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Stupid Crazy Love Story

Stupid Crazy Love Story

Titel: Stupid Crazy Love Story
Autoren: Stacy Kramer , Valerie Thomas
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zusammen verbracht haben, ist beängstigend. Manchmal haben wir denselben Film viermal hintereinander gesehen, ohne Pause. An manchen Wochenenden sind wir kaum an die frische Luft gekommen. Ich könnte behaupten, das liegt daran, dass wir leidenschaftliche Filmliebhaber sind, aber ich weiß, dass mehr dahintersteckt. Wir ziehen beide, aus unterschiedlichen Gründen, das Leben auf dem Bildschirm dem in der realen Highschool-Welt vor. Das behauptet jedenfalls meine Psychotherapeutin. Kylie wird einmal Drehbuchautorin und ich … wer weiß? Ich habe jede Menge Zeit und Geld, weswegen ich mir darüber im Gegensatz zu Kylie keine großen Sorgen mache.
    Kylie läuft weiter. Ich muss mich beeilen, sie einzuholen. Ein paar vereinzelte Locken aus ihrem Pferdeschwanz haben sich selbstständig gemacht. Kylie trägt ihre umwerfende Mähne immer so streng zurückgekämmt, dass es aussieht, als würde sie einen Helm tragen. Sie sollte ihre sexy Latina-Locken wirklich mehr zur Geltung bringen. Wenn sie wollte, könnte sie mit ihrer bronzefarbenen Haut, den goldenen Augen und diesen unglaublich langen schwarzen Wimpern wie ein Filmstar aussehen. Die Sista ist einfach wahnsinnig sexy, sogar in einem Aufzug, in dem Marilyn Monroe wie ein Neutrum wirken würde. Leider ist sie sich dessen überhaupt nicht bewusst. Sie denkt ernsthaft, sie wäre hässlich. Das macht mich echt fertig.
    Â»Du hast dich mal wieder selbst übertroffen«, sagt Kylie, nachdem sie kurz mein Outfit gemustert hat. »Willst du Alvarez zum Äußersten bringen?«
    Â»Insgeheim steht er doch drauf.«
    Ich mache unseren Direktor wahnsinnig. Die Freiburg ist eine derart spießige Hetero-Schule in einer derart spießigen Hetero-Stadt, dass meine Röcke und Kleider unseren Rektor, Mr Alvarez, nicht besonders erfreuen. Letztes Jahr hat er deswegen noch meine Eltern in die Schule bestellt, aber inzwischen hat er es wohl aufgegeben. Genau wie meine Eltern.
    Â»Sehe ich nicht scharf aus?«, frage ich Kylie und drehe mich auf den schwarzen, mörderisch hohen Plateauschuhen (bei ebay gekauft). Dazu trage ich eine hautenge limettengrüne Jeans und ein wahnsinnig toll geschnittenes schwarzes Kleid von Marc Jacobs, das ich mir – ohne Erlaubnis – von meiner Schwester geborgt habe. Ich weiß. Mein Schwulsein schreit einen direkt an. Ich bin sozusagen schon »out« zur Welt gekommen. Und von Jahr zu Jahr wurde mein unstillbares Bedürfnis, diesen konservativen Verein hier vor den Kopf zu stoßen, immer größer. Dieses Jahr habe ich es sozusagen auf die Spitze getrieben. Ich breche mit allen Kleidungs-Codes. Ich werde mich aus dieser Stadt verabschieden, und zwar mit Stil.
    Â»Oh ja. Du siehst hammer aus. Sogar in diesem grässlichen Neonlicht«, sagt Kylie. Kylie ist die Einzige, die mich schon immer so akzeptiert hat, wie ich bin.
    Â»Tja, ich weiß nun mal, wie es geht. Apropos, ich habe da noch eine kleine Überraschung für Charlie Peters. Ein Abschlussgeschenk sozusagen. Du musst mir nur helfen, ihn in die Jungstoilette zu bekommen.«
    Kylie und ich sagen immer Charlie Peters zu Charlie Peters. Wir könnten ihn auch einfach Charlie nennen, aber das ist eine von den Sachen, die unsere Freundschaft ausmachen.
    Â»Ach, hör schon auf. Charlie Peters ist definitiv nicht schwul«, sagt Kylie. »Du denkst doch, alle Welt ist schwul.«
    Â»Die meisten sind es ja auch. Sie wissen es nur noch nicht.«
    Â»Okay, wie auch immer. Pass auf, Will, ich hab’s eilig. Ich muss in die Bibliothek.«
    Offensichtlich ist sie gerade nicht zu Scherzen aufgelegt.
    Â»Die Bibliothek? Die Schule ist vorbei, Süße. Finito.«
    Kylie ist so eine krasse Streberin, dass ich mir echt Sorgen um sie mache. Wer soll sich denn bitte an der NYU darum kümmern, dass sie mal ausspannt und Modern Family und Fringe guckt? Wahrscheinlich werde ich extra aus Berkeley einfliegen müssen, um sie zum Chillen zu zwingen.
    Â»Wir haben noch eine letzte Hausaufgabe von Mistress Murphy bekommen.«
    Â»Jetzt sag bitte nicht, dass du sie machen willst. Es wird sich nicht negativ auf deinen Charakter auswirken, wenn du sie nicht machst. Im Gegenteil. Das verspreche ich dir.«
    Â»Ich werde sie machen. Und auch die von Max Langston. Wir sind nämlich in einem Team.«
    Â»Kylie, Kylie, Kylie.«
    Â»Er macht sonst nicht mit. Und ich kann die Hausaufgabe nicht einfach nicht
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