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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies
Autoren: Michelle Beattie
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einem leichten Zittern der Hand ergriff Alicia den anderen Brief.
    Blake Merritt .
    »Nun, Mr. Merritt, ich hoffe, ihr seid leicht zu finden.«

3
    Alicia erwachte am nächsten Morgen, nach herzlich wenig Schlaf, mit einem sehr klaren Plan im Kopf. Es war lächerlich, loszuziehen und nach Samantha zu suchen, solange sie nicht so viele Informationen wie möglich hatte. Und die einzige Person, die ihr diese liefern konnte, war Oliver Grant. Weil Sonntag war und die Werkstatt geschlossen blieb, hatte Alicia den ganzen Tag für sich. Sie packte ein kleines Mittagessen in ihren Tornister, warf obendrein noch einen Dolch hinein und ging, weil sie Charles noch nicht auf ihre Absichten aufmerksam machen wollte, zunächst zum Haus des Anwalts ihres Vaters.
    Es war nicht weit, aber die Straße bot keinerlei Schutz vor der prallen Sonne, und schon bald klebte ihr das Kleid am Rücken. Ihre Wangen waren rot, und ganz gewiss würde sie einen Sonnenbrand bekommen. Wieder etwas, wofür ihre Tante sie kritisieren würde, dachte Alicia und trat einen Stein beiseite, der über den Staub ins dichte Unterholz rollte, das den Weg säumte. Obwohl sie sich wegen des Vorhabens, Samantha wiederzufinden, noch unsicher war, gab es da doch eine Sache, derer sie sich gewiss war. Eine Atempause von ihrer Tante war mehr als angebracht.
    Als sie schließlich bei dem schmucken Haus des Anwaltes ankam, klopfte Alicia an die schwere Tür. Er öffnete umgehend und bat sie hinein, trotz der Überraschung auf seinem Gesicht. Dankbar trat sie in die Kühle seines Heims.
    »Ich dachte, unsere Verabredung wegen des Testaments sei erst morgen.«
    Sie hob die Hand. »Ja, Mr. Fritz, so ist es. Oder so war es. Ich hatte gehofft, wir könnten das verschieben. Jedenfalls für eine Weile«, fügte sie hinzu.
    Er runzelte die Stirn. »Aus welchem Grund? Euer Vater hat einige Bestimmungen hinterlassen, und es ist am besten, wenn wir diese so schnell wie möglich regeln. Es gibt da Dinge bezüglich der Schmiedewerkstatt, über die Ihr Bescheid wissen müsst.«
    Alicias Hand flog erschrocken zu ihrem Hals. »Ich habe sie nicht verloren, nicht wahr? Ich nahm an, sie würde mir gehören und -«
    »Liebes Mädchen, sie gehört Euch. Aber es gibt da jemand anderen, der -«
    Alicia stieß einen erleichterten Seufzer aus. Nun, wenn es etwas mit Charles zu tun hatte, er hätte wohl nichts dagegen, wenn sie noch ein paar Wochen warteten.
    »Gott sei Dank. Ihr habt mich einen Moment lang erschreckt. Nun, dann denke ich, kann es warten. Weshalb ich eigentlich hier bin, ist, weil ich Euch fragen wollte, ob Ihr wisst, wo die Plantage von Oliver Grant ist.«
    Mr. Fritz legte verwirrt die Stirn in Falten. »Ja, aber das ist ziemlich weit weg. Warum wollt Ihr dorthin?«
    »Es ist etwas, das mein Vater vorgeschlagen hat. Ich kann im Augenblick nichts weiter dazu erklären.«
    »Seid Ihr allein?«, fragte er.
    »Ja.«
    Er schüttelte den Kopf. »Liebes Mädchen, Ihr könnt da nicht ganz allein hingehen. Weiß Eure Tante, dass Ihr hier seid?«
    »Nein, und ich würde es vorziehen, wenn es auch so bliebe.«
    Eine Andeutung eines Lächelns umspielte seine Lippen. »Nun, ich kann nicht sagen, dass ich Euch das vorwerfe.« Er hielt inne und betrachtete Alicia eindringlich. »Ihr sagt, Euer Vater wollte, dass Ihr zu Oliver Grant geht?«
    »Ja.« Das war ohne Frage eine Lüge, doch wenn sie Samantha finden wollte, und damit wiederum ihre Vergangenheit, dann würde sie tun, was nötig war, um ihr Ziel zu erreichen.
    Er nickte. »Wartet hier. Ich werde jemanden holen, der Euch hinbringen kann.«
     
     
    Es war ein stattliches Haus, groß und imposant, mit einer geschnitzten Eingangstür. Ein Sortiment von Körben voller farbenprächtiger Blüten säumte die Veranda. Die Außenanlage mit ihrem Teppich aus smaragdgrünem Gras, das nicht von einem einzigen Unkraut verunziert wurde, war eindrucksvoll. Die Stille war ebenso beeindruckend. Mit Ausnahme der leichten Brise, die die Palmwedel kräuselte, oder dem gelegentlichen Schrei eines Vogels, war die Stille beinahe greifbar.
    Gewiss war das Haus bewohnt, da es so gepflegt war, und doch konnte man von der Stelle, wo Alicia am Fuß der Verandatreppe stand, keine Menschenseele sehen.
    Sie warf einen Blick ans Ende der Straße, wo sie den Fahrer gebeten hatte zu warten. Das Pferd stand geduldig, wedelte träge mit seinem Schwanz, und der Fahrer war wohl in der Kutsche geblieben, wo es kühler war. Alicia betrachtete die Tür noch einmal, atmete dann
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