädchen. Deshalb will ich, dass du genau weißt, was zu tun ist, wenn mir etwas zustoßen sollte. In meinem Testament habe ich einen Vormund für Gabriela festgelegt. Es ist derselbe Mann, den auch ihr Vater für diesen Fall im Auge hatte.
    Ich kenne ihn nicht näher, aber er war ein Freund ihres Vaters und soll ein sehr ehrenhafter Mensch sein. Er wird sich um die Verwaltung ihres Vermögens kümmern und um
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